Ein Eifeler in China: Uersfelder ist sportlicher Direktor des Fußballklubs Shandong Luneng Taishan

Uersfeld · Wie Daniel Stenz aus Uersfeld in der Vulkaneifel als Funktionär bei einem aufstrebenden chinesischen Fußballclub gelandet ist.

 Ein Uersfelder in China: Daniel Stenz arbeitet als Sportlicher Direktor bei einem großen chinesischen Club. TV-Foto: Helmut Gassen

Ein Uersfelder in China: Daniel Stenz arbeitet als Sportlicher Direktor bei einem großen chinesischen Club. TV-Foto: Helmut Gassen

Foto: Helmut Gassen

Aus der Elztal-Gemeinde Uersfeld im Landkreis Vulkaneifel kommen zwei Fußballgrößen. Der eine ist Reinhard Saftig, der frühere Trainer von Clubs wie Bayern München, Borussia Dortmund, Hannover 96 oder Galatasaray Istanbul. Der andere ist Saftigs Neffe Daniel Stenz. Auch der ist in der Fußballszene tätig - und das weltweit. Stenz ist ein Weltreisender in Sachen Fußball. Er düst von Berlin, Barcelona, Budapest, London, Vancouver, Kapstadt, New York, Johannisburg, Frankfurt bis Peking und ist seit März 2017 beim chinesischen Fußballclub Shandong Luneng Taishan als Sportlicher Direktor für Spielanalyse und Scouting zuständig.

Seit einem halben Jahr wohnt Daniel Stenz in China, seine Familie blieb im kanadischen Vancouver, wo er vorher über zwei Jahre bei den Vancouver Whitecaps - einem Team aus der Major League Soccer - als Chefanalytiker und Chefscout tätig war. In Vancouver hat er einiges bewegt. "Es war am Anfang schon hart, aber die Herausforderung lässt dich auch wachsen", sagt der Eifeler über diese Zeit.

Vor ein paar Tagen war Daniel Stenz nach einem Jahr mal wieder in Uersfeld. Besuche bei seinem früheren Club Union Berlin sowie bei Fortuna Düsseldorf, bei Borussia Dortmund und bei DFB-Chefanalyst Christofer Clemens standen während seines Deutschand-Besuchs ebenso auf dem Programm.

Bei seinem aktuellen Arbeitgeber, dem chinesischen Fußballclub Shandong Luneng Taishan in der Provinz Shandong gibt es einen weiteren sehr bekannten Mitarbeiter. Felix Magath ist dort seit Juni 2016 Trainer. "Er ist mit seiner Erfahrung eine Bereicherung für die Liga, gerade mit seinen Attributen, die er seinen Mannschaften im emotionalen Bereich mitgibt. Die Mannschaft ist viel effektiver, schneller und konstanter geworden", sagt Stenz über Magath.
Der Uersfelder hat in Asien einen Vertrag bis März 2018 unterschrieben. Es gefalle ihm in China, denn "die Voraussetzungen sind hier optimal, und man wird gut bezahlt". Doch auch er musste den Kulturschock zuerst einmal durchmachen. "Man muss das Prozedere in einem staatlich geführten Club verstehen. Das erste chinesische Wort, das ich gelernt habe, war Mama Lai, das heißt langsam", erzählt Stenz.

16 Mannschaften spielen in der chinesischen Liga, sein Club ist aktuell Dritter. Im Land der Mitte ist vieles anders als in Europa, auch im Fußball. "In China ist alles in einer Pyramide verfestigt, es gibt einen Entscheider an der Spitze, und das ist hier Club-Präsident Xi. Er hat drei Träume: erstens die WM im eigenen Land, das wird in Erfüllung gehen, ob 2030 oder 2034. Zweitens einmal ins Finale zu kommen und drittens die Meisterschaft in der Liga zu gewinnen", weiß Stenz. Und auch im finanziellen Bereich trennen Welten den Fußball im Reich der Mitte von dem in Europa.

"Jeder Verein in China ist einem Riesenunternehmen zugehörig, bei uns ist es das staatliche Unternehmen State Grid, welches das Monopol auf alle Elektrizitätswerke in China hat. Es ist übrigens das viertgrößte Unternehmen der Welt mit 1,4 Millionen Mitarbeitern." China drängt mit Macht und viel Geld in den Fußball. So hat die Regierung drei Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt, um Rasenplätze zu bauen. "Das Ansehen des Fußballs verändert sich zurzeit, er wird nicht mehr als Arme-Leute-Sport angesehen. Wir haben momentan einen Schnitt von 24.000 Zuschauern, das ist eine gute Fanbase. Wenn man das fußballerische Know-how aus Europa oder Amerika hier implementieren kann, wird Fußball in China einen Riesenboom erleben."

Die Chinesen wollen ihren Nachwuchs besser ausbilden, deshalb haben viele Clubs riesige Akademien, so auch Shandong Luneng Taishan. "Es wird sich was tun, die Chinesen meinen es ernst. Was die wollen, machen sie", weiß Stenz. Die Mentalität der Chinesen sei allerdings auch manchmal ein Hindernis. "Sie sind überragende Individualisten. Was ihnen noch fehlt, ist, im Spiel eigene Entscheidungen zu treffen, weil hier alles dynamisch ist und man in Situationen kommt, die man nicht gelernt hat, und wo man nicht gesagt bekommen hat, was man zu tun hat".

Und wie geht es für Daniel Stenz weiter? "Mein Ziel war es immer, Sportdirektor in einem großen Club zu werden, ob es in Erfüllung geht, weiß ich nicht. Und ich werde sicher irgendwann nach Europa zurückkommen. Aber zuerst will ich einfach nur weiter lernen, und China ist nun mal interessant".Extra: ZUR PERSON

Daniel Stenz machte zuerst eine Ausbildung zum Mechatroniker, dann lebte er zwei Jahre in Österreich, bevor er am Rhein-Ahr-Campus in Remagen Sportökonomie studierte. Während des Studiums fing Stenz 2007 als Praktikant beim 1. FC Köln an und wurde als Videoanalyst in den Trainerstab der zweiten Mannschaft aufgenommen. Nach drei Jahren nahm er dann ein Angebot von Union Berlin als Leiter Spielanalyse/Scouting an und war auch Co-Trainer dort. Ab Februar 2014 arbeitete er bei den Whitecaps Vancouver als Chefanalytiker und Chefscout. Mitte 2016 hörte er auf und wurde Chefanalytiker bei der ungarischen Nationalmannschaft. Seit März 2017 ist Daniel Stenz in China.

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