Weltenbummler in Sachen Tennis

Bernkastel-Kues · Zehn Tage lang ist in Bernkastel-Kues Weltklassetennis zu sehen gewesen. Beim Moselpark Seniors Open traten einige der besten Altersklassen-Tennisspieler an. Manch einer opfert seine gesamte Freizeit, um in der Weltrangliste ganz nach vorne zu kommen.

 Der 46 Jahre alte Deutsch-Australier Terry Deeth siegte beim ersten Moselpark Seniors Open bei den Über-35-Jährigen. TV-Foto: Holger Teusch

Der 46 Jahre alte Deutsch-Australier Terry Deeth siegte beim ersten Moselpark Seniors Open bei den Über-35-Jährigen. TV-Foto: Holger Teusch

Bernkastel-Kues. Ja, natürlich habe man auch etwas von Bernkastel-Kues gesehen, sagt Wendy Armstrong. Die Australierin und ihr Ehemann Leslie Stuart kamen auch, aber nicht nur zum Tennisspielen aus Japan nach Europa. Erst ging es nach Sigmaringen zu einem befreundeten Tennislehrer für eine Trainingswoche und dann an die Mosel. "Wir haben erst trainiert und spielen jetzt das Turnier", sagt Armstrong. Durch die Gassen von Bernkastel-Kues zu schlendern, war für Armstrong und Stuart selbstverständlich. "Wir machen immer auch etwas Sightseeing", sagt die 51-Jährige.
Seit zwei Jahren tourt das Paar durch die Seniorentennis-Welt. "Wir sehen viele Länder", sagt Armstrong. Amerika, Ungarn, Tschechien, die Türkei, die Schweiz, Deutschland: Armstrong und Stuart, der als Langstreckenpilot viel Freizeit am Stück hat, haben schon fast überall Tennis gespielt. Dass sie dabei oft verlieren, wie in Bernkastel-Kues in der ersten Runde gegen Monika Vieh aus Wincheringen (verlor im Halbfinale gegen die spätere W40-Siegerin Anke Knoll), ist für sie nicht so schlimm.
Andere sind da ehrgeiziger. "Sport ist mein Leben", sagt Norbert Henn. Der 56-Jährige aus dem bayerischen Freihung bezeichnet sich selbst als ehrgeizig, denn: "Wenn man erfolgreich ist, dann macht es doppelt Spaß." Und erfolgreich ist er. Zeitweise war Henn in seiner Altersklasse Erster der Weltbestenliste. Momentan steht er bei den Über-55-Jährigen auf dem dritten Platz. Henn sucht sich seine Turniere anders aus als die in Japan beheimateten Australier. "In den 90er Jahren gab es noch nicht so viele Turniere. Jetzt könnte man jede Woche eins spielen. Die Zeit ist das Hauptproblem", sagt er. Als kaufmännischer Angestellter habe er auch nur 30 Urlaubstage. Zusammen mit Wochenenden, Feier- und Brückentagen sei er aber rund 50 Tage im Jahr in Sachen Tennis unterwegs. "Ich suche mir die höherwertigen Turniere aus, um viele Punkte zu gewinnen", erklärt Henn seine Strategie, um ganz nach vorne in der Weltrangliste zu kommen.
Das erstmals ausgetragene Moselpark Seniors Open in Bernkastel-Kues war für Henn deshalb eher ein Trainingsturnier. Turnierleiter Guenter Horsch geht davon aus, dass es im nächsten Jahr an der Mosel mehr Weltranglistenpunkte zu vergeben gibt. Bei der Premiere war das Turnier in der untersten Kategorie eingestuft. "Hauptfaktor für die Einstufung sind die Spielstärke und das Ranking der Spieler. Wir hatten diesmal schon fünf Spieler, die unter den besten zehn sind. Ich mache mir große Hoffnungen, dass wir aufgestuft werden", erklärt er.
Weil er in Bernkastel-Kues nicht genug Punkte sammeln konnte, startete Henn bei den jüngeren Senioren ab 50 Jahren. Im Finale verlor der mehrfache Welt- und Europameister gegen den fünf Jahre jüngeren Luxemburger Johny Goudenbour, der 19 Jahre lang im Daviscup-Team des Großherzogtums stand.
Wie Goudenbour sieht auch der ehemalige Profi Terry Deeth Unterschiede, aber auch Parallelen zwischen den ATP- und den Seniorenturnieren. "Auf dem Platz will jeder gewinnen", sagt der mit einer Deutschen verheiratete Australier. Aber nach dem Match gehe man anders miteinander um. "Als junger Spieler denkt man anders. Jetzt ist es familiärer", sagt der 46-Jährige, der in Sigmaringen eine Tennisschule betreibt. Goudenbour stimmt zu: "Das ist wie eine große Familie."
Extra

ITF Seniors Circuit: Mehr als 280 Senioren-Tennisturniere gehören jährlich weltweit zum ITF Seniors Circuit. Die Turniere sind in fünf Klassen eingeteilt. In Klasse eins gibt es die meisten, in Klasse fünf die wenigsten Punkte zu gewinnen. In Deutschland gibt es 26 Turniere, bei denen Senioren Weltrangpunkte gewinnen können. Gewinner Moselpark Senior Open Bernkastel-Kues:Einzel:W35: Monika Errolat. M35: Terry Deeth (Australien). W40: Anke Knoll. M40: Ralph Buedenbender. M45: Eric Lingg (Belgien). W50: Christina Wolf. M50: Johny Goudenbour (Luxemburg). W55: Marion Weitzel. M55: Wolfgang Reuter. W60: Sonja Hentschel. M60: Werner Herrmann. W65: Anita Henscheidt. M65: Wilfried Muller. W70: Ingrid Kugeler. M70: Michael Engel. M75: Hans Muller. Doppel:X35 (Mixed): Svetlana Kaefer (Moldawien), Eric Lingg (Belgien). M35: Terry Deeth (Australien), Felix Piotrowski. X50: Claudia Faust-Helmer, Martin Hoffmann. X60: Sonja Hentschel, Wilhelm Gross. W65: Uda Froener, Anita Henscheidt. M70: Horst Bitschkus, Hans Kramb. teu

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