Sport-Sponsoring: Mehr Geld, mehr Erfolg – so könnte es klappen!

Trier · Was verbindet Eintracht Trier mit den Rioler Bundesliga-Keglern, die „Miezen“ mit den Dolphins und die TBB Trier mit einem Fußball-Kreisligisten wie Bollendorf? Für alle wird die Sponsorensuche immer schwieriger, neue Quellen sind schwer zu finden. Aber es gibt Hoffnung: Drei kreative Beispiele, wie regionale Sportvereine und Macher zu neuen Einnahmen kommen wollen.

 Geldscheine. Foto: Jens Wolf/Archiv

Geldscheine. Foto: Jens Wolf/Archiv

Beispiel 1: Die TBB Trier geht auf der Suche nach einem Namenssponsor in die Offensive

Die Idee:

"Trägt die TBB Trier 2014 Ihren Namen?", schreit es in dicken Buchstaben. Auf dem Bild dahinter verschwimmt die Porta Nigra, darunter sind die TBB-Spieler Andi Seiferth und Jermaine Bucknor in Aktion zu sehen. So sieht die Titelseite einer aktuellen Verkaufsbroschüre der Trierer Basketballer aus, die sich über mehrere PR-Kanäle offensiv an große Unternehmen wendet. Die Botschaft ist klar: Basketball und Trier, das passt. Das hat Tradition und Titel, das ist etabliert, hat ein positives Image - die Förderung von deutschen Talenten in der Bundesliga - und ein Gesicht dazu: Trainer Henrik Rödl gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Basketballern Deutschlands.

Aber der Clubname ist nicht ins Parkett geschnitzt. Wer sich als Sponsor mit seinem Namen andocken will, kann laut Broschüre sehr viele Freiheiten bekommen. Könnte der Club künftig Wieauchimmer Gladiators heißen? Musterfirma Titans? Oder XYZ Romans? Wird die "grüne Wand", der TBB-Fanblock, vielleicht irgendwann rot oder blau? Nicht um jeden Preis. Aber für den richtigen schon. "Wir kämpfen mit unterschiedlichen Waffen auf dem gleichen Markt", so skizziert TBB-Geschäftsführer Sebastian Merten die Situation. Mit zwei, drei, vier Teams unter den 18 Bundesligisten könne sich der Club mit seinem 2,3-Millionen-Euro-Budget vergleichen. "Alle anderen liegen über uns." Die Sponsorensuche läuft laut Merten auf allen Ebenen: Die Reichweite erhöhen, um auch für überregionale Sponsoren interessanter zu werden ("Dabei hilft uns die Liveübertragung der Spiele"). Dann das Einzugsgebiet vergrößern. So warb die TBB kürzlich auf großen Plakatwänden in Saarbrücken. Merten will mit Grundschulprojekten und Uni-Präsenz zudem die Zielgruppe erweitern. Professionalisierung auf allen Ebenen sei das Ziel: So hat die TBB zwei neue Marketing-Praktikanten für sechs Monate angestellt. Demnächst soll eine neue Geschäftsstelle in Arena-Nähe mitsamt neuem Fanshop eingeweiht werden. Aber die eine große Variable, die schlagartig auch die sportlichen Perspektiven verbessern würde, ist der Vermarktung der Namensrechte. Der würde pro Jahr zusätzliche Einnahmen wohl im mittleren sechsstelligen Bereich bringen. Merten: "Falls wir einen Namenssponsor bekommen, sollte das Budget um 25 Prozent steigen."

