Fitness-Mythos: Hilft Magnesium gegen Krämpfe

Viele Menschen haben zu Hause Magnesium-Brausetabletten im Vorratsschrank stehen. Magnesium soll gegen Krämpfe helfen. Stimmt das wirklich? Der Trierer Sportarzt Dr. Peter Krapf kommt zu einem differenzierten Urteil.

Was ist ein Krampf? "Hierbei handelt es sich um eine ausgeprägte, schmerzhafte und unwillkürliche Kontraktion eines Muskels oder einer Muskelgruppe", erklärt Dr. Krapf.

Wie kommt es dazu? Für die Erregungs-Übertragung von einer Nervenfaser auf die Muskelfaser benötigt der Mensch Elektrolyte wie Kalzium, Natrium, Kalium, Magnesium, Chlorid oder Phosphor. Muskelkrämpfe entstehen meist wegen eines lokalen Elektrolytmangels. Dabei unterscheidet der Trierer Mediziner zwischen gewöhnlichen und symptomatischen Muskelkrämpfen: "Der gewöhnliche Muskelkrampf tritt meist ohne fassbare Ursache auf, vor allem in Ruhe und nachts. Oft ist die Wadenmuskulatur betroffen. Der symptomatische Muskelkrampf entsteht bei körperlicher oder sportlicher Belastung - besonders bei Hitze und Flüssigkeitsmangel." Auch Medikamente und Alkohol können laut Dr. Krapf Auslöser für Krämpfe sein: "Beim Abbau von Alkohol benötigt der Körper Magnesium, das dann den Muskeln fehlt."

Rolle des Magnesiums: Nach Auskunft des Facharztes verlieren Sportler pro Liter Schweiß etwa 1,1 Gramm Natrium, ein Gramm Chlorid, 0,3 Gramm Kalium, 0,06 Gramm Calcium und 0,04 Gramm Magnesium. Beim Schwitzen geht also vor allem Natrium verloren. Der Magnesiumverlust ist gering. Es gibt keine eindeutigen Beweise, dass ein Magnesiummangel Hauptauslöser von Krämpfen beim Sport ist. Dennoch ist ein Zusammenhang nicht aus der Luft gegriffen. Magnesium hat, wenn es ausreichend vorhanden ist, einen zumindest dämpfenden Einfluss auf eine mögliche Krampfauslösung.

Was tun? Es gilt, das Elektrolytgleichgewicht zu halten. Dafür kommt aus Sicht von Dr. Krapf der Verzehr mehrerer Nahrungsmittel infrage: "Magnesium ist in Vollkornprodukten, grünem Gemüse und Hülsenfrüchten enthalten. Kalium steckt in Bananen, Gemüse, Reis und Kartoffeln, Calcium in Milch und Milchprodukten, insbesondere in Hartkäse." Eine besondere Bedeutung kommt für den Sportarzt zudem einem geeigneten Mineralwasser zu: "Aber Vorsicht. Nicht jeder verträgt ein elektrolytreiches Mineralwasser." Wer bei Magnesiummangel auf spezielle Präparate setzen möchte, sollte laut Dr. Krapf Mittel mit organischen Verbindungen (zum Beispiel -aspartat, -citrat, -orotat) vorziehen - aus Gründen der Wirksamkeit. Therapeutisch sollte bei Krämpfen die betroffene Muskulatur gedehnt werden. Linderung verspricht auch das Anspannen der Antagonisten (Gegenspieler). Dr. Krapf empfiehlt zudem die vier "B": Beugen, Bewegen, Bearbeiten, Brausen.

Fazit: Wenn ein Sportler zu Krämpfen neigt, kann die Magnesium-Aufnahme vorbeugend wirken, da der Mineralstoff neben anderen eine wichtige Rolle beim Anspannen und Entspannen von Muskeln spielt. Wenig sinnvoll erscheint dagegen eine Magnesium-Zufuhr während des Wettkampfs. Wenn der Krampf da ist, hilft auch keine Brausetablette mehr. bl

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