Je grüner, desto gefährlicher!

Trier · Karte, Kompass und dann ab in den Wald! TV-Mitarbeiter Holger Teusch hat das Jubiläum "25 Jahre Orientierungslauf in Trier" mitgefeiert und im Selbstversuch seine eigenen Erfahrungen gemacht.

 Jedes gefundene rot-weiße Fähnchen gibt beim Orientierungslauf einen Motivationsschub. TV-Foto: Holger Teusch

Jedes gefundene rot-weiße Fähnchen gibt beim Orientierungslauf einen Motivationsschub. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu) ("TV-Upload Teusch"

Trier Was würde ich wohl denken, wenn ich mit Familie spazierengehe und plötzlich landet - die Böschung mehr runterrollend als -springend - ein Läufer auf dem Waldweg? Diese Frage geht mir durch den Kopf, als ich versuche, wie die Cracks der Orientierungslaufszene den nächsten Posten zu erreichen. Karte mit dem Kompass einnorden, Richtung anpeilen - und los! Möglichst immer geradeaus!Leichter gesagt als getan im Auf und Ab des Trierer Weißhauswalds. Ein richtiger Orientierungsläufer hätte wohl schon vorher auf der Karte gesehen, dass "einfach geradeaus" nicht möglich, zumindest nicht sinnvoll ist. Viel zu dicht liegen die Höhenlinien beieinander. Laufen? Gehen? Nein, klettern ist angesagt. Irgendwann komme ich ins Rutschen, schlage mit dem rechten Knie gegen einen Baumstumpf. Der ist zum Glück morscher als die Läuferknochen. Der direkte Weg ist nicht immer der beste, oft nicht einmal der schnellste und schon gar nicht der einfachste und sicherste. Aber zumindest lande ich nur wenige Meter vom gesuchten Posten entfernt auf dem Waldboden.Den nächsten Punkt, der anzulaufen ist, suche ich lieber anders, nur anhand der Orientierungslaufkarte. "Ich orientiere mich eigentlich nur an der Karte", erzählt mir Mona Reuter später. Wegbiegungen und -kreuzungen, besondere Punkte in der Landschaft helfen. Orientierungslaufkarten sind detailreicher und in größerem Maßstab als übliche Wanderkarten. Schmale Pfade, einzelne Felsen, Hügel, Gräben, Böschungen, Bäche, Wasserlöcher, praktisch alles ist verzeichnet. Die Karten werden extra angefertigt. Eine Heidenarbeit, die fünf Euro Startgeld für das Laufabenteuer bei weitem nicht aufwiegen können.Gewöhnungsbedürftig: Wald ist auf der Karte weiß gefärbt, Kulturland gelb. Grünes Gelände sollte man meiden. Das kommt mir aber erst wieder in den Sinn, als sich vor mir eine Wand aus umgefallenen Bäumen, Büschen und Dornen auftürmt. Ich fürchte jeden Moment in eine Rotte Wildschweine zu geraten. Doch zum Glück ist auf der Karte nur eine helle Grünfärbung zu sehen: leichtes Dickicht. Dunkelgrün bedeutet unpassierbar. Ohne Schrammen geht es aber nicht hindurch. Danach weiß ich, weshalb Orientierungsläufer lange, reißfeste Kleidung bevorzugen.Mona Reuter geht es ähnlich. "Ich bin ein paar Mal auf dem Popo gelandet", erzählt die 28-Jährige vom Post-Sportverein Trier lachend. Sie war schon mehrmals Landesmeisterin auf Mittel- und Langstrecken im Stadionoval, also etwa der genau gegensätzlichen Laufdisziplin. Vor ein paar Jahren versuchte sie sich erstmals beim Lauf mit Karten und Kompass und hat jetzt richtig Blut geleckt. "Ich glaube, den Orientierungslauf nehme ich in meine Jahresplanung auf. Es hat schon viel