Bistum Trier: Radikalkur für Pfarreien

TRIER. (wie) Auf die Gläubigen im Bistum kommen harte Einschnitte zu: Die Zahl der Pfarreien wird deutlich reduziert. Statt der bisher 389 eigenständigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten soll es künftig nur noch 180 bis 200 geben. Aus kleineren Pfarreien sollen neue, größere werden.

Bischof Reinhard Marx weiß, dass er sich mit der Neustrukturierung der Pfarreien nicht nur Freunde machen wird: "Einige werden nicht begeistert sein." Kein Wunder. Denn das, was Marx gestern zum Abschluss der Dechantenkonferenz in Trier ankündigte, ist eine Radikalkur. Von den bislang 63 eigenständigen und 325 zu Seelsorgeeinheiten zusammengelegten 922 Pfarreien sollen maximal noch 200 übrig bleiben. "Nichts wird bleiben, wie es war", machte Marx deutlich. Erstmals wurden damit die Pläne zur Umstrukturierung der Pfarreien konkret. Bislang wurde nur vage formuliert, wie sich die Basis der 1,6 Millionen Katholiken im Bistum ändern soll. Neben der noch stärkeren Kooperation von Pfarreien in so genannten Seelsorgeeinheiten ist auch an Neugründungen gedacht. Kleinere Pfarreien sollen fusionieren und einen neuen Namen erhalten: "Es wird keine Pfarrei mehr mit 50 Mitgliedern geben", so Marx. In größeren Städten soll künftig eine Pfarrei bis zu 15 000 Katholiken umfassen. Vorbild ist Trier, wo vor drei Jahren fünf Pfarreien zu einer verschmolzen sind. Für die Gläubigen bedeutet das eventuell weitere Wege bis zum Gottesdienst. In den neuen Pfarreien wird es nur noch eine Zentralkirche geben. Marx rechnet damit, dass ein Drittel der Kirchen geschlossen werden muss, "allerdings nicht auf dem Land. Die Kirche bleibt im Dorf." Trotz der konkreten Vorgaben sollen die Pfarreien selbst bestimmen, wie ihre Zukunft aussieht, ob sie fusionieren wollen oder Pfarrgemeinschaften bilden. In den nächsten Wochen sollen Mitglieder der eigens gegründeten Projektgruppe 2020 mit den Pfarrgemeinderäten darüber diskutieren. 2008 soll die endgültige Umstrukturierung der Pfarreien vorgestellt werden. Als Grund für die Radikalkur nennt Marx vor allem den Rückgang der Mitglieder um 314 000 seit 1980. Auch fehlende Priester und der Sparzwang - das Bistum will in den nächsten Jahren 30 Millionen Euro einsparen - zwängen zu der Umstrukturierung.

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