Todeskugel-Fahrer kämpft um seine Karriere

Trier · Der bei einem Sturz im Trierer Weihnachtscircus schwer verletzte Motorradfahrer ist wieder auf den Beinen. Weil das Risiko einer plötzlichen erneuten Hirnblutung jedoch hoch ist, kann der junge Kolumbianer seinen Beruf möglicherweise nicht mehr ausüben.

Trier. Erleichterung, Verzweiflung und Hoffnung: Zwischen diesen Extremen bewegt sich derzeit die Gemütslage von Edison Felipe Acero und den Menschen in seinem Umfeld. Der 26-Jährige ist am 23. Dezember bei einem Auftritt im Trierer Weihnachtscircus gestürzt. Bei dem Zusammenstoß mit einem Teamkollegen im "Globe of Death" (Kugel des Todes) hat er sich eine Platzwunde und Prellungen zugezogen (der TV berichtete).
Seine äußerlichen Wunden verheilen derzeit. Acero hat das Brüderkrankenhaus am Donnerstag verlassen, es geht ihm soweit gut. Doch bei der Untersuchung wurde auch eine Hirnblutung festgestellt. Oliver Häberle, Pressesprecher des Trierer Weihnachtscircus, hat die Diagnose für den kolumbianischen Artisten ins Spanische übersetzt.
OP birgt Gefahr einer Lähmung


"Mit Medikamenten kann das nicht behandelt werden. Die einzige Chance wäre eine Operation", sagt Häberle. Bei einer OP bestünde jedoch das hohe Risiko einer Lähmung. Unbehandelt könne es jederzeit wieder zu einer Hirnblutung kommen. Beim Training oder Auftritt würde der Fahrer demnach also sich und andere gefährden.
Als der TV Acero in einem Trierer Hotel besucht, steckt er voller Tatendrang und will von einem Karriereende nichts wissen: "Ich liebe die Motorradnummer und freue mich darauf, vielleicht schon in einem Monat wieder fahren zu können." Seit zehn Jahren bedeutet die Manege für ihn die Welt. "Es ist sein Leben", stellt Oliver Häberle fest.
Gleich drei spektakuläre Nummern zeigen die Los Talento Stars aus Kolumbien im Weihnachtscircus. Beim Hochseilakt verzichtet das Quartett bewusst auf ein Sicherheitsnetz oder Luftkissen.
"Publikum will Thrill erleben"


"Die sind sich ihrer Sache so sicher, dass sie sagen: Das brauchen wir nicht", erklärt Häberle. Unfälle passierten auch im Alltag, absolute Sicherheit gebe es nicht. Zudem müssten sonst alle Risikosportarten infrage gestellt werden, folgert der Pressesprecher: "Der Junge wollte Stuntman werden. Und das Publikum will Thrill erleben."
Beispiel Todesrad: Wer auf der Innenseite der Stahlkonstruktion läuft, kann sich über Gurt und Seile sichern. Doch außen funktioniert das nicht. Der Zirkus beschreibt die Nummer auf seiner Internetseite so: "Immer schneller und rasanter dreht sich das Todesrad, während die Artisten ungesichert auf der Außenseite in bis zu zwölf Metern Höhe meterweite Sprünge, Salti und Pirouetten vollführen und zu allem Entsetzen der Zuschauer sogar Seilspringen und blind über das Rad laufen. Nervenkitzel und feuchte Hände sind garantiert."
Beispiel Todeskugel: Bis zu vier Artisten rasen gleichzeitig mit ihren Crossmotorrädern durch eine nur fünf Meter große Stahlgitterkugel. Es geht um Bruchteile von Sekunden. Beim Unfall in Trier berühren sich zwei Fahrer mit den Helmen, einer stürzt, der andere kann nicht mehr bremsen. Ein Zuschauer filmt den Crash zufällig mit seinem Handy.
Edison Felipe Acero - sein Nachname bedeutet "Stahl" - fliegt am 3. Januar nach Hause. In Kolumbien will er sich in einer Spezialklinik untersuchen lassen - und alles für ein Comeback in der Manege tun.
Die laufende Saison des Trie rer Weihnachtscircus endet an diesem Wochenende. Manege frei heißt es am Samstag und Sonntag jeweils um 15.30 und 19.30 Uhr. Auch die Los Talento Stars zeigen alle ihre Nummern, nur zu dritt statt zu viert.
Extra

Zwei Stürze: Innerhalb einer Woche sind im Zirkus Flic Flac zwei Unfälle passiert. Vorige Woche verletzte sich in Dortmund ein Motorradfahrer bei einem Sturz in einer ähnlichen Kugel wie in Trier am Knie. Am Donnerstag stürzte in Nürnberg eine russische Trapezkünstlerin vor den Augen des Publikums ab. Sie prallte aus vier Metern Höhe auf den Boden und brach sich den Fußknöchel. Die 24-Jährige wird in einer Klinik behandelt. dpa/cus

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