Dreifach-Erfolg der deutschen Zwillinge

Trier · Dritter Dreifacherfolg der deutschen Läuferinnen beim vom Trierischen Volksfreund präsentierten "deutschen São Paulo": Corinna Harrer, Sabrina Mockenhaupt und Anna Hahner lagen im Sparkassen-Elitelauf vorn. Moses Kipsiro feierte bei den Männern seinen vierten Sieg.

Trier. Was macht eine gute Läuferin aus? Lange Beine, geringes Gewicht - bestimmt. Ganz wichtig: ein Kämpferherz. Und wie bekommt man das? Hartes Training, Crossläufe - möglich! Wer als Zwilling geboren wurde, dem wird der Kampfeswille sozusagen mit in die Wiege gelegt. So jedenfalls lautete eine Erklärung von Silvesterlauf-Moderator Wolf-Dieter Poschmann zum Dreifach erfolg der deutschen Frauen am Silvesternachmittag.
Siegerin Corinna Harrer hat eine Zwillingsschwester, Sabrina Mockenhaupt einen Zwillingsbruder (Markus belegte im Bitburger-Asselauf den 38. Platz) und die drittplatzierte Anna Hahner kann man nur anhand eines Ohrrings von ihrer Schwester Lisa (Sechste) unterscheiden.
Klar, dass der besten Kenianerin Cynthia Kosgei im Fünf-Kilometer-Elitelauf nur der vierte Platz blieb. Viele der rund 15 000 Zuschauer dürften sich aber die Augen gerieben haben, dass Zwilling Corinna (genannt "Coco") vor Zwilling Sabrina ins Ziel spurtete. "Alle haben Mocki, Mocki gerufen. Aber das hat mich auch motiviert", erzählt Harrer.
Bei starkem Wind war das Rennen auf die 1500-Meter-Spezialistin zugeschnitten. Nach verhältnismäßig langsamem Beginn verkleinerte sich die Spitzengruppe nur nach und nach. Seite an Seite gingen Mockenhaupt und Harrer auf die letzte 1000-Meter-Runde. 500 Meter vor dem Ziel zog die Olympia-Halbfinalistin aus Regensburg an.
"Ich habe gemerkt, dass Mocki ziemlich schnauft. Ich fühlte mich ganz okay und habe gemerkt, irgendetwas läuft hier heute anders als sonst", erzählte die 21-jährige Harrer. Sie habe die Schaufenster wie Spiegel benutzt, um einen Blick zu erhaschen, wie weit sie ihrer Konkurrentin enteilt war.
Acht Sekunden nach Harrer kam die dreimalige Silvesterlauf-Siegerin Mockenhaupt in 16:13 Minuten ins Ziel. "Ich hatte so einen Schiss in der Bux", plauderte Mockenhaupt bei der Siegerehrung frei Schnauze über ihre Nervosität beim Vergleich mit den jungen nationalen Spitzenläuferinnen. "Ich bin froh, dass ich Zweite geworden bin", sagte die 32-Jährige von der LG Sieg.
Anders als Mockenhaupt trieben Sambatrommler und die mit Trillerpfeifen und Konfetti ausgestatteten Zuschauer Moses Kipsiro zu seinem vierten Sieg in Trier. Fünf Jahre nach seinem Silvesterlauf-Hattrick (Kipsiro siegte von 2005 bis 2007) setzte sich der Olympia-Vierte von Peking im Bitburger-Lauf der Asse über acht Kilometer gegen fünf Kenianer durch. "Wegen des Winds war es sehr schwer zu laufen", sagte Kipsiro. Eine frische Brise wehte nicht nur den Zuschauern das Konfetti aus der Hand, sie sorgte auch für taktisch geprägte Rennen. Erst im Endspurt konnte sich Kipsiro in 22:41 Minuten gegen Dickson Kimutai (22:43) und Alex Kibet (22:45) durchsetzen.
Vize-Europameister Arne Gabius war als Siebter in 23:06 Minuten froh, zum fünften Mal bester Deutscher geworden zu sein. Lange Zeit kämpfte er mit Carsten Schlangen (Berlin/8. in 23:16) um die führende nationale Position. Er habe noch mit den Folgen eines Magen-Darm-Infekts zu kämpfen gehabt, die ihn im Dezember zeitweise außer Gefecht setzte, erklärte der 5000-Meter-Vize-Europameister Gabius.
"Die Zuschauerzahl geht in Richtung der zweitbesten nach der im Jubiläumsjahr 2009 mit Haile Gebrselassie", sagte der Silvesterlauf-Vereinsvorsitzende Berthold Mertes über geschätzte 15 000 Fans an der Strecke. 1537 im Ziel registrierte Teilnehmer waren das drittbeste Ergebnis nach 2009 (1759) und 2007 (1644).
Herausragende Tänzerinnen bei der anschließenden Silvesterfete im Athletenhotel waren Sabrina Mockenhaupt und Carolin Hingst. Die ehemalige deutsche Stabhochsprung-Rekordlerin, für deren Hilfsprojekt in Togo nach einem Aufruf im Trierischen Volksfreund drei Säcke Schuhe gesammelt wurden, lief im Scholtes-Volkslauf der Frauen fünf Kilometer in 23:05 Minuten. "Es wurde gefeiert, dass es nur so gekracht hat - und das unter den Augen von Bundestrainer Wolfgang Heinig", sagte Mertes augenzwinkernd.

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