Bestattung unterm Baum sorgt für Ärger

HÜMMEL/TRIER. (mic) Darf sich ein Katholik unter einem Baum bestatten lassen oder nicht? Bei der Planung des ersten Naturfriedhofs in Rheinland-Pfalz in einem Wald bei Hümmel (Kreis Ahrweiler) sorgt diese Frage für Diskussionen. Das zuständige Bistum Trier will jedenfalls keinen Segen geben.

"Friedwald" - so heißt ein Friedhofs-Konzept, das in der Schweiz seit 1999 umgesetzt wird, und das sich auch in Deutschland zunehmender Beliebtheit erfreut. Mehr als 100 Menschen haben in den zwei Friedwäldern bei Kassel und Michelstadt in Hessen mittlerweile ihre letzte Ruhestätte gefunden: Nach der Einäscherung wird ihre Asche in einer Urne einen halben Meter tief unter einem Baum vergraben. Die Urne ist aus Maisstärke und löst sich nach einiger Zeit auf. "Der Baum ist Grab und Grabmahl. Die Asche der Verstorbenen wird vom Baum als Nährstoff aufgenommen und geht so in den Kreislauf der Natur über", wirbt die "Friedwald GmbH" aus Darmstadt. Die Nachfrage sei sehr groß, sagt Friedwald-Sprecher Josef Walter und spricht von mehreren tausend Anfragen seit Eröffnung des ersten Friedwalds im November 2001. Auf lange Sicht rechnet Walter mit ein bis zwei Friedwäldern pro Bundesland. Beim "Friedwald Eifel", für den seit einem Jahr die Planungen laufen, gibt es nun Diskussionen darüber, ob sich Katholiken dort überhaupt bestatten lassen dürfen. Geplant wird der "Friedwald Eifel" von der 600-Seelen-Gemeinde Hümmel im Kreis Ahrweiler. Sie will ein sechs Hektar großes Waldstück an Friedwald auf 99 Jahre verpachten. Der örtliche katholische Priester Gebhard Lück hat nun das Bistum Trier eingeschaltet, weil ihm der Friedwald ein Dorn im Auge ist. Er werde niemandem ein Sterbeamt in der Kirche verweigern, sagt Lück, doch er werde keinerlei kirchliche Amtshandlungen im Wald vornehmen und dort auch nicht zu Bestattungen erscheinen. "Vom Glauben her ist das unmöglich", sagt Lück und erklärt: "Die Auffassung, dass man in den Naturkreislauf übergeht und im Baum weiterlebt, ist nicht christlich. Damit wird die Auferstehung Christi geleugnet." Die Waldbestattung sei "heidnisch", so Lück. Mit seiner ablehnenden Haltung liegt er auf Linie des Bistums Trier. Das hat die Eingabe des Geistlichen zum Anlass genommen, eine grundsätzliche Klärung der katholischen Auffassung herbeizuführen. Im Juni soll sich nun die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Thema "Naturbestattung" befassen. Bestattung im Wald: Heidnischer Brauch oder Naturverbundenheit? Ihre Meinung in Kürze per E-Mail an meinung@volksfreund.de. Mails können nur veröffentlicht werden, wenn uns Name und Anschrift vorliegen.

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