"Lassen uns nicht überrumpeln”

Piesport/Region · Amateure kämpfen um bessere Bedingungen - Kreisvorsitzende im Rheinland reserviert.

Piesport/Region Immer höhere Kosten belasten die rund 25 000 Amateurvereine in Deutschland - und von den milliardenschweren Fernsehverträgen profitieren fast ausschließlich die Proficlubs. Das hat auch im Fußballverband Rheinland Vereinsverantwortliche auf den Plan gerufen. Anfang März wurde bei einem Treffen in Mülheim-Kärlich eine Resolution verabschiedet, die klare Forderungen enthält, wie sich die wirtschaftliche Basis der Amateure zumindest wieder etwas verbessern könnte: 50 Millionen soll die Deutsche Fußball-Liga zusätzlich an die Basis abgeben. Außerdem geht es um einen höheren Anteil an den DFB-Pokal-Einnahmen der Erst- und Zweitligisten (Der TV berichtete). Die Arbeitsgemeinschaft um Peter Rauen (Ehrenpräsident des FSV Salmrohr) und den Tarforster Vorsitzenden Werner Gorges will auch die neun Fußballkreise im Rheinland mit ins Boot nehmen. Deren Sprecher und Vertreter im Präsidium des Fußballverbandes ist Mosel-Kreisvorsitzender Walter Kirsten. Er stellte sich den Fragen des Trierischen Volksfreunds.Was sagen Sie zu den Bemühungen der Arbeitsgemeinschaft, auch die Bedingungen der Clubs auf Kreisebene verbessern zu wollen?Kirsten Grundsätzlich sehe ich das Ganze als ein hochbrisantes Thema an - auch in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Inzwischen habe ich mich mit meinen acht Kollegen aus den übrigen Fußballkreisen abgestimmt. Sehr gerne hätten wir es gesehen, wenn wir von Anfang an in die Aktivitäten eingebunden worden wären. Wir lassen uns weder überrumpeln noch instrumentalisieren. Außerdem würden nach dem vorliegenden Modell die Vereine auf Kreisebene, wo die breite Masse der Clubs zu Hause ist, ja nur geringfügig profitieren. Deshalb wäre für den Fall, dass tatsächlich zusätzlich Gelder zur Verteilung stehen sollten, die Frage, nach welchem Schlüssel die Zuteilung erfolgen soll. Hier wäre zum Beispiel eine Übernahme von Ausbildungskosten für Jugendtrainer denkbar. Von solch einer Maßnahme würden alle Vereine gleichermaßen und ligaübergreifend profitieren. Auf dem Weg, Kompromisse zu finden, könnte ich mir auch vorstellen, dass man eine Regelung etabliert, mit der man den Clubs bei den Gebühren entgegenkommt. Wie bewerten Sie die inhaltlichen Forderungen?Kirsten Einerseits kann ich es ja verstehen, wenn die Liga im Geld schwimmt, immer neue Rekorde erzielt - und die Amateure gerne mehr von diesem Kuchen abbekommen würden. Andererseits ist der Grundlagenvertrag ja gerade erst abgeschlossen worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas geändert wird. Dem DFB ist außerdem an einem kooperativen Miteinander gelegen. In Spanien oder England kochen die Ligaverbände etwa ihr eigenes Süppchen und gibt es keine Solidarität. Da bekommt die Basis nämlich gar nichts. Die Clubs an der Basis beklagen immer schwierigere Bedingungen. Außerdem geht die Anzahl der Aktiven und der Mannschaften, aber auch der Zuschauer immer mehr zurück. Wie kann der Fußballverband diesem Trend entgegentreten?Kirsten Das hat ja auch einen demografischen Hintergrund. Auch hat sich das Freizeitverhalten der Gesellschaft verändert. Mit verschiedenen Maßnahmen zur Flexibilisierung des Spielbetriebes etwa steuern wir dieser Entwicklung aber entgegen und sind zuversichtlich, den Trend der letzten Jahre stoppen zu können. Tot ist der Fußball auf Kreisebene aber noch längst nicht. Dort, wo die Leute etwas geboten bekommen, ist auch was los. So war ich neulich mit rund 350 anderen Besuchern Zeuge des Mosel-A-Liga-Hits zwischen Burgen/Veldenz und Rot-Weiss Wittlich (1:2, d. Red.)Was können/wollen Sie rund um die Kampagne der Amateurvertreter noch tun?Kirsten Wir müssen das erst mit unseren Vereinen in den jeweiligen Kreisen besprechen und diskutieren. Das wird frühestens im Sommer sein, wenn nach den Saisons die turnusmäßigen Tagungen anstehen. Eine Verteilung der Resolution - wie von der Arbeitsgemeinschaft gewünscht - werden wir als Kreisvorsitzende nicht vornehmen. Wir sind aber bereit, Nachfragen zu beantworten. Interview: Andreas Arens Interview Walter Kirsten KIRSTEN VERTRITT DIE FUßBALLKREISE

Extra

Walter Kirsten ist seit rund elf Jahren Vorsitzender des Spielkreises Mosel im Fußballverband Rheinland (FVR). Beim Verband vertritt der 67-jährige Piesporter seit 2013 als Präsidiumsmitglied die Interessen der neun Fußballkreise (Mosel, Eifel, Trier-Saarburg, Rhein-Ahr, Koblenz, Rhein-Lahn, Rhein-Ahr, Westerwald-Sieg und Westerwald-Wied). Der FVR hat 1.049 Vereine mit zusammen 184 137 Mitgliedern (Stand: Mitgliederstatistik 2016).

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