Wilde Hatz über Autos, Mauern und Reifenstapel beim Urbanian Run in Trier

Trier. · Premiere in Trier. Zum ersten Mal hetzten, kletterten und sprangen beim Urbanian Run am Sonntag 1000 Frauen und Männer durch die Altstadt. TV-Laufreporter Rainer Neubert war einer von ihnen. Hier seine Reportage.

 TV-Laufreporter Rainer Neubert im Höhenrausch. Das Hindernis Rush Hour beim Urbanian Run in Trier macht ihm jedenfalls besonders viel Spaß.

TV-Laufreporter Rainer Neubert im Höhenrausch. Das Hindernis Rush Hour beim Urbanian Run in Trier macht ihm jedenfalls besonders viel Spaß.

Foto: Holger Teusch

"Ich will jetzt Eure Hände seeeh'n!!!" dröhnt es aus den Lautsprechern. Sehen kann ich den Moderator nicht. Aber das ist für jemanden, der in der zehnten Startreihe steht und nur knapp 170 Zentimeter misst, keine neue Erfahrung. Die Stimmung vor der Porta Nigra ist prächtig, die Luft knistert vor Spannung. Aber vielleicht liegt das auch an dem schwülen Wetter. Noch zehn Sekunden bis zum Start des ersten Urbanian Run in Trier, noch neun, acht, sieben, … Die Trierer Sportdezernentin zieht tatsächlich den Abzug der Startpistole durch. Auf geht's zur wilden Jagd!
Für mich ist es das erste Hindernisrennen überhaupt. So nervös war ich schon lange nicht mehr vor einem Lauf. Aber heute kann ich dieses Kribbeln zumindest mit meinem Sohn teilen. Der 14-Jährige soll mir bei den Hangelpassagen helfen. Ich werde ihm dafür auf den Laufetappen zwischen den acht Hindernissen Beine machen. Wer zehn Kilometer läuft, muss diese zweimal sowie fünf weitere Barrieren überwinden. Aber bis sich Nummer eins in den Weg stellt, müssen erst einmal 1000 Meter gelaufen werden. Laufen? Hey, was ist das denn? Dieses Stop-and-Go fühlt sich an wie Silvesterlauf. "Vielleicht ist das ja das versteckte neunte Hindernis", rufe ich dem Sohn zu, während wir uns durch die gemütlich trabenden und vor Schweiß glänzenden Massen schlängeln. Okay, unsereiner duftet auch nicht mehr nach Oleander, Lavendel und Jasmin …
Im Palastgarten ist endlich mehr Raum, dort wartet das erste offizielle Hindernis: Jump'n'Run, mehrere Pylonreihen, die zu überspringen sind. Es ist offiziell das Hindernis des Trierischen Volksfreunds, weshalb ich hier mit unserem Fotografen verabredet bin. Kurz vor der letzten Hürde, die ich ganz rechts überspringen will, höre ich von ganz links sein Rufen. "Ach da bist Du …" Rumms, laufe ich voll in die Plastikbarriere und vermeide nur knapp den schmerzhaften Kontakt mit dem Wegbelag. Na ja, es gibt ja noch andere schöne Stellen für Fotos … Aber bitte nicht an diesem Hangeldings, das jetzt in Sichtweite kommt! Das ist mein Albtraum. Na gut, im Zweifelsfall mache ich zehn Liegestütze. Das darf ersatzweise sein, hat der Moderator am Start gesagt, wenn man ein Hindernis tatsächlich nicht schafft. Und schon hangelt mein sportlicher Nachwuchs durch die acht Meter lange Herausforderung, als wäre es ein Kinderspiel. Los jetzt, Papa, nur keine Blöße geben! Eins - Mann, ist das rutschig - zwei - geht doch - drei - fühlt sich gar nicht so verkehrt an - vier - Yippie!!! Meine Mundwinkel sind ab sofort vor den Ohren festgetackert. Was kann jetzt noch kommen, auf drei Kilometern im Zickzack durch die City?
Die mächtigen Sandsäcke zum Beispiel, die sind kein wirklich schweres Hindernis. Vielleicht liegt das auch an den Anfeuerungsrufen vom Streckenrand. Viele Trierer nutzen diesen feucht-warmen Nachmittag, um sich das Spektakel anzusehen. "Raineeer, lauf!"
Ich nehme trotzdem ein wenig Tempo raus, weil mein junger Begleiter auf der Flachstrecke mehr Schwächen zeigt als an den Hindernissen. Das Spitzenduo des 15 Minuten früher gestarteten 10er Laufs nutzt das, um auf seiner bereits zweiten Runde locker an uns vorbeizuziehen. Wow! Aber auf dem Viehmarkt lenken hübsche Frauen von diesem mentalen Tiefschlag ab. Sie drücken uns Pakete in die Hand. Die sollen über das überdimensionale Gepäcknetz und eine Rutsche auf die andere Seite der vier Meter hohen Wand gebracht werden. Das macht Laune, auch wenn es dabei ganz schön wackelig zugeht.
Rush Hour nennt sich das nächste Hindernis. Feierabendverkehr in Trier also. Schade, dass wir da nicht auch einfach über Autos laufen können. Eine spaßige Angelegenheit. Aber die Freude über die Blechkletterpartie lässt sich kaum auskosten, weil der Veranstalter nun Reifenstapel in den Weg geworfen hat.
Auf dem Hauptmarkt ist die Stimmung natürlich grandios, wie bei jedem Lauf in Trier. Eine Zumbatruppe animiert die Zuschauer zum Tanzen, während die schweißnassen Urbanian Runner über die gestapelten Holzkästen des Hauptsponsors klettern und springen. Nicht alle sehen noch frisch aus, einige leiden sichtbar. Nicht schlecht, dass sich am Frankenturm ein wenig Zeit zum Atemholen bietet. Denn hier, an der mächtigen Mauer, gibt es den einzigen wirklichen Stau. Kletterbegabte Leichtgewichte sind da klar im Vorteil, weil sie nicht unbedingt vom letzten Podest aus die Wand erklimmen müssen.
Sohnemann hat nun auch wieder genug Luft, als ich ihn auf die Mauer ziehe. Seine Gesichtsfarbe war schon natürlicher. Aber Papa ist ein Motivationsgenie: "Es sind nur noch ein paar Hundert Meter bis ins Ziel!" Dieses Versprechen zeigt Wirkung und lässt uns die Simeonstraße hinunterfliegen. Verdammt, ich verliere schon wieder einen Endspurt … Aber was soll's. Im nächsten Jahr machen wir den Zehner, ganz bestimmt.