besser geklappt als letztes Mal", erzählt Reuter. Nur zu Beginn gab es Schwierigkeiten. "Da waren aber ein paar Kinder vom Kids-Orientierungslauf. Die haben mir weitergeholfen."Diese Erfahrung mache ich auch. Man hilft sich gegenseitig. Zwar werden die Teilnehmer im Ein- oder Zwei-Minuten-Abstand mit einem Chip am Zeigefinger statt Startnummer (mit dem Chip lässt man sich an jedem Posten das Erreichen elektronisch quittieren) auf den Weg geschickt, doch wenn man Glück hat, trifft man ab und zu auf Gleichgesinnte. "Hier oben", höre ich irgendwann gleich mehrere Stimmen. Das war einfach! Es hätte sonst noch etliche Minuten gedauert, die versteckt in einer Kuhle stehende rot-weiße Fahne zu entdecken.So wie zwei Stationen weiter. Ein Läufer, nämlich ich, sieht den Wald vor Bäumen und vor allem die begehrte Markierung nicht. Irgendwo hier muss sie sein. Ist sie aber nicht. Also zurück zur letzten Wegkreuzung, Karte einnorden, Richtung zum Posten bestimmen, Entfernung abschätzen - und noch einmal langsam in den Wald hinein. Der einsetzende Regen und die beschlagene Brille machen die Suche nicht leichter. Doch Beharrlichkeit zahlt sich letztendlich aus! Hinter einem großen Stein ist Posten Nummer neun. Wieder ein Erfolgserlebnis.16 Mal gibt es den kleinen Motivationsschub. Knapp neun Kilometern Strecke in eineinhalb Stunden laut GPS. Bestzeiten läuft man anders. Luftlinie sollen es fünf Kilometer mit 230 Höhenmetern gewesen sein. Das lässt sich optimieren - beim nächsten Trierer Orientierungslauf im Frühjahr.Ergebnisse Trierer Orientierungslauf mit Rheinland-Pfalz-, Saarland- und luxemburgischen Meisterschaften:Mädchen bis zehn Jahre (1,7 km): 1. Elvire Pierlot (Belgien), 2. Emma Gerhards. Bis zwölf Jahre (2,7 km): 1. Anne Kästner (TV Oberbexbach), 4. Angelika Rieger (TSV Tarforst).Frauen ab 19 Jahre (5 km, 16 Posten): 1. Anna Kraj (OLF Mainz) 57:41 Minuten, 9. Mona Reuter (PST Trier) 1:35:05.Männer ab 19 Jahre (6,3 km, 17 Posten): 1. Cedric Guthier (TSG Bad König) 49:08 Minuten. Ab 40 Jahre (5 km, 16 Posten): 1. Ondrej Kotecký (Tschechien/LuxOC) 43:07, 2. Julien Gaffuri (LuxOC) 43:47, 3. Jörn Saß (OLF Mainz) 46:52, 22. Markus König (Turn-Team Trier) 1:20:11, 25. Bernd Pfannkuchen (Trimmelter SV) 1:26:31, 26. Holger Teusch (TSV Bullay-Alf) 1:30:18. Ab 55 Jahre (4,8 km, 16 Posten): 1. Dirk Hartmann (Trier/TV Bierbach) 51:53. Ab 65 Jahre (4,3 km, 14 Posten): 1. Achim Bader (OLF Mainz) 47:31, 9. Gunther Franz (Trimmelter SV) 1:46:52.Alle Ergebnisse: <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/laufen" text="www.volksfreund.de/laufen" class="more"%>Extra: ORIENTIERUNGSLAUF IN TRIER SOLL FORTGESETZT WERDEN

Trier

(teu) Jürgen Pfannkuchen vom Trimmelter SV, der ein Vierteljahrhundert lang Orientierungsläufe in Trier organisiert hat, macht zwar nicht mehr weiter, es soll aber trotzdem weitergehen mit Veranstaltungen in Trier. Ein rheinhessischer Verein wolle als Ausrichter auftreten, erklärte Pfannkuchen. "Wir stellen unser Kartenmaterial und das Postensystem zur Verfügung." Er werde bestimmt auch helfen, wenn nötig, wolle nach 25 Jahren aber nicht mehr als Veranstalter auftreten.

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