Schlangenlinien als Ansporn

Baku · Vettel und Hamilton trennen vor der achten Runde in ihrem Formel-1-Titelduell nur zwölf WM-Punkte. Ihr wechselhafter Zweikampf dient beiden in Baku als Motivationshilfe.

 Verfolger: Lewis Hamilton (rechts) ist Sebastian Vettel auf den Fersen. Foto: dpa

Verfolger: Lewis Hamilton (rechts) ist Sebastian Vettel auf den Fersen. Foto: dpa

Foto: Emilio Morenatti (AP)


Baku (dpa) Die Schlangenlinien des Kehrfahrzeugs auf dem frischen Formel-1-Asphalt nährten Sebastian Vettels Lust auf eine rauschende Siegerparty in Baku. "Da dachte ich: Was der zu trinken hatte, will ich auch. Aber erst am Sonntagabend", verriet der WM-Spitzenreiter am Donnerstag nach seiner Streckenbesichtigung vor dem Großen Preis von Aserbaidschan. Der voll entfachte Titel-Zweikampf mit Lewis Hamilton setzt den Ferrari-Piloten mächtig unter Strom. "Wir sind dieses Jahr gleichauf mit Mercedes. Jetzt ist es entscheidend, dass wir das Entwicklungstempo mitgehen können", mahnte Vettel die Scuderia zu weiteren Anstrengungen über den Sommer hinweg.
Der verpassten Chance in Kanada, als Vettel zuletzt nach verpatztem Start gerade noch Vierter wurde und damit erstmals in dieser Saison das Podium verpasste, will der Hesse nicht länger nachtrauern. "Es gehört dazu, dass man solche Rennen hat, in denen man nicht das Ergebnis bekommt, was rechnerisch drin war", dozierte der 29-Jährige. Weiter, immer weiter auf dem harten Weg zum fünften Titel.
Hamilton dient Vettel dabei als beste Motivationshilfe. "Es ist toll anzuschauen und dabei zu sein, wie wir uns gegenseitig antreiben", sagte der Heppenheimer, der nach Hamiltons überlegenem Sieg in Montréal vor dem achten Saisonlauf am Sonntag (15 Uhr/RTL und Sky) nur noch zwölf WM-Punkte Vorsprung auf den Briten hat.
Auch Hamilton zieht immer wieder frische Kraft aus dem Duell mit dem Deutschen im Ferrari. "Es bringt eine andere Stimmung ins Team", sagte der 32-Jährige. In den vergangenen Jahren hatte sich die Mercedes-Crew bei den internen Kraftproben zwischen Hamilton und Nico Rosberg aufgerieben. "Damals hatten wir so ein Polster, da konnten die Leute auch nach Hause gehen und die Füße hochlegen. Jetzt weiß jeder, wenn er etwas mehr Zeit und Arbeit investiert, kann das der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage sein", sagte Hamilton.
In seiner Landkarte ist der höchst ungewöhnliche Stadtkurs von Baku mit langen Vollgas-Geraden und engen Altstadt-Kurven die einzige der aktuellen Formel-1-Strecken, auf der Hamilton noch nicht gewonnen hat. "Druck gibt es immer, ich liebe so etwas. Den meisten Druck mache ich mir sowieso selbst, weil ich weiß, was ich kann, und das auch liefern will", sagte der Dreifach-Champion, den seine Plauderlaune nur bei der Frage nach Ex-Freundin Nicole Scherzinger verließ. "Keine Pläne" habe er für einen Besuch ihres Konzerts am Samstag auf einer Bühne neben dem Fahrerlager, knurrte Hamilton.
Der Silberpfeil-Pilot hat wie Vettel in diesem Jahr bereits drei Rennen gewonnen. Auf einen Sieg folgte jedoch für beide stets ein Dämpfer. Bleibt es dabei, wäre in Baku eher wieder Vettel an der Reihe mit dem Gewinnen. "Wir müssen uns am Sonntag sicher nicht verstecken", sagte Vettel. Die zweijährige Aufbauarbeit bei der Scuderia, die seit 2007 keinen Fahrertitel mehr gewonnen hat, zahle sich immer mehr aus. "Die Dinge kommen zusammen. Es ist viel passiert, dieses Jahr ist sehr wichtig für uns. Hoffentlich ist das nur der Anfang", sagte Vettel.
Extra: WEHRLEIN BEDAUERT ABSCHIED SEINER CHEFIN


(dpa) "Persönlich finde ich es schade, weil ich immer sehr gut mit Monisha ausgekommen bin", sagte Formel-1-Pilot Pascal Wehrlein am Donnerstag vor dem Grand Prix in Baku. Kaltenborn, bis dahin Chefin des Sauber-Teams, habe ihm die Nachricht am Dienstagabend telefonisch übermittelt, für ihn sei die Entscheidung "sehr überraschend", sagte Wehrlein. Die Österreicherin war 2012 zur ersten Teamchefin der Formel 1 aufgestiegen. Wegen eines Richtungsstreits mit den Sauber-Eigentümern musste sie nun ihren Posten räumen. Ein Nachfolger soll in Kürze ernannt werden.

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