Ergebnisse Urbanian Run

Frauen, 5 km: 1. Ramona Skalej (MX-Girls) 22:35 Minuten, 2. Megane Vallet (Muskelwerkstatt Trier) 23:22, 3. Sonja Knebeler (Luxemburg) 25:04, 4. Petra Heil (Ruwer Rockets ) 25:23, 5. Sabine Averbeck (Team
Trainingsbalance.de) 25:32, 6. Jutta Kuyken (Team Trainingsbalance.de) 25:32, 7. Lorena Beutler 25:39, 8. Mara Schneider (Kandelbach) 25:41, 9.
Nele Greinert 26:05, 10. Johanna Stein 26:06, 11. Jill Reuter 26:06 (alle maze runners), 12. Tatiana Alls 26:30, 13. Claudia Karl (Der TV
bewegt!) 26:33, 14. Heather Truitt (Amerikanisch-Samoa) 26:45, 15.
Mehmet Akman (The unstopable A-Team) 26:49.

Männer, 5 km: 1. Benedikt Althoff (Bengel) 19:11 Minuten, 2. Dominik Kuhn (TBS Pacemaker) 20:13, 3. Mirko Boemer (Belgien) 21:15, 4. Philip Bold (TBS-Pacemaker) 21:20, 5. Lukas Schulz (die Palderlz) 21:27, 6.
Stephan Schollenberger (Donnergurgler) 22:09, 7. Kevin Schweizer
(TBS-Pacemaker) 22:14, 8. Markus Rossen 22:20, 9. Marc Mayer 22:27, 10.
Florian Schulz (Freeletics) 22:28, 11. Johannes Feldges (Crossfit Trier) 22:36, 12. Gary Young (GLS Germany) 22:48, 13. Christopher Rutzsatz
(SVG) 23:00, 14. Sebastian Fürderer (Muskelwerkstatt Trier) 23:22, 15.
Daniel Schäffer (Die Unsterblichen) 23:23, 16. Dorian Vallet (Muskelwerkstatt Trier) 23:23, 17. Lucas Steinau (GLS Germany) 23:3, 18.
Johannes Simonis 23:34, 19. Christian Merge (The Running Gag) 23:36, 20.
Felix Hoffmann (Hoffmann) 24:07.

Frauen, 10 km: 1. Laura Chacon Biebach (Laura läuft) 36:20 Minuten, 2.
Sara Kamzela (Brooks Gettign Tough Team) 40:15, 3. Isabelle Hoffmann
(Luxemburg) 40:43, 4. Marie Thiel 47:06, 5. Rebecca Koch (GetFit Trier) 48:05, 6. Hanna Dahm (Fit for Fun) 50:28, 7. Melaniue Dahm (Fit for Fun) 50:29, 8. Sandrine Lenoir (Crossfit Trier) 50:47, 9. Sarah Heinen (Die
Heinen's) 51:24, 10. Chloe Lena Lassman (Neuseeland) 51:27, 11.
Magdalena Haimmerer (Brooks Getting Tough Team) 52:32, 12. Veronika Austrup (Power-Psychos) 53:076, 13. Gine Breuer 53:15, 14. Leoni Hens 43:26, 15. Nina Huwer (NiRo) 54:46.

Männer, 10 km: 1. Thomas Wittwer (easdy spoerts Fitness) 34:22, 2. Lucas Kempe Brooks Getting Tough Team) 34:36, 3. Dominik Werhan (PST Trier) 35:33, 4. Jürgen Michesl (Team läuft!) 35:41, 5. Vasilis Tzalis 36:09, 6. Marc Raßkopf (Citysport-Trier) 37:56, 7. Lukasz Komosinski 38:37, 8.
Christoph Wahlen (PST Trier) 38:46, 9. Mathias Moosmann (SK Gamenatix) 39:04, 10. Stephan König (LG Langsur) 39:41, 11. Marcus Karl (LG
Langsur) 40:20, 12. Thomas Feld (LG Langsur) 41:08, 13. Stefan Küßner 41:18, 14. Joël Gangolf (Luxemburg) 41:46, 15. Franky Kayser (Luxemburg) 42:08, 16. Michael Göppner (GLS Germany) 42:13, 17. Michael Marx 42:27, 18. Michael Laumers (SC Bleialf) 42:27, 19. Dominik Wallat (Brooks Gettign Tough Team) 42:35, 20. Ralph Hermes (SG Glü) 42:36.

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