Herr Ceferin und die Skandale

Genf · Fußball: Wenn sich die Uefa heute in Genf trifft, steht besonders ein Slowene im Fokus.


Genf (dpa) Mit einem klaren Versprechen startete Uefa-Chef Aleksander Ceferin vor einem Jahr die Nachfolge des gestürzten Michel Platini. Als "Wächter des schönen Spiels" sieht sich der Slowene - doch vor dem Kongress der Europäischen Fußball-Union am Mittwoch in Genf heftet dem 49-Jährigen öffentlich noch das Bild des unnahbaren Technokraten an. In der Debatte um den Transfer-Wahnsinn, den Reformprozess und neue Wettbewerbe steht auch Ceferin vor wegweisenden Monaten. Die wichtigsten Herausforderungen im Überblick:
SKANDALE Auch knapp zwei Jahre nach der ersten Sperre für Platini beschäftigt sich der europäische Fußball mit den Nachwehen der vermeintlich überwundenen Skandal-Vergangenheit. Bei der Exekutivsitzung nach dem Kongress wird Ceferin einen Nachfolger von Angel Maria Villar Llona als einen der fünf Uefa-Vizepräsidenten berufen. Der zeitweise wegen Korruptionsvorwurfs festgenommene langjährige Top-Funktionär aus Spanien war zuletzt von seinen internationalen Ämtern zurückgetreten. Zudem wird in der Schweiz unabhängig davon ein neues europäisches Mitglied für das Fifa-Council gewählt - der Russe Witali Mutko war vom Weltverband nicht mehr zugelassen worden. Da Alexej Sorokin, Chef des russischen WM-Organisationskomitees, als einziger Kandidat antritt, sollte die Wahl ein Selbstläufer sein.
FINANCIAL FAIRPLAY Mit markigen Worten kündigte Ceferin jüngst striktes Durchgreifen im Transfer-Wahnsinn an. "Ich meine es sehr ernst, ihr werdet sehen. Wenn die Hilfestellungen nichts nützen, werden wir bestrafen. Und zwar hart", sagte er in einem Interview mit mehreren Zeitungen über Verstöße gegen das Financial Fairplay. Fußball-Fans werden Ceferin vor allem daran messen, ob Clubs wie Paris Saint-Germain für ihre kostspieligen Zukäufe büßen müssen.
TRANSFERFENSTER Im Bestreben, die Auswüchse auf dem Transfermarkt einzudämmen, werden die Rufe nach einem Wechselschluss vor Saisonbeginn lauter. Doch wirklich Abhilfe dürfte nur eine flächendeckende Lösung in den wichtigsten europäischen Ligen bringen. Hier kommt Ceferin eine wichtige Rolle zu - wie auch bei seinem Wunsch nach einer Gehaltsobergrenze für Spieler.
WETTBEWERBE Für viele Fans sind Nationenliga und die EM 2020 noch weit weg — in der Planung rücken die Neuerungen aber langsam in den Vordergrund. Ceferin muss die Lieblingskinder seines Vorgängers Platini moderieren und erläutern, was die Vorzüge des neuen Wettbewerbs und der ersten Europameisterschaft in 13 Ländern sein sollen.
Im September 2018 startet die Nationenliga - die Teams werden dabei in vier Ligen mit Auf- und Abstieg eingeteilt. Die Auslosung der Gruppen in den Ligen ist für Januar kommenden Jahres geplant. Am Mittwoch werden die Finalorte für die Club-Wettbewerbe 2019 bekanntgeben, bei dem Auswahlprozess hat Ceferin zumindest für mehr Transparenz gesorgt.

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