Berlin setzt Spione auf Bauern an

TRIER. (red) Die Bauern sind außer sich: Das Bundesumweltamt sucht "verdeckte" Beobachter, die die falsche Anwendung von Pflanzenschutzmitteln registrieren sollen. Die Funktionäre sprechen von Bauern-Spionen. Das Bundesumweltamt beschwichtigt: "Wir suchen unabhängige Experten."

"Bundesumweltminister Jürgen Trittin behandelt Bauern wie Drogendealer und Schwerstkriminelle", poltert Landwirt und CDU-Landtagsabgeordneter Michael Billen (Kreis Bitburg-Prüm). Trittin wolle die Bauern mit verdeckten Ermittlern ausspionieren, sie zu Kriminellen abstempeln, regt er sich auf. Auch die Liberalen im Landtag sprechen von "Geheimdienstmethoden". Stein des Anstoßes ist eine Ausschreibung des Bundesumweltamtes für "verdeckte Feldbeobachtung" zur "Erfassung des Fehlverhaltens bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln". Ab März sollen die Beobachter die Bauern kontrollieren, ob sie sich beim Pflanzenschutz ans Gesetz halten. Notfalls sollen auch Boden- oder Wasserproben entnommen werden, um Verseuchungen festzustellen. Das sei "ein ganz "normales auf zwei Jahre befristetes Forschungsprojekt" beschwichtigen Karsten Klenner vom Umweltamt und auch die SPD-Landtagsfraktion. Es gebe keine verdeckten Ermittler, niemand werde bespitzelt, versucht Klenner die Wogen zu glätten. Man suche ein unabhängiges Institut, das zusammen mit den Bauern das Spritzverhalten anonym und bundesweit erfassen und auswerten soll. Bei Fehlverhalten werde niemand bestraft. Die "etwas missverständliche" (Klenner) Ausschreibung, hat nicht nur einige Unis und Umweltinstitute zu Bewerbungen animiert, sondern auch einige Bauernhasser hätten sich gemeldet, die glaubten sie könnten ihren unliebsamen Nachbarn denunzieren, gesteht Klenner.Die Bauernfunktionäre sind auf dem Bäumchen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner schimpfte bei einer Versammlung des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau in Darscheid (Kreis Daun): "Als Landwirte werden wir per se als Verräter hingestellt. Jeder Kriminelle hat mehr Rechte als wir Bauern." Leo Blum, Präsident des Bauernverbands Rheinland-Nassau, spricht von "Agrar-Spionen wie vor 60, 70 Jahren". Für den Mainzer Landwirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage ist das Vorhaben eine "schallende Ohrfeige für die Bauern". Sie seien Spezialisten ihres Faches und bräuchten keine Kontrolle von oben.

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