Klebebilder entfachen Liebe für Salmrohr

Salmrohr · Oft verlieren sich im Salmtalstadion gerade mal um die 200 Zuschauer. Unter den FSV-Fans gibt es aber so einige markante Persönlich- keiten, darunter auch Marco Bader. Überwie- gend von seiner Heimatstadt Düsseldorf aus koordiniert er die Presse- und Öffentlich- keitsarbeit des Vereins.

 Den Zusammenhalt beim FSV schätzt Marco Bader (Mitte). Im Bild von links von ihm: Ehrenvorsitzender Peter Rauen und, Trainer Peter Rubeck. Rechts von ihm: Die zweiten Vorsitzenden Karl-Heinz Kieren und Christian Rauen. Foto: Andreas Arens

Den Zusammenhalt beim FSV schätzt Marco Bader (Mitte). Im Bild von links von ihm: Ehrenvorsitzender Peter Rauen und, Trainer Peter Rubeck. Rechts von ihm: Die zweiten Vorsitzenden Karl-Heinz Kieren und Christian Rauen. Foto: Andreas Arens

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Salmrohr Günter Rieb steht auch noch mit sage und schreibe 90 Jahren für den Fall der Fälle als Ordner bereit (TV berichtete), Udo Krämer fährt von Walsdorf im Vulkaneifelkreis zu jedem Heimspiel des FSV (hin und zurück gut 120 Kilometer), ist auch auswärts immer dabei - und Marco Bader ist vom noch viel weiter entfernten Düsseldorf aus dem Club verbunden: Besonders in früheren Regional- und Zweitligazeiten hat der FSV einige Anhänger um sich geschart, die auch aktuell in weniger erfolgreichen Zeiten treu zum Verein stehen und sich zum Teil sogar ehrenamtlich einbringen.
Panini-Sammelbilder in den achtziger Jahren entfachten das Interesse Marco Baders und dann mehr und mehr auch die Begeisterung für den FSV, der einst bundesweit Schlagzeilen machte. Inzwischen koordiniert er sogar vom Rhein aus die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des FSV.
"Die kleinen Bilder an der Supermarktkasse von der Mutter gekauft zu bekommen und anschließend nach und nach das Sammelalbum damit zu bestücken, war in den achtziger Jahren das Größte für mich." Während es von den Bundesligaspielern jeweils ein eigenes Konterfei gab, war für die Zweitligisten lediglich ein aus zwei Bildern bestehendes Teamfoto im Album Platz.
1986 hatte der FSV Salmrohr überraschend den Sprung in die zweite Bundesliga geschafft und war plötzlich in der gleichen Liga wie Hannover 96, der Karlsruher SC oder der FC St. Pauli. "Bei den meisten anderen Clubs war auf dem Mannschaftsbild eine große Tribüne im Hintergrund, in Salmrohr nur ein paar Stufen und viel Grün. Außerdem wiesen die roten Trikots verschiedene Rotstufen auf", erinnert sich Bader an infrastrukturelle Unterschiede auf den ersten Blick.
Der Verein hatte für ihn etwas Exotisches, Kultiges - obwohl oder gerade weil er einige Jahre noch vergeblich in den Straßenatlanten nach Salmrohr selbst suchte.
Der FSV stieg nach nur einer Saison wieder aus der zweiten Liga ab, Baders Interesse am FSV blieb aber bestehen. Seinen vor rund einem Jahr verstorbenen Vater Werner und Mutter Sylvia habe er oft so lange angebettelt, bis sie mit ihm zu einem Spiel ins Salmtalstadion gefahren seien. Als die Familie mal wieder von einer Urlaubsfahrt einen Abstecher machte, damit Marco den "heiligen Rasen" betreten konnte, wühlte er auch schon mal in den Mülltonnen, um nach Stadionzeitungen der letzten Spiele zu suchen.
Ende April 2000 hatte er auch ein Heimspiel in Düsseldorf: Der FSV ging im Rheinstadion sage und schreibe mit 0:8 unter. Spott prasselte aus dem Freundeskreis auf ihn als Fan einer "Schießbudenmannschaft" nieder. Positiverlebnisse wie der Last-Minute-Klassenerhalt des FSV zwei Jahre zuvor, als es einen 3:2-Triumph beim Lokalrivalen Eintracht Trier gegeben hatte, aber auch die herzliche, familiäre Atmosphäre bestärkten indes seine Vereinstreue.
Auch, als er von 2009 an für rund sechs Jahre zunächst als Austauschstudent in Rom lebte und dann nach erfolgreich absolviertem Studium der Wirtschaft in Madrid seine ersten beruflichen Sporen verdiente (und seine Freundin Alicia kennenlernte), riss der Kontakt nach Salmrohr nie ganz ab.
Mitte 2015 zurück aus Spanien, nahm Marco Bader, der seitdem als didaktischer Fachberater bei einem Sprachenverlag arbeitet, Kontakt zum FSV auf: "Als ich mir die Homepage angesehen hatte, dachte ich, dass da wohl mehr geht - und ich bot meine Hilfe an."
Nach einem Treffen mit Christian Rauen war alles klar. Und der Zweite Vorsitzende des FSV hat die Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer bis heute nicht bereut: "Marco macht das mit großer Begeisterung und ist sehr zuverlässig - für uns ist das schon was Außergewöhnliches, wenn sich jemand von so weit her für uns ehrenamtlich engagiert."
Seitdem schreibt Bader Berichte für die Stadionzeitung, interviewt dabei mit Ralf Görgen, Achim Eberhard oder Karl-Heinz Kieren auch die von ihm bewunderten Kämpen von einst, betreut die Homepage, die Facebookseite und die App des FSV.
Auf acht bis zehn Besuche von Salmrohrer Partien wird es Bader, der einst für Rot-Weiß Lintorf bis hinauf zur Landesliga gespielt hat, nach eigener Einschätzung auch in dieser Saison bringen - und am Ende hofft er, mit dem Team den Klassenverbleib feiern zu können.Extra: DIE GROßE SEHNSUCHT NACH DEM ERSTEN DREIER


(AA) Wie schwierig die aktuelle Situation beim Oberliga-Schlusslicht gerade nach der 0:1-Niederlage am Dienstag im Kellerduell beim FV Dudenhofen ist, weiß Marco Bader, bleibt aber zuversichtlich: "Es ist noch nicht mal das erste Drittel der Saison gespielt. Mit dem nötigen Selbstbewusstsein und weniger Verletzungspech im weiteren Saisonverlauf tritt das Team auch sicher ganz anders auf. Wichtig ist nur, dass jetzt endlich mal der erste Dreier gelingt. Egal wie."

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