Ein Stück Ruanda an der Mosel

Trier/Hockweiler · Läufer aus allen Teilen der Welt kommen an Silvester nach Trier, um am letzten Tag des Jahres durch die Stadt zu rennen. Teilnehmer aus dem rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda fehlten bisher aber. Hans Tilly will das nach einem Entwicklungshilfe-Aufenthalt ändern.

 Durch die Teilnahme mit seinem Fahrer Richard Mashabu am He-for-she-Halbmarathon in Kigali hat Hans Tilly aus Hockweiler den Kontakt zu zwei der besten Nachwuchsläufer (links im Bild Mashabu Richard) aus Ruanda aufgebaut, die beim Bitburger 0,0% Silvesterlauf am 31. Dezember starten sollen. Foto: privat

Durch die Teilnahme mit seinem Fahrer Richard Mashabu am He-for-she-Halbmarathon in Kigali hat Hans Tilly aus Hockweiler den Kontakt zu zwei der besten Nachwuchsläufer (links im Bild Mashabu Richard) aus Ruanda aufgebaut, die beim Bitburger 0,0% Silvesterlauf am 31. Dezember starten sollen. Foto: privat

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Trier/Hockweiler. Bei Hans Tillys Reise nach Ruanda ging es Ende vergangenen Jahres nicht um sportliche Höchstleistungen. Der ehemalige Leiter des Trierer Zentrums für Sozialpädiatrie und Frühförderung will als Rentner beim Aufbau von Förderstützpunkten für Kinder mit Behinderung in dem ostafrikanischen Land helfen.
Ein Bericht im Landesteilhabebeirat kurz vor seiner Pensionierung habe ihn auf die Idee gebracht, sein in mehr als drei Jahrzehnten erworbenes Wissen bei der Förderung von beeinträchtigten Kindern als sogenannter Senior Experte weiterzugeben. "Die machen aus wenig viel", hat Tilly bei seinem Besuch in Ruanda festgestellt. Es sei aber noch viel Aufklärungsarbeit nötig. "Für die Familien ist es immer noch eine Schande, ein behindertes Kind zu haben", erzählt er. Die Menschen in Ruanda seien aber sehr aufnahmebereit.
Aufgeschlossen war auch Tilly trotz vollen Terminplans (Besuche an 17 Förderzentren innerhalb von zwei Wochen) über den Vorschlag seines Fahrers Richard Mashabu, am von den Vereinten Nationen initiierten He-for-she-Halbmarathon in der Hauptstadt Kigali teilzunehmen. In 1800 Meter Höhe lief der 65-Jährige aus Hockweiler mit Mashabu knapp unter zwei Stunden. "Der Lauf war nicht im deutschen Sinne organisiert", sagt Tilly. Doch die Stimmung sei gut gewesen.
Und: Der begeisterte Läufer kam in Kontakt zu Verbandstrainern, denen er von seiner Idee, ruandische Läufer an Silvester nach Trier zum Jahresabschlusslauf einzuladen erzählte. "Die waren direkt begeistert", erzählt Tilly.
Er hat inzwischen die Zusage, dass mit Salome Nyirarukundo und Jean Marie Myasiro die beiden ruandischen U20-Jugendrekordler über 10 000 Meter am Lauf teilnehmen werden. Um Flug und Unterkunft für die beiden 19-Jährigen und ihren Betreuer zu finanzieren (insgesamt rund 3000 Euro), hat Tilly bereits Sponsoren gefunden. Es werden die ersten Athleten aus Ruanda sein, die am vom Trierischen Volksfreund präsentierten Bitburger 0,0% Silvesterlauf teilnehmen. Und sie dürften nicht ganz chancenlos bei den Eliteläufen sein. International erfahren sind sie. Myasiro belegte bei den Junioren-Weltmeisterschaften vergangene Woche über 10 000 Meter in 29:26,16 Minuten den elften, Nyirarukundo gesundheitlich angeschlagen über 5000 Meter in 15:57,68 Minuten den 13. Platz. Die junge Frau hat sich als Vierte der Afrikameisterschaften (hinter drei Kenianerinnen, aber vor allen Äthiopierinnen) in 31:45,82 Minuten und für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifiziert. "Sie ist damit die erste Olympiastarterin, die feststeht", freut sich Silvesterlauf-Vorstandsmitglied Egbert Ries.

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