Tour de France: Da, wo Räder und Rubel rollen

Paris/Trier · Wieso die Tour immer mehr zum Millionengeschäft wird.

 Werbung hier, Werbung da: Bei der Tour de France geht's schon lange nicht mehr nur ums Radfahren. Foto: A.S.O.

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Foto: ASO/B.Bade (g_sport

Paris/Trier (jüb) Noch einmal Zeitfahren in Marseille, dann das große Finale in Paris und schon ist die 104. Tour de France Geschichte. Der riesige Lindwurm, der sich Jahr für Jahr durch Frankreich und die Anrainer-Staaten wälzt, hat wieder seine Pflicht erfüllt. Denn die Tour ist vor allem eines (geworden): ein riesiger finanzieller Krake Nimmersatt, der viel verschlingt, aber auch mindestens genau so viel wieder ausspuckt. Etwa 300 000 Euro sollen Start oder Ankunft einer Etappe dem Veranstalter - dem größtenteils im Familienbesitz befindlichen Medienkonzern Amaury - wert sein. Deren Sportabteilung A.S.O organisiert neben der Tour diverse andere Groß-Veranstaltungen, darunter die Rallye Dakar.
Die Stadt Trier, mit ihrem Vorhaben, Ville d'Etappe 2017 zu werden, zwar gescheitert, aber nach eigenen Angaben weiterhin interessiert, dürfte also wissen, was auf sie zukommt. Denn pro Jahr bewerben sich etwa 250 Städte um dieses illustre Privileg, das sich auf touristischer Ebene wohl refinanzieren lässt.
Bei 140 Millionen Euro, so A.S.O-Marketingchef Laurent Lachaux, habe der Umsatz des Wirtschafts-unternehmens Tour de France im vergangenen Jahr gelegen. Der Reingewinn liegt Analysten-Angaben zufolge, bei etwa 15 Millionen Euro. 40 Prozent des Etats decken Sponsoren ab. Am tiefsten in die Tasche greifen müssen die Mitglieder des illustren Club de Tour de France.
Der Autobauer Skoda, die Supermarkt-Kette Carrefour, das Banken-Imperium LCL und der Nestlé-Konzern mit der Wassermarke Vittel werden mit drei bis fünf Millionen veranschlagt. Die restliche Etat-Deckung resultiert aus der Vergabe von Übertragungsrechten. Wobei die Fernsehsender ihr Engagement durch den Verkauf von Werbeblöcken amortisieren. 2016 wurde die Tour in 180 Ländern weltweit im Fernsehen übertragen. Die A.S.O. verfügt zudem über Handels- und Markenrechte aller an der Tour beteiligten Produkte, kreiert darüber hinaus eigene Accessoires und Labels. Als mediale Multiplikatoren hinzukommen 76 Radiosender aus 25 Ländern, 470 Tageszeitungen, Fotoagenturen und Vertreter neuer Medien.
Selbst der Veranstalter A.S.O. setzte in diesem Jahr zum ersten Mal drei Social-Media-Reporter ein, die auf den diversen Kanälen ein Posting-Gewitter veranstalteten.
Alles fließt in Organisation und Sicherheit der Streckenführung, Unterbringung, Verpflegung und medizinische Betreuung der 4500 Personen, die den Tross begleiten. An jedem Etappenort muss ein Pressezentrum für etwa 700 Journalisten auf- und abgebaut werden. Herkules-Aufgaben. Etwa drei Millionen Euro sollen an Preisgeldern ausgeschüttet werden. Die wiederum werden innerhalb der Mannschaften in gleicher Höhe auf die Fahrer umgelegt. So zumindest will es der Ehrenkodex. Denn den soll es angeblich auch noch geben.

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