Sport Einfach abgefahren

Trier · TV-Reporter Lucas Blasius wagt sich auf die Wasserski-Bretter. Ein nicht ganz trockener Selbstversuch auf der Mosel.

Trier Gemütlich treibe ich im grünblauen Moselwasser, mein leuchtend roter Neopren-Anzug gibt mir Auftrieb. Auf der Wasseroberfläche spiegeln sich die dicken grauen Wolken, die trotz des Sommers am Himmel hängen. Darunter verschwimmt der Anblick meiner weißen Wasserski. Das Wasser ist angenehm, wärmer als erwartet. In den Händen halte ich ein dickes Seil mit glattem, schwarzem Griff. Ich schaue an dem Seil entlang zum Boot vor mir. Gleich geht's los.
Was hatte ich vorhin an Land noch gesagt bekommen? "Der hat ja Füße, da braucht er gar keine Skier mehr", lachte Franz Kirsch, als ich zur Trockenübung barfuß vor ihm stand. Zugegeben, Schuhgröße 48 ist nicht gerade klein, aber von der Länge der Wasserski vor mir auf dem Boden sind meine Füße zum Glück doch noch weit entfernt.
Ich zwänge mich in die Gummischuhe auf den Brettern und warte auf Anweisung - bevor es aufs Boot geht, soll ich das Skifahren erst einmal auf sicherem Terrain üben. Meiner Erwartung nach werde ich die Bretter sowieso nicht lange an den Füßen haben. Man kennt das aus Dutzenden Pannenshows im Fernsehen: In einem Moment sitzen die Leute noch gemütlich da, im nächsten brausen sie mit der Nase voran durchs Wasser, und ihre Ski fliegen im hohen Bogen durch die Luft. Um das zu vermeiden, gibt Franz Kirsch mir zur Übung vorab das Seil eines Lastzugs in die Hand: "Da hängen jetzt 30 Kilo dran. So wird auch ungefähr die Zugkraft beim Boot sein. Bleibe erst noch sitzen."
Ich greife zu. Gut festhalten muss man schon, überaus schwer ist es aber nicht. "Auf dem Wasser wartest du, bis ich dir aus dem Boot heraus ein Zeichen gebe. Dann kannst du ganz langsam aufstehen. Am wichtigsten ist, dass du die Arme immer gestreckt lässt. Nie ziehen!" Ich nicke und lasse meine Arme vom Gewicht langziehen. Es ist ungewohnt, nicht gegenzuhalten.
Als ich in der Mosel sitze, versuche ich, nur an diese Regel zu denken: Nicht ziehen. Der Motor des Boots braust auf. Nicht ziehen. Ein Schwall Moselwasser klatscht gegen meinen Bauch und spritzt mir ins Gesicht. Nicht ziehen. Gemächlich nehmen wir Fahrt auf, und die Ski an meinen Füßen drücken mich hinauf auf die Wasseroberfläche. Aus dem nassen Sprudeln in meinem Gesicht wird eine feine Wolke weißer Tröpfchen.
Obwohl ein erster Versuch auch schon funktioniert hat, bereite ich mich innerlich wieder auf das Hinfallen vor, einen nassen Aufprall. Aber der bleibt aus. Tatsächlich düse ich jetzt über das Wasser, richte mich auf und genieße das Erlebnis. Die Luft zieht vorbei, das Wasser rauscht unter meinen Füßen, Tropfen fliegen mir ins Gesicht, aber ich fahre. Am schwierigsten ist es, beim Fahren die Balance zu behalten. Einerseits die körperliche Balance, da man nach vorne gezogen wird und sich entsprechend nach hinten lehnen muss, ohne dass die Ski auf dem Wasser nach vorne oder hinten wegrutschen oder auseinandergleiten - im Stillen bin ich dankbar, als Kind viele Stunden draußen in der Natur gelaufen, gesprungen und herumgeschlittert zu sein. Andererseits ist es die Balance zwischen Entspannung, Freude und der nötigen Körperspannung. Das Wasserskifahren an sich ist nicht schwierig, wie von selbst geht es aber auch nicht. Nach einigen Momenten fühle ich mich sicherer. "Das macht unglaublich Spaß. Wirklich nicht so schwer", denke ich mir, ziehe mich noch ein klein wenig höher und platsche im gleichen Moment schon mit dem Kopf voran ins blubbernde Wasser. Als ich wieder aufschaue, treiben meine Ski neben mir. Nicht ziehen. Das habe ich vergessen. Das weiße Boot fährt eine Kurve und tuckert zu mir zurück. "Darf ich noch mal?", frage ich.

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