Seit 56 Jahren im 125 Jahre alten Verein

Traben-Trarbach/Bullay · Nur die 118 Jahre alte Vereinsfahne hat mehr Vereinsgeschichte erlebt als Gerd Kaesehage. Der in Traben-Trarbach lebende 71-Jährige ist seit 1958 Mitglied im Bullayer Turn- und Sportverein, war bis vor kurzem Fußballschiri.

 Ein echtes Vereinsurgestein: Gerd Kaesehage ist seit 56 Jahren Mitglied beim TSV Bullay-Alf. TV-Foto: Holger Teusch

Ein echtes Vereinsurgestein: Gerd Kaesehage ist seit 56 Jahren Mitglied beim TSV Bullay-Alf. TV-Foto: Holger Teusch

Traben-Trarbach/Bullay. In der kleinen Wohnung im vierten Stock am Trabener Moselufer gibt es ein spezielles Zimmer. Es ist Gerd Kaesehages Arbeitszimmer, sein Reich. Über den großen Schreibtisch läuft so ziemlich jedes Schriftstück, das mit dem TSV Bullay-Alf zu tun hat. Kaesehage ist so etwas wie das wandelnde Vereinsarchiv. Seit 56 Jahren ist der 71-Jährige Mitglied. Als er in den Verein eintrat, hatte der Sport ein anderes Image als heute. Seinen Passantrag für die Fußballmannschaft habe sein Vater unterschrieben, erzählt Kaesehage. "Meine Mutter durfte davon nichts wissen." Sie hatte Angst, dass ihr Junge beim Kicken verletzt werden könnte.
Vereinigung nach dem Krieg


So lange Kaesehage auch schon TSV-Mitglied ist, es ist nicht einmal die Hälfte der Zeit, die der Verein, beziehungsweise seine Vorgänger, existieren. 1889 wurden in Alf und Bullay eigenständige Turnvereine gegründet. Zwölf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs vereinten sich die Turner beider Dörfer. Parallel dazu gab es einen Zusammenschluss der Fußballer aus Alf und Bullay. 1968 entstand aus TV und SSV mit dem Turn- und Sportverein TSV Bullay-Alf der einzige, zwei eigenständige Orte umfassende Sportverein an der Mittelmosel.
In dieser turbulenten Zeit war Kaesehage bereits Vorstandsmitglied (1962 bis 1975 und von 1997 bis 2005). Er hat alles gemacht: Kassenwart, Schriftführer, Geschäftsführer. Rudolf Brohl und Heinz Fabisiak, die beiden ersten TSV-Vorsitzenden, hätten ihn auch gerne als ihren Nachfolger gesehen. Aber neben seiner Arbeit als Bankangestellter habe er sich diese Aufgabe nicht vorstellen können. Wenn er etwas macht, dann möchte es Kaesehage richtig machen. So wie er 41 Jahre als Fußballschiedsrichter auf den Sportplätzen der Region jedes Wochenende Spiele bis zur Bezirksliga pfiff. Sein letzter Einsatz, ein Jugendspiel mit seinem Enkelkind, war der emotionale Höhepunkt (der TV berichtete).
Nach seiner Pensionierung ließ sich Kaesehage 2008 wieder in den Vorstand wählen. Dessen Altersschnitt stieg durch ihn auf über 40 Jahre. Aber die jungen Leute wollten seine Erfahrung nicht missen. Kaesehage ist Ehrenamtsbeauftragter, verantwortlich für die Mitgliederverwaltung und als Beisitzer der Mann für besondere Aufgaben.
Große Jubiläumsfeier


Eine solche ist am kommenden Sonntag die 125-Jahr-Feier des drittgrößten Sportvereins im Nachbarkreis Cochem-Zell (925 Mitglieder). Zusammen mit Alison Sausen und dem als Lehrer an der Traben-Trarbacher Realschule plus beschäftigten Vereinsvorsitzenden Stefan Eberhard bildet Kaesehage das Festkomitee.
Er ist froh, dass es gelungen ist, die laut Inschrift 1896 gestiftete Vereinsfahne ausfindig zu machen. Diese sei während des Kriegs von einer Witwe aufbewahrt und zeitweise verschollen gewesen. Die Fahne ist wohl das einzige Relikt, das noch mehr TSV-Vereinsgeschichte erlebt hat als Kaesehage. teu

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