Olympiasiegerin zeigt, wie’s geht

Konz · Hockey-Legende Natascha Keller demonstriert in Konz, wie man Schul- pausen verbringen kann.

 Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller engagiert sich bei der Ausbildung von Schüler-Assistenten, wie hier in Konz. TV-Foto: Holger Teusch

Hockey-Olympiasiegerin Natascha Keller engagiert sich bei der Ausbildung von Schüler-Assistenten, wie hier in Konz. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: Holger Teusch (teu), Holger Teusch ("TV-Upload Teusch"

Konz Luna strahlt über das ganze Gesicht. "Sie ist ein Naturtalent. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der noch nie Hockey gespielt hat und dann den Ball zehnmal mit dem Schläger jonglieren kann", sagt Natascha Keller. So ein Lob von einer Olympiasiegerin motiviert. Luna wächst über sich hinaus: 13-, 14-, 15-Mal - die Schülerin hält bei der Demonstration vor mehr als 30 angehenden Schüler-Assistenten den kleinen Ball mit dem Hockeyschläger noch länger in der Luft als zuvor.
Die Lehrstunde mit Natascha Keller, der Olympia-Siegerin von 2004 und Welt-Hockeyspielerin von 1999, ist ein Höhepunkt der Ausbildung. Die 40-Jährige, die bei ihren fünften und letzten Olympischen Spielen 2012 in London an der Spitze des deutschen Teams die Nationalflagge ins Stadion tragen durfte, versteht es, den Kindern und Jugendlichen die Faszination des Spiels mit dem kleinen harten Ball und den Hakenschlägern zu wecken.
"Hockey hat das Problem, dass die Regeln etwas komplizierter sind als beispielsweise beim Fußball", sagt sie. Der Ball darf nur mit der flachen, nie mit der abgerundeten Seite des Schlägers gespielt werden. In der Halle wird außerdem nur geschoben, nicht geschlagen. Auch deshalb sei Hockey, wenn man sich an die Regeln halte, kein verletzungsträchtiges Spiel. "Ich hatte in 30 Jahren Hockey keine Platzwunde. Beim Hockey ist nicht so der Körperkontakt, wie bei anderen Sportarten", berichtet Keller.
Weshalb Hockey auch eine Möglichkeit bei der Pausengestaltung sein kann. Denn die Schüler-Assistenten-Ausbildung (siehe Infobox) zielt darauf ab, Konflikte und damit Unfälle und Gewalt zu reduzieren. Hauptsächlich geht es in theoretischen Teilen und praktischen Übungen in auf acht Tage verteilte mehr als 25 Zeitstunden darum, dass die Mädchen und Jungen lernen, wie sie sich und ihre Altersgenossen in Pausen und Freistunden sinnvoll beschäftigen und vor allem bewegen können. "Wir haben auch gelernt, wie wir mit Gewalt und Aggression umgehen müssen", berichtet Patricia Möller. Die 14 Jahre alte Gerolsteiner Gymnasiastin und ihre 13-jährige Schulkameradin Elisa Hörnchen unterstützen ihre Lehrer bereits in den Pausen. "Wenn man einen Streit schlichten will, hätte ich nicht gedacht, dass man zuerst Hilfe holen soll. Ich wäre bisher eher allein hingegangen", sagt Elisa. Das hat Respekttrainer George Ford den Viert- bis Achtklässlern nämlich eingebläut: "Ihr sollt nicht die Helden spielen!"Extra: SCHÜLER FRAGEN DIE OLYMPIASIEGERIN


Nach ihrem Karriereende habe sie eine Sportart kennen- und liebengelernt, die Hockey sehr ähnlich sei, erzählt Natascha Keller: Golf. Statt selbst einzulochen, fragten die angehenden Schüler-Assistenten die 40-Jährige Löcher in den Bauch: Wussten Sie schon immer, dass Sie Hockey spielen und Olympiasiegerin werden wollen? Keller: Wir wurden so erzogen, dass wir nie gezwungen wurden, irgendeinen Sport zu machen. Ich musste mich irgendwann zwischen Tennis und Hockey entscheiden. Ich bin froh, dass ich mich für Hockey entschieden habe, weil es eine Mannschaftssportart ist. Gibt es etwas am Hockey, das Ihnen nicht gefällt? Keller: Eigentlich nicht. Aber es gab immer Phasen, beispielsweise vor einer Weltmeisterschaft, in denen man von 365 Tagen im Jahr gefühlte 350 mit dem Nationalteam im Trainingslager zusammen war. Man hat immer aus dem Koffer gelebt. Das habe ich nicht so gemocht, weil ich ein sehr heimatverbundener Familienmensch bin. Was war Ihr erstes großes Spiel? Keller: Mein erstes großes Länderspiel war in Essen gegen die Niederlande. Am beeindruckendsten waren die Spiele in Argentinien vor 15 000 Zuschauern mit Laola-Welle. Da hat Hockey einen ganz anderen Stellenwert. Als Hockeyspieler wird man auf der Straße angesprochen. Kann man vom Hockeyspielen leben? Keller: Kurzzeitig schon, aber man muss sich schon um die Zeit danach kümmern. Ich habe nebenbei immer studiert oder gearbeitet. Glücklicherweise hatte ich immer Arbeitgeber, die den Sport unterstützt haben.Extra: SO LÄUFT DIE SCHÜLER-AUSBILDUNG


Seit 21 Jahren bildet die Sportjugend des Landessportbunds Rheinland-Pfalz sogenannte Schüler-Assistenten aus. In Kooperation mit dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz wurden so bereits Schüler von mehr als 500 Schulen ausgebildet. Die über drei Wochenenden (jeweils freitags und samstags) führende Ausbildung, die jüngst in Konz begann, ist die 90.. Mehr als 30 Schülern der Realschule plus mit Fachoberschule Konz, des St. Matthias-Gymnasiums Gerolstein, der Trierer Grundschule am Biewerbach, der Gymnasien Traben-Trarbach und Saarburg sowie der Don Bosco-Schule Wiltingen wird das Rüstzeug mit auf den Weg gegeben, um Pausen und Freistunden für ihre Mitschüler eigenverantwortlich zu gestalten. Mehr Informationen: <%LINK auto="true" href="http://www.sportjugend.de/bildung/schuelerassistenten-ausbildung" text="www.sportjugend.de/bildung/schuelerassistenten-ausbildung" class="more"%> (teu)

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