Der Papst, die Pille danach und ein frommer Wunsch

Trier · Begleitet von kirchenkritischen Veranstaltungen hat am Montagnachmittag in Trier die Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe begonnen. Ein Treffen beider Seiten werde es nicht geben, machte der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, gleich zu Beginn deutlich.

Trier. Das Tagungszentrum der 66 deutschen Bischöfe und der Balkensaal, in den das "Aktionsbündnis Aufklärung" an diesem Montag zur Pressekonferenz geladen hat, liegen Luftlinie nur einen knappen Kilometer entfernt. Doch inhaltlich trennen beide Seiten Welten, das ist an diesem Nachmittag deutlich zu spüren. Wohl um sicherzugehen, dass sie wahrgenommen werden, haben die zu dem Aktionsbündnis zusammengeschlossenen Gruppierungen, darunter die Initiative der Missbrauchsopfer aus dem Bistum Trier und die kirchenkritische Bewegung Wir sind Kirche, die Journalisten zwei Stunden vor dem Zollitsch-Statement in den viel zu engen Raum der Katholischen Studierenden Jugend KSJ geladen.
Inhaltlich gibt es nicht viel Neues. Die Botschaft der sechs Frauen und Männer auf dem Podium: Die Aufklärung des Missbrauchsskandals durch die katholische Kirche selbst werde nicht gelingen; statt dessen werde weiter vertuscht. Bischofskonferenzvorsitzender Robert Zollitsch zahlt wenig später mit gleicher Münze zurück. Da gebe es "ein paar Leute, die glauben für die Opfer zu sprechen", kritisiert der Freiburger Erzbischof vor der versammelten Medienschar und fügt hinzu: "Meine Erfahrung ist, dass man mit bestimmten Leuten einfach nicht sprechen kann."
Nur wenig überraschend: Eine direkte Begegnung zwischen Vertretern des Aktionsbündnisses und Bischöfen wird es in Trier nicht geben. "Wir werden als Bischofskonferenz nicht mit solchen Gruppen reden, sonst kommen wir der Arbeit nicht mehr nach", sagt Zollitsch. Und Arbeit haben die 66 Bischöfe und Weihbischöfe bei ihrem ersten Treffen in Trier seit 1983 zur Genüge. Dafür sorgen allein schon die Punkte, die gar nicht offiziell auf der Tagesordnung stehen: der bevorstehende Abschied von Papst Benedikt XVI., die Diskussion über die "Pille danach" und die vorzeitig beendete Missbrauchsstudie mit dem Chef des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Professor Christian Pfeiffer.
Der Medienandrang ist gewaltig. Was auch daran liegen dürfte, dass an der Trierer Vollversammlung fünf der insgesamt sechs wahlberechtigten deutschen Kardinäle teilnehmen. Das Trierer Internetportal 16vor spöttelte deshalb bereits über das Trierer Mini-Konklave.
Dass über das Thema Papst offiziell und natürlich auch inoffiziell gesprochen wird, hatte der Trierer Bischof Stephan Ackermann bereits vor Beginn des Treffens im Volksfreund-Interview angekündigt. Bischofskonferenzvorsitzender Robert Zollitsch würdigt Benedikt XVI. gleich zu Beginn der Vollversammlung als geistliche und geistige Autorität. "Wir verlieren einen großen Theologen, Landsmann und Gesprächspartner", sagt Zollitsch, und es klingt ein wenig so, als sei der Papst gestorben und nicht auf dem Weg Richtung Altenteil.
Bei der Pille danach scheinen immer mehr katholische Bischöfe ihre Skepsis beiseitezulegen, "wenn es so ein Medikament gibt, das keine abtreibende Wirkung hat", wie der Freiburger Erzbischof es formuliert. Die deutschen Bischöfe wollen in Trier noch einmal darüber diskutieren. Doch nach der Äußerung des Kölner Kardinals Joachim Meisner und dem Verlauf des Gesprächs der rheinland-pfälzischen Bistumsverantwortlichen mit dem neuen Mainzer Gesundheitsminister Alexander Schweitzer käme eine neuerliche Rolle rückwärts schon einem Eklat gleich.
Dann hätte die zweite Trierer Vollversammlung ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Nur anders, als es sich der Konferenzvorsitzende Robert Zollitsch zum Auftakt gewünscht hat: "Die älteste Bischofsstadt Deutschlands soll uns Schwung nach vorne geben."
Alle Beiträge zur Bischofskonferenz in Trier finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/dbk
Extra

Kunstaktion mit Folgen: Bei einer Kunstaktion, die offenbar mit der Vollversammlung der Bischöfe zusammenhing, ist am Samstagnachmittag in der Trierer Innenstadt ein Mann leicht verletzt worden. Laut Polizei schoben mehrere Personen, darunter zwei als Bischöfe verkleidete Männer, einen Kinderwagen mit kirchenkritischen Plakaten durch die Fußgängerzone. Als ein 59-jähriger Passant einem der Künstler ein Plakat entriss, kam es zum Gerangel. Dabei wurde der "Kunstkritiker" leicht verletzt. Die Polizei ermittelt. seyExtra

Die Bischöfe sind in Trier komfortabel untergebracht: im unweit der Kaiserthermen gelegenen Arcadia Hotel. Nur ein Bischof genießt eine Sonderbehandlung: Der Münchner Kardinal und Trierer Ex-Bischof Reinhard Marx logiert als Gast bei seinem Nachfolger. sey

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