Heute ein König

Triers wohl unbekanntester Bundesligist: Die Schachgesellschaft Trier 1877 startet am Wochenende in die vierte Bundesliga-Saison.

Trier. Der TV beantwortet vor dem Start die wichtigsten Fragen zu den Denksport-Profis.

Wer spielt in der Schach-Bundesliga für die SG Trier?

Die meisten Bundesliga-Topspieler kommen aus dem Ausland und reisen zu den Spieltagen an. Einen Cheftrainer oder Teamtraining gibt es beim Bundesligisten daher schon aus logistischen Gründen nicht. Neu im Trierer Kader ist etwa David Howell (19), der im Alter von 16 Jahren zum "Großmeister" ernannt wurde - als jüngster Engländer aller Zeiten. Der 16er-Kader ist bunt gemixt, umfasst drei Deutsche (Rüdiger Seger, Dietmar Kolbus und Maxim Korman), drei Engländer, drei Polen, drei Ungarn, zwei Rumänen, einen Franzosen und einen Moldawier. Pro Doppel-Spieltag kommen acht Spieler zum Einsatz. Viele Schach-Profis spielen gleichzeitig in zwei oder mehr europäischen Ligen.

Wie finanziert die SG Trier in der Bundesliga so eine illustre Europa-Auswahl?

Trier hat sich etabliert in der wohl stärksten Liga der Welt. Die Gegner heißen Werder Bremen oder Bayern München. Die Bundesliga-Partien werden live im Internet übertragen. Der Club sucht noch händeringend Sponsoren für die Anschaffung von 16 benötigten Digital-Schachbrettern (Kosten: 7000 Euro). Das "Spiel der Könige" zieht keine Massen an. Sponsoren sind rar gesät, vieles läuft über Mäzenatentum. So stemmt ein aus der Region stammender und im Ausland lebender Geschäftsmann den Etat praktisch allein. Genannt werden will der Schach-Freund nicht. Der Trierer Etat liegt - geschätzt - im hohen fünfstelligen Bereich. Die SG peilt laut dem Club-Vorsitzenden Kurt Lellinger wie im Vorjahr einen Mittelfeldplatz an.

Wofür steht "SG Trier 1877"?

Die SG Turm Trier und der SC Trier-Süd fusionierten 2007 zur Schachgesellschaft Trier 1877. Die "Türmler" stellten zuvor das Bundesliga-Team, Trier-Süd war für die gute Nachwuchsarbeit bekannt. Der Trierer Club zählt mit mittlerweile 170 aktiven Mitgliedern zu den zehn größten Schachclubs Deutschlands.

Wer ist der beste Trie rer?

Das erfolgreichste SG-Vereinsmitglied spielt bei einem Liga-Konkurrenten. Großmeister Georg Meier (23) ist im Sommer von Werder Bremen zum Deutschen Meister Baden-Baden gewechselt, den Club von Schach-Weltmeister Viswanathan Anand. "Georg Meier ist Trier verbunden, aber für uns nicht zu finanzieren", sagt Lellinger. Meier, der zu Karrierebeginn in Zewen und beim SC Trier-Süd spielte, ist die Nummer zwei in Deutschland.

Wie verlief die Schacholympiade aus deutscher Sicht?

Für viel Wirbel sorgten die vier besten deutschen Schachspieler (neben Meier sind das Arkadij Naiditsch, Daniel Fridman und Jan Gustafsson) mit ihrer Absage bei der Schach-Olympiade, die am Wochenende im sibirischen Khanty-Mansiysk zu Ende gegangen war. Das Quartett verzichtete nach Querelen mit dem Deutschen Schachbund auf die Teilnahme am wichtigsten Mannschaftswettbewerb. Konkret ging es um die Höhe der Prämien. Das deutsche (Not-)Team landete in der Nationenwertung auf Platz 64. Das war das mit Abstand schlechteste deutsche Ergebnis bei der seit 1927 ausgetragenen Veranstaltung.

Wie sieht der Spielplan aus?

Die Saison beginnt für Trier am Wochenende mit einem Doppelspieltag in Wattenscheid. Das einzige Heimspiel der Saison wird am 11./12. Dezember im Sitzungssaal der Kreisverwaltung Trier-Saarburg über die Bretter gehen.

Was ist ein Großmeister?

Der Titel wird seit 1950 durch den Weltschachbund Fide auf Lebenszeit verliehen. Großmeister (GM) müssen zumindest eine Elo-Zahl von 2500 und zudem große Turnier-Erfolge vorweisen. Die Berechnung der Elo-Zahl wird durch den Vergleich von Schachspielern, die gegeneinander spielen, ermittelt. Im Trierer Kader stehen acht Großmeister.

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