Anklage gegen Bitburger Drogen-Gärtner

TRIER. (sey) Drei Monate nach dem spektakulären Cannabis-Fund auf dem Bitburger Flugplatz hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ein Ehepaar aus der Nähe von Aachen erhoben. Nach dem Drahtzieher, einem Niederländer, wird noch gefahndet.

Experten schlagen Alarm: In Deutschland wird immer mehr Haschisch und Marihuana konsumiert. Und die Kiffer werden immer jünger, sagt der Würzburger Suchtforscher Professor Jobst Böning. Unter den geschätzt 2,5 Millionen Kiffern in Deutschland seien etwa 250 000 Kinder und Jugendliche. Von dieser Entwicklung sei die Gesellschaft regelrecht überrollt worden, meint Böning.

Wo die Nachfrage hoch ist, muss das Angebot Schritt halten. Immer häufiger haben Drogenfahnder in den letzten Monaten auch in Deutschland Cannabis-Plantagen entdeckt - zuletzt vergangene Woche im Kreis Borken. Einen der spektakulärsten Funde machte die Kripo Ende August auf dem Bitburger Flugplatz. Nach einem Tipp von Wachleuten entdeckte die Polizei in zwei Flugzeug-Bunkern eine 405 Quadratmeter große Plantage mit 10 000 fast erntereifen Pflanzen. Geschätzter Schwarzmarktwert: mehrere Millionen Euro.

Demnächst müssen sich zwei mutmaßliche Haupttäter in Trier vor Gericht verantworten - ein Ehepaar aus Selfkant bei Aachen. Der 42 Jahre alte Mann und seine 41-jährige Ehefrau hatten die Hallen angemietet, angeblich im Auftrag eines als Drahtzieher verdächtigten Niederländers. Nach dem Hintermann wird international gefahndet.

Akute Geldnot war laut Triers Chef-Staatsanwalt Horst Roos Ursache dafür, dass das bis dato unbescholtene Ehepaar auf die schiefe Bahn geraten sei. Die Frau habe zuletzt Schiffbruch mit einem eigenen Geschäft erlitten. Da versprach die illegale Cannabis-Plantage eine lukrative Rendite. Erste Erfahrungen als Drogen-Gärtner hatte das Ehepaar bereits im Keller seines Hauses gemacht. Zwei Mal ernteten die beiden dort je 25 Kilogramm Cannabis. Geschätzter Schwarzmarktwert: mehrere hunderttausend Euro. 32 000 Euro sollte das Paar nach eigenen Angaben von ihrem Auftraggeber für die letzte Keller-Ernte bekommen, 10 000 Euro waren es am Ende nur. Die beiden geständigen Eheleute sitzen seit August in Untersuchungshaft, ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen.

Fahnder sehen im zunehmenden Verfolgungsdruck in den Niederlanden eine der Hauptursachen dafür, dass vermehrt auch in angrenzenden Regionen Deutschlands Cannabis angebaut wird. Die niederländische Polizei macht mit speziell ausgestatteten Hubschraubern Jagd auf die Cannabis-Plantagen und ihre Besitzer.

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