Chronik: Die Wende in der DDR 1989/90

Der Fall der Berliner Mauer: Die Ereignisse der Monate vor und nach dem 9. November 1989 in der Übersicht.


7./8. Oktober 1989: Die DDR feiert ihren 40. Geburtstag, parallel kommt es zu Protesten gegen das SED-Regime. Eine Gruppe von Oppositionellen gründet die (ostdeutsche) SPD.

9. Oktober 1989: „Tag der Entscheidung“ in Leipzig: 70 000 Menschen demonstrieren in Leipzig friedlich für Reformen. Die unerwartet große Zahl an Demonstranten hält die DDR-Sicherheitsbehörden davon ab einzugreifen.

10./11. Oktober: Nach einer zweitägigen Krisensitzung erklärt das SED-Politbüro die Bereitschaft der Partei zu einem Dialog mit der Bevölkerung. Erstmals gesteht das Politbüro ein, dass Ursachen für die Fluchtbewegung auch in der DDR selbst zu suchen seien.

16. Oktober: Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Leipzig. Sie fordern freie Wahlen sowie Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit.

18. Oktober: Nach einem Machtkampf im SED-Politbüro tritt Erich Honecker von all seinen Ämtern zurück - offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Egon Krenz wird neuer SED-Generalsekretär.

23. Oktober: 300.000 Demonstranten gehen in Leipzig auf die Straße. Weitere Zehntausende in Magdeburg, Dresden, Schwerin, Zwickau, Halle, Stralsund und Berlin.

1. November: Aufgrund des Drucks der Bevölkerung wird der pass- und visafreie Reiseverkehr von der DDR in die CSSR wieder zugelassen. DDR-Bürger strömen in die bundesdeutsche Botschaft in Prag, um ihre Ausreise in die Bundesrepublik zu erzwingen.

4. November: Auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz demonstrieren vom Morgen bis zum Nachmittag 250.000 bis 500.000 Menschen für Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die rund 6.000 DDR-Bürger, die sich in der bundesdeutschen Botschaft in Prag befinden, können ungehindert in die Bundesrepublik ausreisen.

5. November: Über das Wochenende des 4. und 5. November reisen insgesamt 23.200 DDR-Bürger über die CSSR in die Bundesrepublik aus.

6. November: Die SED-Führung veröffentlicht einen Reisegesetz-Entwurf, der den Gesamtreisezeitraum für DDR-Bürger auf dreißig Tage im Jahr begrenzt. Der Entwurf löst Empörung aus und verstärkt die Proteste auf der Straße.

8. November: In Ost-Berlin wird eine dreitägige Sitzung des SED-Zentralkomitees eröffnet, zu deren Beginn das Politbüro geschlossen zurücktritt. Der Druck der CSSR auf die DDR nimmt ultimative Formen an, die Regierung der CSSR äußert ihr Unverständnis darüber, dass die Ausreise von DDR-Bürgern in die BRD seit dem 3. November über das Territorium der CSSR abgewickelt wird.

9. November: Auf einer internationalen Pressekonferenz, die live in Fernsehen und Hörfunk übertragen wird, gibt Günter Schabowski die neue Reiseregelung bekannt, die den DDR-Bürgern eine ständige Ausreise ohne Vorliegen von Voraussetzungen erlaubt. Auf Nachfrage eines Journalisten, ab wann die neue Regelung in Kraft treten würde, antwortet er knapp: „Sofort unverzüglich.“
Am Grenzübergang Bornholmer Straße überqueren die ersten DDR-Bürger die Grenze. Gegen 23.30 wird der Druck der wartenden Massen so stark, dass sich die Tore nach West-Berlin komplett öffnen. Bis Mitternacht wird die Öffnung aller Berliner Grenzübergänge erzwungen. Die Mauer ist gefallen.

10. November: Aufgrund des anhaltenden Massenandrangs an den Grenzübergängen scheitert der Versuch, zu einem kontrollierten Reiseverkehr zurückzukehren.

12. November: Eine Million DDR-Bürger besuchen an diesem Tag West-Berlin. An Kontrollen ist immer noch nicht zu denken, den Passkontrolleuren bleibt nichts anderes übrig, als sämtliche Abfertigungshandlungen einzustellen und die Tore und Schranken der Übergänge weit zu öffnen.

8./9. Dezember:
Beginn eines zweitägigen außerordentlichen Parteitages der SED. Ein Antrag auf Selbstauflösung der SED findet keine Mehrheit. Gregor Gysi wird neuer SED-Vorsitzender.

22. Dezember: Ministerpräsident in Hans Modrow und Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnen unmittelbar am Brandenburger Tor eine Grenzübergangsstelle.

1. Januar 1990: Reisefreiheit in beide Richtungen: Bundesbürger können die DDR und Ost-Berlin ohne Visum und ohne Zwangsumtausch besuchen.

19./20. Februar:
Unter den Augen der Weltöffentlichkeit beginnt am Abend der Abbau der Berliner Mauer im Bereich des Potsdamer Platzes im Zentrum Berlins. An ihre Stelle tritt ein dezenter, etwa zwei Meter hoher grüner Maschendrahtzaun.

18. März: Entgegen aller Vorhersagen gewinnt die "Allianz für Deutschland" mit 47,8% der Stimmen die Volkskammer-Wahl. Mehr als 12,2 Millionen Menschen konnten unter 24 Parteien, politischen Vereinigungen und Listenvereinigungen wählen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 93,39 Prozent.

19. April: Die Regierungserklärung von Lothar de Maizière ist ein Bekenntnis zur Einheit Deutschlands. Er betont in seiner Erklärung unter anderem: "Die Einheit muss so schnell wie möglich kommen, aber ihre Rahmenbedingungen müssen so gut, so vernünftig und so zukunftsfähig sein wie nötig."

13. Juni: Der Abriss der Grenzmauer in der symbolträchtigen Bernauer Straße beginnt. Auch zwischen den Stadtbezirken Mitte und Kreuzberg sowie Treptow und Neukölln werden Mauersegmente entfernt.

1. Juli: Die Währungsunion tritt in Kraft. Die Bewachung der Mauer und sämtliche Grenzkontrollen werden eingestellt.

3. Oktober: Um Mitternacht wird der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes wirksam. Die offizielle Feier mit Feuerwerk findet im Beisein der höchsten Vertreter der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR sowie Hunderttausender Menschen vor dem Berliner Reichstag statt. Unter den Klängen der Nationalhymne wird um 0.00 Uhr die Bundesflagge gehisst. Die Bundesrepublik zählt nun insgesamt 78,7 Millionen Einwohner. Das Staatsgebiet hat sich um rund 108.000 auf 357.000 Quadratkilometer vergrößert.

Quelle u.a.: Bundeszentrale für politische Bildung, www.chronik-der-mauer.de. Dort gibt es auch weitere Infos zu den Ereignissen.

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