Die Umsetzung:

Neu ist die Namenssuche zwar nicht. Die TBB sucht seit zwölf Jahren, seit dem Ende von "HerzogTel", nach einem lukrativen Namen. Bei zwei Dritteln der Liga-Konkurrenz stehen bereits Unternehmen im Logo. Das ist bei manchen griffig wie bei Alba Berlin, bei anderen sperriger, wie bei den NewYorker Phantoms Braunschweig - aber vor allem gibt es den Clubs mehr Luft, mehr Beinfreiheit. "Ein Namenssponsor muss sich mindestens für drei Jahre binden, besser gleich für fünf", sagt Merten, der in punkto Erfolgsaussichten noch keine Prognose abgeben will. "Nur Berlin und Bamberg spielen so lange ununterbrochen in der Bundesliga wie wir. Ich habe den Eindruck, dass in den vergangenen Jahren das Image und die Wahrnehmung des Clubs viel besser geworden ist. Aber vom Budget müssen wir versuchen, immer noch eine Schippe draufzulegen."Beispiel 2: Wieso auf dem Sportplatz beim "kleinen" B-Ligisten Bollendorf bald große Marken werben könnten

Die Idee

Schon für Profivereine wie die TBB mit Tausenden Zuschauern pro Spiel ist es brutal schwer, überregionale Sponsoren zu finden - wie soll das dann ein Dorfverein schaffen können, etwa der SV Bollendorf in der Fußball-Kreisliga B? (siehe Interview)

Mehrere Agenturen versuchen im Internet, kleine Clubs und große Unternehmen zusammenzubringen. Eine davon ist "Anschlusstor" aus München. Die Agentur will Firmen davon überzeugen, dass die Breite wichtiger und wertvoller sein kann als die Spitze. Heißt: Mit dem Geld, das ein einzelner Topclub im Jahr als Premium-Sponsoring verlangt, ließen sich Hunderte oder sogar Tausende unterklassige Vereine im kleinen Rahmen unterstützen. Etwa künftig mit Banden auf dem Sportplatz, Plakaten im Vereinsheim, in der Umkleidekabine oder - das gibt's schon seit einigen Jahren - mit Bannerwerbung auf den Vereins-Homepages. Letztere bringt zwar nur bescheidene Zusatzeinnahmen von 150 bis 200 Euro pro Saison, je nach Reichweite der Seite. Aber für viele kleine Vereine hat jeder Extra-Euro seinen Wert.

Die Umsetzung Bandenwerbung von großen Unternehmen direkt am Sportplatz - dieses neue Vermarktungsmodell soll nach dem Willen der Agentur in der neuen Saison kommen. "Bisher haben sich rund 1000 Vereine gemeldet, die freie Flächen rund um ihren Sportplatz zur Verfügung stellen wollen. Es spricht sich rum, pro Woche kommen fünf bis zehn weitere hinzu", sagt Max Engel von "Anschlusstor". Bei den Unternehmen sei Überzeugungsarbeit zu leisten. "Für manche ist nur Premiumsponsoring interessant. Wir stehen aber in guten Verhandlungen." Dabei habe das Sponsoring von Amateuren einen besonderen Charme. Zum einen wegen der Reichweite - aufgrund der hohen Zahl an Clubs. Zum anderen könne das Image des Sponsors durchs Bekenntnis zur Basis profitieren. Für die Vereine soll es möglichst unkompliziert ablaufen: Die Banden werden geliefert und aufgestellt. "Manche Vereine haben uns Platz für bis zu 40 Banden eingeräumt", sagt Engel. Ganz große Kasse ist aber auch nicht mit großen Namen zu machen. Pro aufgestellte Bande sollen rund 150 Euro pro Saison an den Verein gehen.

Die Aussichten:

Für manche große Firmen kann es durchaus interessant sein, über die Dörfer zu gehen, an die Hartplätze. Zu zeigen, dass man die Basis nicht vergisst. Da es für die meisten Kreisligaclubs im Ort kaum noch Chancen gibt, neue Förderer zu finden, kann das Modell "Groß für Klein" funktionieren. Auch wenn für den SV Bollendorf und Co. keine riesigen Extraeinnahmen zu erwarten sind.Kurz-Interview

Horst Fisch (46), Vorsitzender beim B-Ligisten Bollendorf (Eifelkreis Bitburg-Prüm):

Wenn es gut für Sie läuft, gibt es in Bollendorf bald ein paar große Namen zu sehen - wenn auch "nur" auf Werbebanden am Sportplatz. Wie kam es dazu, einer Agentur die Vermarktungsrechte einzuräumen?

