Von Weizsäcker würdigt Grundgesetz

Berlin (dpa) · Zum 60-jährigen Bestehen der Bundesrepublik hat der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Bedeutung des Grundgesetzes und des Bundesverfassungsgerichts hervorgehoben.

„Unsere Verfassung hat uns auch dank ihrer nachhaltigen Ausfüllung durch ein sehr machtvolles Verfassungsgericht das Entscheidende gelehrt: Demokratie als Lebensform“, sagte von Weizsäcker der „Süddeutschen Zeitung“. „Das Grundgesetz hat, nicht zuletzt dank der Tätigkeit des Bundesverfassungsgerichtes, überall in Ost und West unseres Landes Anerkennung gefunden.“

Karlsruhe achte sorgfältig darauf, „dass dieses Grundgesetz angesichts des europäischen Einigungsprozesses seine Gültigkeit behält und dass europäische Richtersprüche nicht anfangen, unsere Grundrechte zu beschädigen“, sagte von Weizsäcker. „Wir sind aus einer Untertanengesellschaft gekommen und eine Bürgerdemokratie geworden. Das ist prägend. Das macht unsere Stimme in Europa aus. Nicht Europa, sondern das Grundgesetz brachte uns die Demokratie als Lebensform.“

Von Weizsäcker räumte ein, dass es Perioden gegeben habe, in denen in der Bundesrepublik „ein bisschen zu viel Autorität im Spiel war“. Dies habe die 68er Bewegung wieder etwas ausgeglichen.

„Unseren Weg, unseren unumkehrbaren und erstmaligen Weg zu einer Demokratie als Lebensform - den gehen wir in Europa weiter. Das ist mein Verfassungspatriotismus“, betonte der ehemalige Bundespräsident. „Europa ist vollkommen unvermeidlich. Wir werden in der Zukunft noch weniger ohne Europa auskommen, als wir es in der Vergangenheit getan haben.“ Von Weizsäcker fügte hinzu: „Wir müssen lernen, europäisch zu denken und zu handeln.“

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