Amtsschimmel schikaniert Moselwinzer

TRIER. (sim) Viele Moselwinzer sind empört: Weil sie in diesem Hitzesommer wegen der Dürre Wasser aus der Mosel entnahmen und dabei das Ufer betraten, sollen sie jetzt Gebühren zahlen. Gleich zwei Behörden wollen Geld.

Im Hitzesommer dieses Jahres drohten etliche neu angepflanzte Rebanlagen zu verdorren. Viele Winzer griffen in ihrer Not zum letzten Mittel: Sie bewässerten die ufernahen Rebanlagen mit Moselwasser. Vorsorglich hatte sich der Weinbauverband Mosel-Saar-Ruwer an die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD), Amt für Wasserwirtschaft, gewandt und um Genehmigung gebeten. Diese wurde erteilt. Was der Verband aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Eine solche Genehmigung kostet Gebühren: 25,56 Euro nimmt die SGD in Trier, 15,91 Euro die SGD in Koblenz. Michael Kohlhaas, Leiter der SGD Nord: "Wir sind gezwungen jeden Rechtsakt mit Gebühren zu versehen." Die unterschiedlichen Beträge seien dadurch zu erklären, dass von Koblenz aus mehr Winzer angeschrieben wurden als von Trier. Zähneknirschend zahlten die meisten der rund 60 betroffenen Winzer. Doch damit nicht genug: Jetzt flatterte einigen Winzern erneut ein Gebührenbescheid ins Haus - diesmal in Höhe von 52 Euro, gefordert vom Wasser- und Schifffahrtsamt, unter anderem wegen der Benutzung der Uferböschung bei der Wasserentnahme. Joachim Gährs, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes: "Es handelt sich noch um fünf Fälle, wo wir wissen, dass Wasser aus der Mosel entnommen wurde. Die anderen Winzer haben ihre Anträge zurückgezogen." Das Amt, so Gährs, wende nur die gültige "Entgeltrichtlinie für die Nutzung bundeseigener Grundstücke" an. Das Mindestentgelt betrage dabei 52 Euro. Der Weinbauverband Mosel-Saar-Ruwer hat gestern in einem Brief an Weinbauminister Bauckhage scharf gegen das Vorgehen der beiden Behörden protestiert. Zitat: "Es ist schon traurig genug, dass die Winzer in solchen Notsituationen wie im Dürresommer 2003 für die Wasserentnahme aus der Mosel überhaupt Gebühren zahlen müssen. Doch die weitere Inrechnungstellung durch das Wasser- und Schifffahrtsamt schlägt dem Fass den Boden aus." Der Verband fordert den Minister auf, die Gebührenbescheide für die Winzer rückgängig zu machen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Marita Sehn spricht von einem "Kabinettstück aus Bürokratistan". Die FDP lehne die Gebühr als Ausdruck einer ausufernden Bürokratie ab. mar

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