Phänomen Rosch

Leichtathletik

Zum Tod von Volkhart Rosch (TV vom 12. Juli):
Die Nachricht über den Tod meines ehemaligen Trainers Volkhart Rosch hat mich traurig gemacht. Auch wenn ich seit meinem Umzug nach Frankfurt nahezu keinen Kontakt mehr zu ihm hatte, so ist er trotzdem noch bei jeder Trainingseinheit bei meinem neuen Verein präsent. Schließlich hat er mich fast ein Jahrzehnt nicht nur sportlich geprägt. Auf der Sportanlage Frankfurt-Niederrad ist es zwar genauso laut wie zu den besten Trainingseinheiten des "PST-Express", doch statt Trainingsanweisungen rauschen hier nur Intercitys und Flugzeuge vorbei. Sportlich ist es eher ruhig. Die im Artikel angesprochenen Ecken und Kanten von Herrn Rosch waren offensichtlich, und Widerstand war nicht selten zwecklos. Doch in einer Woche wie dieser lohnt es sich, für die Sportstadt Trier einen Schritt zurückzutreten und aus dem Phänomen Rosch zu lernen. Er hatte eine soziale Funktion im PST-Gerüst. Für Rosch gab es keine Stars, für ihn zählte Leidenschaft. Nicht jeder kann sich Leistung leisten, doch Leidenschaft ist immer da, wenn man sie nur packt. Nur so war es möglich, dass Woche für Woche große Gruppen zusammen trainierten, deren Leistungsspektrum von Hobby- bis Profisportler reichte. Das ist nicht selbstverständlich. Die Leichtathletik in Trier braucht weder Star-Einkäufe noch Hoffnungsgrüppchen, viel mehr braucht sie offene Türen, deren Eingangscode die Leidenschaft ist - nicht der Markt. Auf diesem Fundament kann man nachhaltig bauen. Rosch hatte das verstanden. Nichts hasste er mehr als Arroganz. Sein Idealtypus des Sportlers war nicht der erfolgreiche, sondern der mündige, der nach rechts und links schaut und hinterfragt. Ich hoffe, dass die Leichtathletik-Abteilung dieser Idee treu bleibt.
Maurice Stach, Frankfurt

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