Gesa Krause: Vielleicht wachse ich über mich hinaus

Davos/London · Was die für Trier startende Läuferin von der WM erwartet.

Davos/London Wer von Gesa Krauses Freunden am Donnerstag mit der deutschen Meisterin über 3000 Meter Hindernis deren 25. Geburtstag feiern wollte, musste in die Schweiz fahren. Trainer Wolfgang Heinig ist sowieso in Davos, Freund Marc reiste vor einer Woche nach und Krauses Eltern feierten auch mit. Die Europameisterin geht dem Trubel vor der am Freitag gestarteten Leichtathletik-Weltmeisterschaft in London aus dem Weg, verzichtete in Absprache mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband auf das gemeinsame Teamtreffen in Kienbaum bei Berlin. "In der letzten Woche ist es wichtig, dass man gesund bleibt, genug Schlaf bekommt und die letzten Trainingseinheiten mit Vernunft bestreitet", ist sich Krause sicher.
Nach ihrem Sieg beim Diamond League Meeting in Rabat, eine Woche nach den Deutschen Meisterschaften - wo Krause über 3000 Meter Hindernis und 5000 Meter siegte, startete sie ihre finale WM-Vorbereitung in dem Schweizer Luftkurort auf rund 1500 Metern Höhe und schuftete dort für möglichst viele Erfolge in London.
Die seit Jahresbeginn für den Verein Silvesterlauf Trier startende Ausnahmeläuferin setzt damit außer auf Ruhe auf ein erprobtes Erfolgsrezept: "Ich bleibe bis kurz vor dem Wettkampf in der Höhe. Damit habe ich gute Erfahrungen. Die ersten Tage der WM werde ich mir im Fernsehen anschauen." Vor dem Gewinn des Europameistertitels im vergangenen Jahr und dem Lauf zum aktuellen deutschen Rekord über 3000-Meter-Hindernis (9:15,70 Minuten) Anfang Mai in Doha war Krause ebenfalls erst kurz vor dem Rennen aus der Höhe gekommen. Wenn Silvesterlauf-Vorstandsmitglied Egbert Ries am kommenden Dienstag nach London reist, um das prominenteste Vereinsmitglied im Olympiastadion von 2012 anzufeuern, reist auch Krause an. "Der Vorlauf ist dann am ersten, das Finale am dritten Tag nach meinem Höhenaufenthalt", erklärt die Olympia-Sechste.
Wobei erst einmal der Vorlauf (Mittwoch, 9. August, 20.05 Uhr) überstanden und das Finale der besten Zwölf (Freitag, 11. August, 22.25 Uhr) erreicht werden will. "Der Vorlauf ist die erste Hürde. Da muss man konzentriert herangehen", weiß Krause, die sich trotz Bronze vor zwei Jahren nicht zu den Medaillenfavoritinnen zählt: "Wenn jemand zu mir sagt: ,Du holst Gold!' - dann ist das für mich nur eine Floskel."
Klar ist aber auch, dass die Konkurrentinnen aus Afrika Krause nach ihrem dritten Platz in Peking 2015, dem sechsten Platz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und dem Sieg in Marokko auf dem Radar haben. In der WM-Vorschau des Weltverbands IAAF wird sie neben der US-Amerikanerin Emma Coburn als einzige Nicht-Afrikanerin genannt - das will schon was heißen.
Ob es nun taktisch geprägte oder schnelle Rennen werden, darüber macht sich Krause keine Gedanken. "Ich will nicht auf ein langsames Rennen hoffen", sagt die viermalige Deutsche Meisterin. Sie sei auf alles vorbereitet. Wobei ihre gute Hindernistechnik und die zuletzt bewiesene hohe Endgeschwindigkeit gerade in taktischen Rennen vorteilhaft sind. Eine WM, ohne Tempomacherinnen sei sowieso immer für eine Überraschung gut, sagt Krause und fügt hinzu: "Vielleicht wachse ich ja über mich hinaus."

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