Harry Potter, Schrecken der Wölfe

Trier · Erneutes Drama für Volkswagen, Doppelsieg für Hyundai, Ausfall-Orgie und ein rauschendes Fest für Zehntausende von Fans: Die Rallye Deutschland wird als zwölfte ihrer Art in der Region seit 2002 unvergesslich bleiben.

Trier. "Ich bin froh, dass wir vorn liegen. Aber es gibt noch 1000 Möglichkeiten, irgendetwas falsch zu machen." Thierry Neuville mochte am Sonntagmorgen vor den beiden letzten Wertungsprüfungen noch nicht so recht an den Erfolg glauben, den ihm ein gütiges Schicksal plötzlich auf dem Silbertablett servierte.
Der 26jährige Belgier, der den Hyundai-Triumph vor seinem Markengefährten und Vorjahressieger Dani Sordo (Spanien) schließlich perfekt machte, war neben der eigenen Leistung auch von einer wahren Ausfall-Orgie auf das oberste Treppchen gespült worden. Hinter Neuville und Sordo sorgte das Norweger-Duo Andreas Mikkelsen/Ola Fløene für den ersten Podiumsplatz von Volkswagen bei einer Heim-WM-Rallye.
Der junge Mann aus St. Vith mit dem Harry-Potter-Aussehen verfügte nicht nur über ein überragendes fahrerisches Können, sondern auch über Nerven wie Drahtseile, als es drauf ankam. Nach einem spektakulären Salto Mortale beim Shakedown und verhaltenem Start, spulte er sein Programm mit Gelassenheit, Konzentration, Routine und einem dicken Kuss von Fortuna ab.
"Wir haben so hart gearbeitet in den vergangenen Wochen und Monaten. Es freut mich für unsere ganze Truppe. Das Team hat uns ein phantastisches Auto hingestellt und wir hatten auch manches Mal das notwendige Glück bei der Reifenwahl", bilanzierte Neuville. Der erste Doppelsieg war auch für Hyundai, das in diesem Jahr mit in die Rallye-Weltmeisterschaft zurückgekehrt war, enorm wichtig. Neuville: "Wir haben uns von Rückschlägen nicht verrückt machen lassen. Wir wussten, das es ein sehr schwieriges Jahr werden würde."
So sehr sich der deutschsprachige Belgier über das glückliche Ende dreier turbulenter Rallye-Tage freute, so sehr hatte es dem deutschen Hersteller Volkswagen zum zweiten Mal in Folge im Heimatland die Stimmung verhagelt.
Beide WM-Führenden Ogier und Latvala ausgeschieden, keine Vorentscheidung in Sachen Hersteller-Titel, lediglich Mikkelsen im dritten Polo R WRC rettete mit einem Podestplatz die Ehre. Es floss viel (virtuelles) "Wolfsblut" zwischen Showstart vor der Porta und der sonntäglichen Moselsekt-Dusche.
Dennoch durfte die VW-Truppe mit einer halbwegs tröstlichen Gewissheit abreisen. Auch der nächste Weltmeister wird das VW-Logo auf dem Fahreranzug tragen. Da auch der Ire Kris Meeke keine WM-Punkte sammelte, wird in den verbleibenden vier WM-Rallyes ein Fahrer aus dem Trio Ogier, Latvala und Mikkelsen den Titel einheimsen.
In den Kampf um den Gesamtsieg der vier Markenhersteller konnten Citroen und Ford zu beider Leidwesen nicht entscheidend eingreifen. Während Kris Meeke für die Franzosen im DS3 WRC sogar noch den Gesamtsieg bis kurz vor Schluss vor Augen hatte, lieferte Elfyn Evans im Ford Fiesta RS WRC als Vierter ein anständiges Asphalt-Debüt ab und verwies den erfahreneren Mikko Hirvonen auf Rang fünf. Die "Top six" komplettierte der Norweger Mads Ostberg als bestplatzierter Citroen-Pilot.

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