Zerstörte Illusionen

Heimsieg gegen den Hamburger SV, Platz 4 in der Liga, DFB-Pokal-Achtelfinale erreicht - Ende Oktober 2016 gab’s kein Halten mehr beim 1. FC Köln. Die Domstadt stand Kopf - Kölle, du bes e Jeföhl! Die Jahre im Chaos unter Meier, Overath & Co.

? Wie weggeblasen. Abstiegsängste? Nie mehr. Das Trio um Sportchef Jörg Schmadtke, Trainer Peter Stöger und Präsident Werner Spinner schien aus dem EffZeh wieder einen soliden Bundesligaclub gemacht zu haben - von wegen!
Der Katastrophenstart in die neue Bundesligasaison, das schwache Abschneiden in der Europa League und jetzt der unerwartete Abgang von Sportchef Schmadtke. Ende Oktober 2017 stolpert der 1. FC Köln zurück in den Abgrund. Egal, was letztendlich den Ausschlag für Schmadtkes Abgang gegeben hat: ob Unstimmigkeiten mit Trainer und Präsidium, verletzte Eitelkeiten beim Sportchef selbst oder pure Verzweiflung aufgrund der sportlichen Situation - Schmadtkes Entscheidung zu diesem Zeitpunkt ist falsch. Sie hilft dem Verein nicht kurzfristig weiter, sondern stürzt ihn langfristig ins Chaos. Seine Begründung, mit dem Schritt den Weg "für einen neuen Impuls" freimachen zu wollen, ist nicht nachvollziehbar. Wenn überhaupt ein Rücktritt im Club Einfluss auf das Team gehabt hätte, dann der des Trainers Peter Stöger. Aber mussten wirklich schon Köpfe rollen? Wem, wenn nicht dem neu-soliden 1. FC Köln hätte man noch im Sommer zugetraut, geschlossen durch eine solche sportliche Krise zu gehen? Wurde nicht kürzlich noch betont, sich auch von Rückschlägen nicht aus der Ruhe bringen lassen zu wollen? Wollte man dem Team nicht Zeit geben? Hatte Schmadtke seinen Vertrag nicht im Sommer noch bis 2023 verlängert? Zählt alles nichts.
Das Tohuwabohu am Rhein zerstört Illusionen. Nicht nur bei FC-Fans, sondern auch bei Anhängern anderer Proficlubs. Der Fall Schmadtke zeigt ein für alle Mal: Langfristiges Planen ist im Profisport unmöglich. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen - da kann vorher noch so viel über Treue und Nachhaltigkeit dahersalbadert worden sein.
m.fritzen@volksfreund.de

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