Horst Fisch: Wir sind wie viele andere Vereine auch von der Agentur angeschrieben worden, haben intern darüber diskutiert und dann einen Vertrag gemacht.

Was erhoffen Sie sich?

Fisch: Wir haben keine großen Erwartungen, müssen aber neue Wege gehen. Allein in unserer Dorfgemeinschaft gibt es 17 Vereine, die dieselben Sponsoren ansprechen. Wir müssen neue Quellen auftun. Und wenn ein großes Unternehmen bei uns wirbt, ziehen vielleicht schon dadurch regionale Sponsoren nach.Beispiel 3: Wie ein Trierer dank Crowdfunding äthiopischen Basketballern die Saison rettet

Die Idee

Ein Trierer, der sich mit aller Kraft dafür einsetzt, dass ein Basketball-Club in Äthiopien über die Runden kommt? Klingt ungewöhnlich! Fünf Jahre lang lebte Martin Dirr (35) in Addis Abeba, er fand Freunde und die Frau fürs Leben. In der äthiopischen Hauptstadt gründete er 2009 mit Daniel Rauf und drei äthiopischen Freunden die Addis Afros. Ziel war, Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Sport zu ermöglichen. 4000 Euro wollten Rauf und er über die Crowdfunding-Seite Fairplaid.org sammeln, um zwei Teams eine komplette Saison zu finanzieren. Am Ende spendeten über 91 Unterstützer 4500 Euro. "Die Idee ist entstanden aus dem Finanzierungsengpass für die laufende Saison der Addis Afros", sagt Dirr, der in Trier und Bitburg aufgewachsen ist und inzwischen in Frankfurt arbeitet. "Auf die Fairplaid-Plattform bin ich durch Zufall beim Surfen gestoßen. Die Reaktionen auf die Aktion waren durch die Bank positiv. Es hat sich eine regelrechte Eigendynamik entwickelt." Anfangs hätten nur nahe Bekannte und Verwandte das Projekt unterstützt, "aber später kamen auch ganz viele hinzu, die uns und den Verein nicht kannten." Die Unterstützung kam fast komplett von Privatpersonen.

Die Umsetzung

"Der Prozess war anstrengend", sagt Martin Dirr. "Wir mussten sehr viele E-Mails schreiben, ständig alle Leute auf Facebook nerven, Interviews führen - aber es hat sich gelohnt! Die Teams waren natürlich super happy!" Der Einsatz habe noch mehr gebracht als "nur" Geld: "Durch die Aktion sind die Addis Afros viel bekannter geworden. Es haben sich viele interessante Verbindungen entwickelt."

Die Aussichten

Crowdfunding kann funktionieren, muss aber nicht - schließlich wird nur Geld ausbezahlt, wenn das gesteckte Projektziel erreicht wurde: Dass es regelmäßig einen Video-Livestream von den TBB-Spielen gibt, ist einem erfolgreichen Crowdfunding-Projekt von Chris Schmidt und David Vilter zu verdanken (sie sammelten 40000 Euro über die Plattform startnext.de). Rollstuhl-Basketball-Bundesligist Dolphins Trier sammelte Anfang des Jahres für die sportlich interessanten, aber teuren Europapokal-Reisen, verpasste aber die angepeilte Projektsumme.
Extra: Internet-Links

www.fairplaid.org (Crowdfunding, also Finanzierung von Projekten via Kleinsponsoren im Internet, mit Fokus auf Sportförderung)

www.anschlusstor.de (Vermarkter im Amateursport)

www.startnext.de (Crowdfunding-Plattform)

www.addisafros.com(Die Seite des äthiopischen Basketball-Clubs)

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