"Du lernst, dich niemals aufzugeben"

Trier · Die Welt der Kampfkunst ist groß, vielfältig und weit weg von Schlägereien in zweitklassigen Actionfilmen. Tausende trainieren in der Region mit unterschiedlichen Motiven: Fitness, Selbstverteidigung, Herausforderung. In der Serie "Kampfkunst" stellt der TV ausgewählte Schulen, Vereine und Disziplinen vor. Heute: Thaiboxen im Chorakee-Gym Trier.

 Volle Kraft voraus: Jason Aca-Hoffmann (17, links) und Alex Svekarev (16) trainieren im Chorakee-Gym Trier Kombinationen und Blocktechniken. TV-Foto: Nina Wuttke

Volle Kraft voraus: Jason Aca-Hoffmann (17, links) und Alex Svekarev (16) trainieren im Chorakee-Gym Trier Kombinationen und Blocktechniken. TV-Foto: Nina Wuttke

Trier. "Thaiboxen ist aus meiner Sicht die realistischste Kampfsportart. Je mehr Körperteile ich einsetze, umso effektiver sind meine Aktionen." So spricht jemand, der es wissen muss. Stefan Reiter ist der Gründer und Leiter des Chorakee-Gym in Trier. Reiter war als Wettkämpfer sehr erfolgreich und wechselte mit 31 komplett auf die Trainerschiene. In seinen Schulen in Trier und dem saarländischen Merzig unterrichtet er Breitensportler ebenso wie erfolgreiche Wettkämpfer.
Thaiboxen, im Original Muay Thai, ist eine der härtesten Kampfsportarten der Welt. Der aus einer antiken Kriegskunst entwickelte thailändische Nationalsport lässt den Kämpfer nicht nur Fäuste und Füße, sondern auch Knie und Ellbogen einsetzen. "Somit wird der Körper beim Thaiboxen am meisten trainiert", erklärt Reiter.TV-Serie Kampfkunst


Frank Wenzel (50), einer der erfahrensten Kämpfer im Chorakee-Gym, betont die Steigerung des Selbstwertgefühls durch eine Kampfsportart: "Du hast eine komplett andere Ausstrahlung auf der Straße, wenn du Thaiboxen machst. Du weißt dich zu verteidigen, falls eine Situation aufkommen sollte, in der du es musst." Angst vor Verletzungen muss laut Wenzel niemand haben, denn "im Kampfsport gibt es nicht so viele Verletzungen wie zum Beispiel im Fußball. Hier weiß man, was einen erwartet, und man kann sich darauf einstellen. In meinen 35 Jahren Erfahrung in diesem Sport habe ich bisher nichts Schlimmeres als blaue Flecken gesehen".
Auch Receb Ayten (23) hat schon lange Interesse am Boxsport und ist froh, dass er vor sechs Jahren ins Chorakee-Gym kam. Er empfindet die Beherrschung eines Kampfsportes auch als nützlich im Alltag. "Man kommt mit Konfliktsituationen besser klar und lernt, diese genauer einzuschätzen", erklärt der 23-Jährige.
Daniela Bäumler (34) ist seit Juni letzten Jahres Mitglied im Chorakee-Gym und sieht sich selbst noch als Anfängerin. Für sie hat die Disziplin im Kampfsport eine sehr große Bedeutung: "Du lernst hier, niemals aufzugeben und dich selbst zu motivieren. Diese Disziplin kannst du auch auf andere Lebenslagen übertragen."
Falk Monzel (30) macht seit 18 Jahren Kampfsport. Der Trierer bestreitet pro Jahr bis zu fünf Kämpfe in der Profiklasse, er ist eines der Aushängeschilder des Chorakee-Gym. "Ich wurde damals ins Karate und dann ins Kickboxen gesteckt, weil ich zu viel Energie hatte und mich abreagieren musste", erzählt Monzel. In den Disziplinen Thaiboxen und dem damit verwandten K1 ist der Hulk, so sein Kampfname, deutschlandweit bekannt.
Der Besuch einer Trainingseinheit zeigt schnell, dass die Sicherheit der Trainierenden jederzeit im Vordergrund steht - und dass jede Menge Spaß dabei ist. Die Kämpfer üben, geschützt durch Boxhandschuhe und Knieschoner, mehrere Schlag-Kombinationen mit wechselnden Partnern. Zwischendurch werden immer wieder Kraft und Ausdauer trainiert. In der letzten halben Stunde gibt Stefan Reiter seinen Schützlingen noch mal die Möglichkeit, sich richtig auszupowern: Sechs Einheiten in kleinen Gruppen an den Boxsäcken stehen an, jeder muss dabei mit voller Kraft auf den Sack einschlagen.
"Nicht jeder kann direkt an Wettkämpfen teilnehmen" erklärt Trainer Stefan Reiter. "Viele wollen schon viel zu früh auf Wettkämpfe fahren, die muss man bremsen." Wer Thaiboxen auf Wettkampfebene betreiben wolle, brauche neben dem notwendigen Talent auch den unbedingten Willen. Am Ende entscheidet der Trainer.
Doch der Wettkampf ist keine Pflicht, viele trainieren auch aufgrund der sich daraus ergebenden Fitness, der Herausforderung und der Freude am sportlichen Kampf. "Alle haben hier die Möglichkeit, an ihre Grenzen zu kommen und ihre Ziele zu erreichen ", betont der Trainer. Ab März wird es im Chorakee-Gym auch ein Angebot für Kindertraining ab sechs Jahren geben.
Alle bisher erschienenen Teile der TV-Serie "Kampfkunst" finden Sie unter dem Link volksfreund.de/kampfkunstExtra

Das Chorakee-Gym wurde 2001 von Stefan Reiter in Trier gegründet. Anfänger, Fortgeschrittene, Hobbysportler und Profis können hier auf ihrem Leistungsniveau trainieren. Thaiboxen wird außerdem von vielen Schulen und Vereinen in der Region angeboten. Einen landesweiten Überblick bietet die Homepage des Muaythai Bunds Deutschland (MTBD) unter www.mtbd.de/gyms_rheinland_pfalz.html . jpExtra

Die Entwicklung des Muay Thai ist eng verbunden mit der Geschichte Thailands. Erste Wettkämpfe in einem Boxring mit zeitlich begrenzten Runden und Punktrichtern gab es erst 1929, doch Muay Thai ist seit Jahrhunderten ebenso Kriegskunst wie Volkssport. Aus Thailand verbreitete sich das Thaiboxen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr schnell. Anfang der 90er trainieren die ersten deutschen Sportler an der Uni in Bangkok. jp

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