Brücken und Brillen gefragt wie nie

TRIER. (wie) Verunsicherte Patienten, volle Wartezimmer bei Zahn- und Augenärzten und Andrang bei den Optikern. Viele Versicherte wollen sich noch vor der Gesundheitsreform Zahnersatz oder Brillen machen lassen.

Viele Zahnärzte legen derzeit Sonderschichten ein: Ihre Wartezimmer sind zum Bersten voll. In vielen Praxen ist es schwer, noch in diesem Jahr einen Termin zu bekommen. Grund: Die Patienten sind verunsichert. Viele glauben, dass die Kassen ab nächstes Jahr die Kosten für Brücken und Kronen nicht mehr übernehmen. Doch das ist falsch. Im nächsten Jahr ändert sich noch gar nichts. Die in der Gesundheitsreform vorgesehene zusätzliche Pflichtversicherung für Zahnersatz gilt erst ab 2005. Und auch dann ändert sich außer der monatlichen Prämie für die Zusatzversicherung für den Patienten nichts. Er trägt auch weiterhin seinen Eigenanteil am Zahnersatz, genau wie jetzt auch. "Die Leute sind verunsichert und reagieren panisch", beschreibt der Dauner Zahnarzt Rainer Lehnen, Sprecher der Landeszahnärztekammer, das Verhalten der Versicherten. Die Krankenkassen raten sogar dazu, nach Möglichkeit erst im nächsten Jahr den Zahnersatz machen zu lassen. "Dann wird es deutlich billiger", bestätigt Lehnen. Ab Januar gelten neue Hononare für Zahnleistungen. Für Kronen und Brücken von gesetzlich Versicherten müssen die Ärzte dann rund 8,3 Prozent weniger berechnen. Für die Patienten bedeutet das im Schnitt vier Prozent geringere Eigenbeteiligung. Teurer werden dagegen die Füllungen, doch das belastet die Versicherten nicht, da die Kassen die Kosten dafür voll übernehmen. Ähnlich wie in den Zahnarztpraxen sieht es derzeit auch bei den Augenärzten und Optikern aus: Andrang in den Wartezimmern und Geschäften. Viele Brillenträger wollen noch vor Jahresende eine neue Brille. Denn im Gegensatz zum Zahnersatz entfallen bei den Sehhilfen ab Januar die Krankenkassen-Zuschüsse, Ausnahmen gibt es nur für Minderjährige, stark Sehbehinderte und bei Augenverletzungen und -erkrankungen. Bisher zahlen die Kassen je nach Glas noch bis zu 130 Euro dazu. Daher raten Verbraucherverbände: Wer eine neue Brille braucht, sollte sie noch in diesem Jahr kaufen. Obwohl die Optiker mit einem Umsatzeinbruch rechnen, weil nach ihren Berechnungen 650 Millionen Euro an Zuschüssen wegfallen, raten sie von "Panik-Käufen” ab.

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