"Ich weiß nicht, was die Fans erwarten"

Kaiserslautern · Das hat es auf dem Betzenberg lange nicht mehr gegeben: Trotz eines 1:0 (1:0)-Sieges gegen den SC Paderborn wird die Mannschaft von den eigenen Fans ausgepfiffen. Die Spieler reagieren und gehen in die Kabine, ohne sich von ihren Anhängern in der Kurve zu verabschieden.

Kaiserslautern. Was ist da los im Fritz-Walter-Stadion? Selbst langjährige Beobachter und Kenner der FCK-Szene unter den Journalisten schütteln verwundert den Kopf. Nach einer spielerisch schwachen Vorstellung, garniert mit vielen unnötigen Fehlpässen und Leichtsinnsfehlern, gibt es zur Pause und nach dem Schlusspfiff ein gellendes Pfeifkonzert von den knapp 28 000 Zuschauern. Und das, obwohl die Betze-Buben dank eines Elfmeter-Tores ihres Kapitäns Chris Löwe (15. Minute) mit 1:0 ihren ersten Saisonsieg feiern und mit acht Punkten auf Platz vier der Tabelle hochklettern.
Lauterns Trainer Kosta Runjaic ist direkt nach der Partie im Interview beim Fernsehsender Sky angefressen. "Man muss auch mal dankbar über ein dreckiges 1:0 in einem Drecksspiel sein." Nach der offiziellen Pressekonferenz legt der FCK-Coach im Gespräch mit den regionalen Medienvertretern nach: "Das war eine spontane Reaktion der Mannschaft, nicht in die Kurve zu gehen. Ich habe immer hinter meinem Team gestanden, jetzt auch. Die Jungs geben immer ihr Bestes. Wir haben in dieser Saison wieder einen personellen Umbruch, das Team hat Unterstützung verdient. Ich weiß nicht, was die Fans erwarten."
Wer die Stimmung und Atmosphäre auf dem Betzenberg kennt, weiß, dass der Funke normalerweise von den Anhängern aus der Westkurve auf die Spieler überspringt. Nun war die Leistung des FCK im Spiel gegen Paderborn gelinde gesagt keine spielerische Offenbarung, dazu kamen viele einfache Abspielfehler. War das allein der Anlass für die Pfiffe? Oder sind die Fans aufgrund der starken Vorstellungen in der vergangenen Saison zu sehr verwöhnt? Oder sitzt der Frust nach dem knapp verpassten Aufstieg so tief, dass das Team und Trainer Runjaic schon zu Saisonbeginn keinen Kredit mehr bei ihren Fans haben? Lauterns Kapitän Chris Löwe "kann das Verhalten der Fans nicht verstehen. Wir haben viele junge Spieler, die durch die Pfiffe verunsichert werden. Ich weiß nicht, wofür wir uns rechtfertigen müssen - wir sind nicht Bayern München."
Etwas selbstkritischer zeigt sich der 22-jährige FCK-Torhüter Marius Müller: "Es ist schon schade, wenn die Pfiffe kommen. Wir spielen mit etwas mehr Ballbesitz, damit müssen sich die Fans noch anfreunden. Wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht. Dafür dürfen wir keine Ausreden suchen, sondern müssen akribisch daran arbeiten."
Das weiß auch Runjaic, der mit dem Passspiel "nicht zufrieden" war und ankündigt, bei der Partie am Freitag in Heidenheim "vielleicht mit einer anderen Mannschaft ins Spiel zu gehen". Dennoch betont er das Positive: "Wir sind in dieser Saison noch ungeschlagen. Wir spielen in einer Knochenliga und brauchen die Unterstützung. Wir werden den Dialog mit den Fans suchen." fan

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort