Mehr als nur ein sommerlicher Picknick-Sport

Trier · Mit Semesterstart hat wieder das umfangreiche Sportprogramm an der Uni Trier begonnen. Der TV hat das Programm nach Sportarten durchstöbert, die seltener im Rampenlicht stehen. Diesmal testet TV-Mitarbeiterin Lena Mehren die Sportart Ultimate Frisbee.

 Die Welt ist eine Scheibe – manchmal zumindest: Die Ultimate-Spieler Timo Switalski (links) und Philipp Düpre im Duell. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Die Welt ist eine Scheibe – manchmal zumindest: Die Ultimate-Spieler Timo Switalski (links) und Philipp Düpre im Duell. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Trier. Hinter dem geheimnisvollen Namen Ultimate versteckt sich der altbekannte Frisbee-Sport. Bei den meisten dürfte Frisbee Erinnerungen an einen sonnigen Nachmittag im Park oder im Schwimmbad hervorrufen, an dem die Scheibe leicht und locker ein bisschen hin- und hergeworfen wird. Mit einer ähnlichen Vorstellung begab ich mich ins Training der Ultimate-Mannschaft Porta Pirates in der Uni sporthalle. Einige Neugierige sind zum Start des neuen Semesters zum alten Kern der Ultimate-Truppe hinzugestoßen, was zunächst einmal für einen kleinen Schreck bei mir sorgt. 14 beeindruckend große Jungs stehen meinen durchschnittlichen 1,65 Meter gegenüber. Nachdem ich den kleinen Schreck überwunden habe, zeigt mir Trainer Konstantin Bauer, selbst Spieler, zunächst ein paar einfache Würfe.
TRENDSPORT IN DER HALLE DIE REPORTAGE


Ein typischer Anfängerfehler geht natürlich an mir nicht vorbei. Die Koordination Arme und Beine klappt noch nicht so richtig. Ein paar Mal muss ich mir bewusst die Beinstellung und die nötige Armbewegung ins Gedächtnis rufen, bis es klappt. Als die Scheibe auf mich zugeflogen kommt, bin ich zunächst ratlos, wie ich die Geschwindigkeit der Scheibe bremse, die deutlich flotter auf mich zukommt als damals überm Picknickkorb. "Den größten Fehler, den man machen kann, ist es, Angst vor der Scheibe zu haben. Auf die Scheibe zugehen ist einfacher, als vor ihr wegzulaufen", erklärt Bauer.
Ich versuche, mir den Rat zu Herzen zu nehmen und laufe der nächsten Scheibe mutig entgegen - Zurückhaltung überwunden, Scheibe gefangen. Die nächste Hürde präsentiert sich in Form eines Gegners, der sich mit ausgebreiteten Armen vor mir aufbaut und meinen Wurfversuch verhindern möchte. Erste Irritationen stellen sich ein, als dieser anfängt, laut bis acht zu zählen. Wie ich anschließend lerne, wollte er mich damit nicht verwirren. Das Zählen ist ein wichtiges Element bei Ultimate, denn sobald der Verteidiger bei acht ankommt, ist der Angriffsversuch vorbei. Zunächst kaum vorstellbar, ist auch das Zählen für einen Anfänger schwierig. Die Konzentration auf das Verteidigen und die Scheibe in der Hand meines Gegners führen bei mir dazu, dass ich schnell vergesse, weiter als bis drei zu zählen, und somit gebe ich dem Angreifer eine komfortable Ausgangslage für seinen Wurfversuch. Die Entscheidung über die Angriffszeit treffen die Spieler genauso selbstständig wie die über ein Foul: Bei Ultimate gibt es keinen Schiedsrichter. Fairness spielt eine große Rolle. So bin ich ziemlich erstaunt und leicht verwirrt, als mein Gegner mir sagt, er habe mich gefoult. Wirklich? Ich habe die Berührung nicht einmal wahrgenommen, und die Vorstellung von einem Foul, geprägt von Fußball mit Grätschen und Ellenbogen im Gesicht, wird schnell in meinem Kopf korrigiert.
"Fair Play ist bei Ultimate sehr wichtig, man muss auch Vertrauen in den Gegner haben. Da gibt es aber selten Probleme", erklärt mir Konstantin Bauer. Das Ziel des Spiels ist es, die Scheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen. Dabei gilt zu beachten, dass der Spieler mit der Scheibe in der Hand nicht laufen darf. Das bedeutet: mehr Laufarbeit für die restlichen Spieler. Sprintstärke ist eine wichtige Eigenschaft bei Ultimate, neben Konzentration, Koordination und Sprungkraft. Im Spiel gilt es, den Überblick zu behalten und alle Qualitäten zu kombinieren. Mit Sprungkraft und Geschick kann die Scheibe vor einem 15 Zentimeter größeren Gegner auch einmal abgefangen werden. Als Anfänger findet man schnell Spaß an diesem Spiel. Es lohnt sich, die Sportart auszuprobieren - auch als Mädchen. Anders als bei den meisten Sportarten treten die Teams auch gemischt bei Wettkämpfen an.Extra

…Ultimate-Trainer Konstantin Bauer:Wie sind Sie zur Sportart Ultimate gekommen? Ich bin zunächst im Internet darauf gestoßen. Als ich dann nach Trier gezogen bin, habe ich gesehen, dass die Sportart im Unisport angeboten wird und habe es ausprobiert. Was gefällt Ihnen am besten an Ultimate? Ultimate ist unglaublich vielseitig. Jeder Spieler spielt mehrere Positionen. Sprinten und Ausdauer sind dabei genauso wichtig wie Teamzusammenhalt und Fair Play. Warum sollte jeder einmal Ultimate ausprobieren? Weil der Teamzusammenhalt super ist und jeder als Anfänger schnell einsteigen kann, egal in welchem Alter.

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