Staatsakt zu 60 Jahren Bundesrepublik

Berlin (dpa) · Bundespräsident Horst Köhler hat die Deutschen zu neuem Zusammenhalt aufgefordert. Die Bürger müssten sich wie bei der Gründung des Landes vor 60 Jahren Solidarität, Menschenwürde und Freiheit versprechen, sagte Köhler beim Staatsakt zum 60- jährigen Bestehen der Bundesrepublik in Berlin.

Er beklagte, dass die Bildungschancen von Kindern immer noch zu stark vom Geldbeutel der Eltern abhingen und die Arbeitslosigkeit im Osten immer noch höher sei als im Westen. „Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Teilung unseres Landes in der Arbeitslosenstatistik fortbesteht.“

Köhler sagte: „Mit der Einheit ist es wie mit der Demokratie: Sie ist nie fertig.“ Sie müsse gelebt und erprobt werden. „Wie wäre es, wenn wir das Versprechen von vor 60 Jahren heute erneuern würden?“ Es müsse an der Einheit zwischen Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderung, Einheimischen und Zugewanderten, Arm und Reich gearbeitet werden. „Wir wollen eine Gesellschaft sein, die nicht wegschaut, wenn Menschen in Not sind, und die keinen zurücklässt.“

Deutschland feiere Geburtstag in einer schwierigen Zeit. Die Arbeitslosigkeit werde steigen, ehe die Lage wieder besser werde. Köhler betonte: „Unsere Verfassungsordnung ist ein Leuchtfeuer der Freiheit geworden.“ Sie lebe aber auch von der Verantwortung. Es komme auf jeden Einzelnen an. Den Menschen müsse die Gewissheit gegeben werden, dass sie gebraucht werden.

Mit einem Ökumenischen Gottesdienst hatten zuvor die Spitzen der Kirchen und der Bundesregierung des 60-jährigen Bestehens der Bundesrepublik gedacht. Im Berliner Dom trafen sich am Morgen neben Bundespräsident Köhler, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Vertreter des Bundestages, der Länder und des Diplomatischen Corps. In ihren Predigten würdigten Vertreter der Kirchen das Grundgesetz als Fundament, auf dem die Bundesrepublik als Rechtsstaat beruhe.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, rief die Politik dazu auf, angesichts der Wirtschaftskrise die Sorgen der Menschen nicht außer Acht zu lassen. Auf den Trümmern der NS-Diktatur sei ein demokratischer Staat entstanden, der nicht zur Disposition stehe. Der Vorsitzende der deutschen katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, die Bundesrepublik verdanke dem Grundgesetz, „dass wir in Frieden und Freiheit leben“. Das Grundgesetz und die Wiedervereinigung Deutschlands seien ein „großes Geschenk Gottes“ an die Deutschen.

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