Dominic Maroh vom 1. FC Köln im Interview: "Keiner baut mehr Mist"

Mit etwas Verspätung erscheint Dominic Maroh (29) zum vereinbarten Intverview-Termin mit Patrick Scherer nach dem Vormittagstraining. Der Innenverteidiger des 1. FC Köln entschuldigt sich artig. Sein persönliches Programm aus Kraft- und Dehnübungen habe mehr Zeit gekostet. Heute kehrt Maroh nach Gelbsperre ins Team zurück. Der Gegner: Bayern München.

Herr Maroh, wie knackt man dieses Team, das gerade erst in der Champions League gegen Turin seinen Siegeswillen unter Beweis gestellt hat?Maroh: Die Bayern stehen für mich an der Weltspitze, haben sich über Jahre ein Standing erarbeitet, dass die Teams teilweise kapitulierend in die Spiele gehen. Es wurden Viererketten probiert, Dreier-, Fünferketten. Es haben Mannschaften mit Pressing versucht, mit Komplettverteidigung rund um den Sechzehner. Peter Stöger und sein Trainerteam haben auch diesmal wieder eine Spielidee für uns. Wir müssen sie umsetzen. Ich freue mich darauf. Pure Freude oder auch etwas Angst?Maroh (lacht): Ich habe mir ja extra die fünfte Gelbe Karte davor abgeholt, damit ich gegen Bayern spielen kann und es keine Diskussionen gibt. Nein, es ist doch toll, gegen die besten Spieler der Welt zu spielen. Gibt es einen Bayern-Spieler, vor dem der Respekt besonders groß ist?Maroh: Die Offensivreihe ist schon die Crème de la Crème. Wenn einer ausgewechselt wird, kommt mittlerweile einer, der diesen eins zu eins ersetzt. Gegen Juve kam Coman in der zweiten Hälfte, und Robben und Götze haben gar nicht gespielt. Gegen Bremen kam Lewandowski für die letzte Viertelstunde.Maroh: Exakt. Wobei man sagen muss, Bayern hat gegen uns immer die nominell beste Elf aufgestellt. Die wissen, dass wir eine unangenehme Mannschaft sein können. Wir können als Gegner eklig sein. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Verlauf?Maroh: Dass die Super-Vorrunde mit 24 Punkten Begehrlichkeiten geweckt hat, ist klar. Dann kam noch der Hinrunden-Abschluss mit dem 2:1 gegen Dortmund. Danach sind wir mit Gänsehaut nach Hause gefahren. Da sitzt man Weihnachten und überlegt in einer ruhigen Minute: Vielleicht können wir was Außergewöhnliches schaffen und an die vorderen Plätze rankommen, wie es Augsburg geschafft hat. In den vergangenen Jahren ist beim 1. FC Köln Ruhe eingekehrt. Sie kamen nach dem Abstieg 2012. Wie sehen Sie die Entwicklung?Maroh: Die chaotischen Zeiten waren ja vor meiner Zeit. Als ich hierhergekommen bin, hatten Verantwortliche das Sagen, die wissen, wie man so einen Verein, der ja heute auch Unternehmen ist, kompetent führt. Mit Peter Stöger hat der FC einen tollen Trainer verpflichtet. Wir sind eine homogene Truppe und ein homogener Klub. Sie sprechen Peter Stöger an. Was hebt ihn von anderen Trainern ab?Maroh: Er identifiziert sich voll und ganz mit der Aufgabe - auch mit Kleinigkeiten wie Karneval. Die Spieler sollen diese Mentalität hier aufsaugen. Das Team soll zum Anfassen sein. Da habe ich schon andere Trainer erlebt. Da heißt es: ,Zapfenstreich! Ihr bleibt zu Hause!' Er appelliert viel an die Eigenverantwortung. Das finde ich super. Keiner schießt mehr quer und baut Mist. Und diese losen Zügel werden nicht doch mal ausgenutzt?Maroh: Es ist nichts Dramatisches vorgekommen. Und wenn mal einer aus der Reihe tanzt, können wir viel innerhalb der Gruppe regeln. Dann schnappen sich zwei, drei ältere Spieler denjenigen und sagen: Guck, dass du wieder zu uns in den Kreis kommst. Das geht so nicht. Wo sehen Sie den 1. FC Köln denn mittelfristig, in drei, vier Jahren?Maroh: Das Wichtigste ist die Bundesliga-Zugehörigkeit. Das steht über allem. Es wäre schön, wenn man kurz- oder mittelfristig durch eine gute Saison mal in die Europa League rutscht und die Euphorie in die nächste Saison mitnimmt. Patrick Scherer ist Sportredakteur der Rheinischen Post.

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