Arbeitsmarkt:Kaum Chancen für Ältere

TRIER. (sas)Arbeitsmarkt paradox: Während die rot-grüne Bundesregierung darüber nachdenkt, die Lebensarbeitszeit und das Renteneintrittsalter zu erhöhen, werden immer mehr Beschäftigte über 50 Jahre auf die Straße gesetzt.

Über 50 Jahre und nicht mehr zu gebrauchen? Betrachtet man dieaktuelle Arbeitslosen-Statistik, scheint sich dieser Eindruck zubestätigen. Von 19 510 registrierten Arbeitslosen in der RegionTrier waren im Februar knapp ein Viertel über 50 Jahre. Damitliegt die Region im Landestrend. Und die Zahl der Älteren ohneJob steigt: seit Februar 2002 um 209 auf nun 4575 - ein Plus von4,8 Prozent. "Wir haben eine starke Zunahme, und wir erwarteneine noch stärkere", resümiert Hans Dieter Kaeswurm, Direktor desTrierer Arbeitsamtes und zuständig für die Region Trier. Was mitso blumigen Worten wie Fluktuation und sozialverträglicherArbeitsplatzabbau umschrieben werde, sei in der Realität eineVernichtung von Arbeitsplätzen. Denn an die Stelle des älterenArbeitnehmers rückt selten ein jüngerer Kollege, hat die Behördefestgestellt. Dabei wird den meisten Arbeitnehmern der Schritt schmackhaft gemacht. Großzügige Abfindungen erleichtern den Weg in die Arbeitslosigkeit, die von vielen als "Quasi-Vorruhestand" empfunden wird. Banken, Versicherungen und Öffentlicher Dienst haben es vorgemacht. Auch das RWE praktiziert eine so genannte 51er Regel, die Stadtwerke Trier denken ebenfalls über eine Rahmenvereinbarung für ältere Kollegen nach. Die Begründung vieler Arbeitgeber: Die Wahrscheinlichkeit, mit Mitte 50 noch vom Arbeitsamt vermittelt zu werden, sei gering. Doch dieser Schluss trügt. Denn gerade die Vermittlung älterer Arbeitsloser ist eines der obersten Ziele der Arbeitsverwaltung. Dafür hat auch der Gesetzgeber mit der Entgeltsicherung die Weichen gestellt. "Wir können nicht sagen, dass wir alle ab 53 Jahre in Ruhe lassen", sagt Kaeswurm. Das stehe im Widerspruch zur Politik des Arbeitsamtes. Denn die älteren Arbeitslosen belasten die Sozialkassen stärker als jüngere. Allein im Arbeitsamtsbezirk Trier beziehen über 30 Prozent der über 50-Jährigen Arbeitslosengeld oder -hilfe, einige von ihnen sogar den Höchstsatz von mehr als 1500 Euro im Monat.

Auch ohne das Problem der älteren Arbeitslosen wird die Lage auf dem Arbeitsmarkt immer prekärer. Im Februar waren bundesweit 4 706 200 Menschen ohne Beschäftigung. Das waren 83 100 mehr als vor einem Monat und 410 100 mehr als vor einem Jahr, berichtet die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote stieg auf 11,3 Prozent (Januar: 11,1 Prozent.)

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