Mensch, Muller

London/Luxemburg · Wie ein Luxemburger Tennisprofi in Wimbledon für Furore sorgt und das ganze Land plötzlich kopf steht.

London/Luxemburg (red) Was für ein Spiel, was für eine Leistung und was für ein Erfolg für den Luxemburger Tennisprofi Gilles Muller: Der 34-Jährige aus dem Städtchen Schifflingen hat am Montagabend im Achtelfinale von Wimbledon für eine Sensation gesorgt und den großen Favoriten Rafael Nadal - die Nummer zwei der Weltrangliste - rausgeworfen. Nach unglaublichen 4:48 Stunden und fünf Sätzen (6:3, 6:4, 3:6, 4:6, 15:13) hatte Muller den Spanier geknackt. "Ich kann noch gar nicht fassen, was da passiert ist", sagte Muller direkt im Anschluss an die Partie. "Das ist heute definitiv der größte Sieg seit meiner schweren Verletzung im Jahr 2013", betonte der Weltranglisten 26. auf der Pressekonferenz.
Vor über 11 000 Zuschauern in London fand Muller gut ins Spiel. Der Luxemburger zeigte sich risikofreudig, suchte früh den Weg ans Netz und schaffte es so, Nadal immer wieder unter Druck zu setzten. Die Folge: Der Luxemburger Sportler des Jahres lag gegen den großen Favoriten plötzlich mit zwei Sätzen in Führung. Nadal wurde im Anschluss allerdings stärker. Der Spanier agierte deutlich aggressiver, attackierte den zweiten Aufschlag des Luxemburgers direkt. Beim Stand von 2:2 wehrte Muller zwar drei Breakbälle ab, doch Nadal nutzte den vierten. Der Favorit lag auf einmal mit 3:2 in Führung und holte sich Satz vier nach 2:33 Stunden Spielzeit mit 6:4.
Nadal schaffte es immer häufiger, Muller am Netz mit einem Passierball zu überwinden. Das Spiel war wieder offen und der fünfte Satz - in dem in Wimbledon kein Tiebreak gespielt wird - musste die Entscheidung bringen.
Was jetzt folgte, war ein echter Nervenkrimi: Beim Stand von 9:9 erspielte sich Nadal viermal eine Breakmöglichkeit, alle wehrte der Luxemburger ab. Direkt im darauffolgenden Aufschlagspiel von Nadal, nach 4:10 Stunden, erspielte sich der Luxemburger dann Matchball Nummer drei, doch der Spanier bewies sich erneut nervenstark, glich auf 40:40 aus. Muller erspielte sich aber einen weiteren Vorteil, aber auch die vierte Chance, das Spiel zu entscheiden, wehrte Nadal ab. Matchball Nummer fünf gab es beim Stand von 14:13, und nach 4:48 Stunden durfte "Mulles", wie Muller in Luxemburg genannt wird, dann endlich jubeln. Es war geschafft.
Für Gilles Muller ist es nach Wimbledon 2005 der zweite Erfolg gegen den Spanier. Im Viertelfinale trifft der 34-Jährige heute (12 Uhr) auf den Kroaten Marin Cilic - ein Spiel, das ganz Luxemburg elektrisiert: So haben die Gemeinden Düdelingen und die Stadt Luxemburg bereits angekündigt, das Duell unter freiem Himmel übertragen zu wollen.
In Düdelingen können Fans das Spiel auf Großbildleinwand auf dem Rathausplatz verfolgen, in Luxemburg Stadt soll es entweder auf dem "Knuedler" oder auf der Place d'armes übertragen werden.
Mit Material der Luxemburger
Tageszeitung Tageblatt
Extra: WILLIAMS IM HALBFINALE


Mit einem Sieg in ihrem 100. Wimbledon-Match hat Venus Williams das Halbfinale des Grand-Slam-Turniers in London erreicht. 20 Jahre nach ihrem Debüt setzte sich die fünfmalige Turniersiegerin am Dienstag gegen die French-Open-Gewinnerin Jelena Ostapenko aus Lettland mit 6:3, 7:5 durch. Im Kampf um den Einzug in ihr neuntes Endspiel nach 2000, 2001, 2002, 2003, 2005, 2007, 2008 und 2009 trifft die 37 Jahre alte Tennisspielerin aus den USA am Donnerstag auf die Britin Johanna Konta oder die an Nummer zwei gesetzte Simona Halep aus Rumänien. +++ Die Spanierin Garbiñe Muguruza steht als erste Tennisspielerin in Wimbledon im Halbfinale. Einen Tag nach ihrem Sieg gegen die Kielerin Angelique Kerber gewann die 23-Jährige am Dienstag gegen die Russin Swetlana Kusnezowa 6:3, 6:4. Muguruza trifft beim dritten Grand-Slam-Turnier der Saison am Donnerstag auf die Slowakin Magdalena Rybarikova oder Coco Vandeweghe aus den USA. +++ Der dreimalige Turniersieger und ehemalige Weltranglisten-Erste Novak Djokovic hat das Viertelfinale erreicht. Der 30 Jahre alte Tennisprofi aus Serbien kam am Dienstag zu einem 6:2, 7:6 (7:5), 6:4 gegen den Franzosen Adrian Mannarino. Im Kampf um den Einzug in das Halbfinale trifft er heute auf den Tschechen Tomas Berdych.

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