Konzentration und Freudenschreie

Wittlich · Wenn die besten Minigolf-Spieler Deutschlands gegeneinander antreten, herrscht konzentrierte Ruhe. Nur ab und zu ist ein Freudenschrei zu hören. Immer bei einem Ass, als dann, wenn der Ball beim ersten Schlag bis ins Loch gerollt ist.

Wittlich. Nach vorne gebeugt steht Bianca Zodrow auf der Minigolfbahn. Niemand der Umstehenden spricht. Die mehrfache Welt- und Europameisterin braucht absolute Ruhe, um sich zu konzentrieren. Der Blick wandert den Schläger hinab zu dem kleinen Gummiball, dann zum Ziel, zu dem der Ball rollen soll. Nach mehreren Sekunden stößt sie den Ball an. Es ist anders als beim Golf kein Abschlag, sondern mehr ein sachtes Anstoßen. Der Ball rollt die Bahn entlang, eine Rampe hoch und verschwindet in einem Tunnel, in dem er um eine Ecke läuft und in rechtem Winkel wieder herauskommt. Jetzt trudelt er langsam in Richtung Loch. Und läuft vorbei. Pech für die Spielerin aus Göttingen. Sie nimmt es gelassen. "Den hole ich mir woanders", sagt sie trotzig und überlässt der nächsten Spielerin die Bahn.
Spieler in Dreiergruppen


Genau wie alle anderen ist sie in einer Dreiergruppe, bestehend aus Spielern verschiedener Mannschaften, von Bahn zu Bahn unterwegs. In einem kleinen Ordner befindet sich das Protokoll. Niemand darf selbst sein Ergebnis eintragen, das machen immer die anderen aus der Gruppe. Zum Schluss wird das Protokoll von allen drei Teilnehmern unterschrieben, erklärt Roger Graf vom Wittlicher Minigolfverein, der zusammen mit Platzpächter Hans-Peter Ulbricht den Wettkampftag der Bundesliga in der Säubrennerstadt ausrichtet. Es sind drei Schiedsrichter auf dem Wittlicher Minigolfplatz, die das ganze Geschehen beaufsichtigen.
An allen Bahnen herrscht konzentrierte Betriebsamkeit. Die Spieler sind recht unterschiedlich gekleidet. Manche sehr sportlich mit Trainingshosen und Sportshirt. Andere tragen schlichte Baumwollshirts, aber mit Vereinsemblemen, und schlichte Shorts. Besondere athletische Voraussetzungen scheint es beim Minigolf nicht zu geben. Von schlank bis stämmig ist unter den deutschen Spitzenspielern, die unter anderem aus dem Ruhrgebiet, aus Bayern, Cuxhaven oder Mainz kommen, alles zu finden. Überall stehen die kleinen Taschen mit den Bällen. Die sehen aus wie Miniaturausgaben von Sporttaschen. Bei manchen Spielern steht ein Mannschaftskollege mit einem aufgespannten Regenschirm direkt dahinter. Bei dem warmen sommerlichen Wetter dient der Schirm zum Schattenspenden, damit der Spieler vom eigenen Schattenspiel nicht abgelenkt wird.
Bälle brauchen Temperatur


Es sind für den Laien noch andere merkwürdige Dinge zu beobachten. Viele Spieler tragen Socken im Hosenbund, aus denen sie, sobald sie mit dem nächsten Schlag an der Reihe sind, die Bälle kollern lassen. Damit sollen diese die richtige Temperatur bekommen, erklärt eine Spielerin. Das ist enorm wichtig, sagt auch Platzpächter Hans-Peter Ulbrich. Er hat auch beobachtet, dass sich einige Spieler mit den sommerlichen Temperaturen schwertun. Beim Training am Vortag war es noch deutlich kälter. Und bei der Wahl des richtigen Balls spielt die Temperatur eine große Rolle.
Bianca Zodrow ist mittlerweile schon zwei Bahnen weiter. Wieder dasselbe Bild. Konzentration und Abschlag. Dieses Mal trudelt der Ball zielsicher auf das Loch zu und verschwindet. "Jaaaa", schreit Zodrow. Sie hat sich den Punkt zurückgeholt.
Eine Übersicht aller Ergebnisse des Bundesliga-Spieltags in Wittlich ist online unter www.minigolfsport.de/ligen.html abrufbar.

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