Ein Leben lang geistig fit bleiben

Illinois · Regelmäßiges körperliches und geistiges Training macht das Gehirn nachweislich fitter. Die geistige Leistungsfähigkeit steigt. Das Hirn wird aber auch widerstandsfähiger gegen neurologische oder psychiatrische Erkrankungen.

Illinois. (np) Dass ein Ausdauertraining auch positive Auswirkungen auf die geistige Fitness beim Menschen hat, konnten Wissenschaftler der Universität von Illinois, USA, 2008 als Erste überzeugend nachweisen. Und offensichtlich profitieren alle Bereiche geistiger Leistungsfähigkeit von sportlicher Betätigung.
Hirnforscher der Universität Bochum haben mithilfe der Kernspintomografie in die Gehirne von 26 Leistungssportlern (Judo, Karate, Triathlon, Marathon) und zwölf Nichtsportlern geschaut. Die Sportler wiesen in bestimmten Hirnregionen deutlich mehr Substanz auf als die Nichtsportler. Noch wissen die Forscher nicht, ob die Unterschiede von einem Zellwachstum herrühren oder von einer stärkeren lokalen Durchblutung. In jedem Fall gehen sie davon aus, dass sich das Mehr an Hirnsubstanz ganz allgemein positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt.
Doch man muss lange und regelmäßig trainieren, bis Sport zu einer Größenzunahme einiger Hirnbereiche führt. Aber auch ein kürzeres Training zeigt schon Wirkung. Forscher der Universität im kanadischen Montreal ließen unsportliche Erwachsene zweimal wöchentlich ein intensives Intervalltraining machen. Nach vier Monaten hatten sich sowohl die Kondition als auch die geistige Leistungsfähigkeit der Teilnehmer deutlich verbessert.
Wissenschaftler der Jacobs-Universität Bremen berichten, dass auch ein im späteren Lebensalter begonnenes regelmäßiges, moderates Ausdauertraining, zum Beispiel Walking und Radfahren, bereits nach drei bis sechs Monaten positive Effekte auf die geistige Leistung wie die Aufmerksamkeit und das räumliche Gedächtnis zeige.
Dr. Thomas Gronwald von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat in seiner Studie "Hirnaktivität im Sport" nachgewiesen, dass für eine hohe sportliche Leistung auch eine hohe Hirnaktivität erforderlich ist. "Sie ist notwendig, um den Organismus zu kontrollieren", berichtet der Sportwissenschaftler. Auch wenn viele Menschen das subjektive Gefühl hätten, beim Joggen oder Radeln den Kopf "abschalten" zu können, vollbringe das Gehirn in dieser Zeit Höchstleistungen.
Der Hirnforscher Professor Gerd Kempermann betont: "Ältere Menschen ohne Demenz profitieren geistig von körperlicher Betätigung." Bei einer Demenz hingegen kann Sport nicht mehr viel bewirken. Denn wenn eine Demenz offen zutage tritt, ist sie in der Regel schon sehr weit fortgeschritten. Sport seit früher Kindheit kann jedoch den Krankheitsverlauf verzögern, allerdings nicht verhindern und nicht stoppen. "Ein fitteres Hirn ist widerstandsfähiger gegen mögliche neurologische oder psychiatrische Erkrankungen", sagt Kempermann. Das Gehirn kann aber nur dann eine "Fitness-Reserve" aufbauen, wenn man es durch Bewegung und Lernen trainiert.

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