Sport Alles Kopfsache

Trier · Zu Besuch bei den Rummelfoarzern in Trier: Warum auch manche Fußball-Bundesligisten Headis richtig gut finden.

 Forza, Foarzer: Die Rummelfoarzer beim Headis-Training im MJC-Keller. TV-Foto: Andreas Feichtner

Forza, Foarzer: Die Rummelfoarzer beim Headis-Training im MJC-Keller. TV-Foto: Andreas Feichtner

Foto: (g_sport

Trier Mittwochabend im MJC-Keller des Mergener Hofs in Trier. Aus der Box pumpt Elektro. Auf der Theke stehen die Stubbis bereit. Klingt nach Partybeginn. Und das soll es sein, auch wenn hier und heute nur normales Headis-Training bei den Rummelfoarzern ist: An drei Tischtennisplatten, mit Rahmen statt Netz, mit gummiertem Ball mit ordentlich Grip. Schläger braucht man nicht - das geht alles mit dem Kopf. Zehn Leute sind heute da, Jungs und Mädels, alle so irgendwas-und-zwanzig.
Musik, Bier, Abnicken über der Platte - und dann bei den großen Turnieren unter Namen wie Heads infarkt, Lauchgesicht oder "Headbrötchen mit Zwiebeln" antreten (und das sind alles Spitzenspieler!): Das könnte sich arg nach Funsport anhören, nach gehyptem Mode-Ding mit überschaubarer Haltbarkeit. Der Bubbletea unter den Sportarten? Nein, das trifft's nun überhaupt nicht. Trier ist seit ein paar Jahren eine Headis-Hochburg. Die Fluktuation war zwar zuletzt relativ groß, sagt Hauke Otto, studien- und arbeitsbedingt hätten einige Spieler Trier verlassen. "Aber es kommen immer auch mal neue Spieler hinzu", sagt der 22-Jährige von den Rummelfoarzern, eine Abteilung der DJK/MJC Trier. Hauke Otto kam vor sechs Jahren zum Sport, damit hat er schon mehr als die halbe Historie der Sportart miterlebt - damals über ältere Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Trier, die die junge Sportart an der Mosel erst etabliert hatten. An diesem Mittwoch ist etwa Stefan zum ersten Mal dabei. Der Regensburger ist seit einem halben Jahr in Trier, über Facebook hat er von den Rummelfoarzern erfahren. Headis hat er vorher nie ausprobiert - das sieht man seinem Spiel aber nicht an.
"Ich habe zuletzt ein paar Sportarten ausprobiert", sagt er nach seinem ersten Training. "Headis hat mir am besten gefallen. Ich komme auf jeden Fall wieder." Fußballer haben beim Erlernen des Spiels mehr Vorteile als etwa Tischtennisspieler. Aber generell klappt das Spiel auch für Ungeübte ziemlich gut. Was die Zählweise betrifft, orientiert sich Headis am Tischtennis. Die Sätze gehen bis elf, natürlich mit Aufschlagwechsel und mit mindestens zwei (beim Tischtennis: drei) Gewinnsätzen. Anders als bei der Schlägervariante sind die Hände beim Headis meistens auf der Platte. Das erleichtert die Koordination.
Zudem sind Volleys erlaubt: Schnell auf die Platte springen und den Ball in die Ecke schmettern - das macht das Spiel nicht nur schnell, sondern es sieht auch spektakulär aus. Im Internet wurden manche Videos hunderttausendfach aufgerufen.
Für zusätzliche Popularität sorgte auch Stefan Raab, der in seiner Fernsehshow "TV Total" einen Headis-Wettbewerb ausrichtete und den Sport auch bei "Schlag den Raab" vorstellte.
Das in einem Kaiserslauterner Freibad per Zufall erfundene Spiel (siehe Extra) hat inzwischen auch in der Fußball-Bundesliga auf sich aufmerksam gemacht. Einige Bundesligisten setzen auch auf Headis als Kopfballtraining. So soll Star-Trainer Jürgen Klopp, früher in Dortmund und Mainz, inzwischen beim FC Liverpool, eine hohe Meinung haben: "Ich bin mir sicher, dass Headis als spielerisches Element zur Kopfballschulung das Kopfballspiel verbessert", so wird Klopp auf der Headis-Internetseite zitiert. Klopps alte Heimat Mainz ist auch eine der Hochburgen, wie auch Göttingen oder Köln. Vor allem mit den Rheinländern verbindet die Rummelfoarzer eine herzliche Rivalität. Gefeiert werde dann aber nach den Turnieren gemeinsam.
Für Hauke Otto ist Headis jedenfalls die perfekte Sportart: "Jeder kann sofort Headis spielen." Man sehe schnell Erfolge. "Und bei jedem Spiel kann man was Neues dazulernen."
Nächstes Training: Mittwoch, 20 Uhr, MJC-Keller. Wer Interesse hat, darf gerne vorbeikommen.
Alle bisher erschienenen Serienteile gibt's unter www.volksfreund.de/spochtipedia

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