Aufstehen!

Kaiserslautern · Die Enttäuschung ist groß bei den Spielern des 1. FC Kaiserslautern nach dem leichtfertig aus der Hand gegebenen Sieg gegen Union Berlin. Trainer Konrad Fünfstück fordert nach dem 2:2 von seiner Mannschaft, dass sie nun wieder aufstehen muss.

Kaiserslautern. Der Frust sitzt nach dem Schlusspfiff tief beim doppelten Tor-Vorbereiter Jean Zimmer. Der Wegbereiter der beiden Lauterer Treffer durch Ruben Jenssen (34.) und Marcel Gaus (40.) findet für die schwache zweite Halbzeit der Roten Teufel klare Worte: "Wir haben in der zweiten Halbzeit aufgehört, Fußball zu spielen, und haben nur noch verteidigt. Wenn wir das 3:0 gemacht hätten, wäre das Spiel gelaufen gewesen."
Die Riesenchance zur Vorentscheidung hatte Gaus (48.) auf dem Fuß, er traf aber nur die Unterkante der Latte - zum Verdruss von FCK-Kapitän Daniel Halfar, der Gaus wunderbar bedient hatte: "Es ärgert mich, dass wir den Sack nicht zugemacht haben. Wir haben uns nicht belohnt, obwohl wir über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht haben." Bis zur 76. Minute sahen die Pfälzer wie der sichere Sieger aus, ehe der Ex-Lauterer Fabian Schönheim nach einem Eckball zum 1:2 einköpfte. "Ein Gegentor nach einem Standard ist ärgerlich, da hat uns die Zuordnung gefehlt", kritisiert Halfar die Lauterer Defensive. Die sieht auch beim Ausgleichstor durch Bobby Wood (86.) nicht gut aus, als der Berliner vier Abwehrspieler austanzt und dann an FCK-Keeper Marius Müller vorbei ins kurze Eck zum 2:2 einschießt. Ein Torwartfehler des in diesem Spiel mehrmals unsicher und unglücklich agierenden Müller? Zimmer nimmt seinen Mannschaftskollegen in Schutz: "Kein Vorwurf an Marius, er hat uns in dieser Saison schon öfter gegen die anderen gerettet." So freuen sich am Ende die "Eisernen" aus Berlin über einen nicht mehr erwarteten Punktgewinn. Besonders freut sich der in Bad Kreuznach geborene Benjamin Kessel, dessen Profikarriere vor zehn Jahren in der Regionalliga beim FCK II begann. "Heute waren meine ganzen Freunde da. Nicht jede Mannschaft kommt auf dem Betzenberg nach einem 0:2 zurück. Wir haben eine super Moral gezeigt und uns das 2:2 verdient", sagte der 28-jährige Abwehrspieler. Kessel war über Wormatia Worms und dem FSV Mainz 05 II 2010 zu Eintracht Braunschweig gekommen. Mit den Niedersachsen stieg er 2011 in die zweite Liga und 2013 in die Bundesliga auf und bestritt 20 Erstligaspiele (2 Tore) für Braunschweig. Seit 2015 trägt er das Union-Trikot.
Freude bei den Ex-Lauterern Schönheim und Kessel auf der einen Seite, Frust bei den Roten Teufeln auf der anderen Seite. FCK-Trainer Fünfstück gibt in der Pressekonferenz zu, dass "wir enttäuscht über die zwei Punkte sind, die wir liegengelassen haben". Fünfstück lobt den Einsatzwillen insbesondere seiner beiden Stürmer Kacper Przybylko und des isländischen Neuzugangs Jon Dadi Bödvarsson, die er angeschlagen bzw. von Krämpfen geplagt nach gut einer Stunde auswechseln musste. Bittere Nachricht am Tag nach dem Remis: Der 22-jährige Przybylko erlitt eine Bänderverletzung am Sprungegelenk. Wie lange er ausfallen wird, ist noch unklar - dies gilt auch für den eingewechselten 23-jährigen Luxemburger Maurice Deville. Der Angreifer zog sich einen Mittelhandbruch zu und muss voraussichtlich in dieser Woche operiert werden.
"Die Jungs haben den Sieg hergegeben. Heute sind wir enttäuscht, morgen müssen wir wieder aufstehen", fordert Fünfstück volle Konzentration auf das Auswärtsspiel am Freitag beim Tabellensechzehnten SC Paderborn.

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