Bürger steigen Kaminkehrern aufs Dach

TRIER. (wie/ik/win) Die Wut auf die Schornsteinfeger wächst: Obwohl viele moderne Feuerungsanlagen nahezu rußfrei arbeiten, kommen die Kaminkehrer mindestens einmal pro Jahr, messen Abgase, kontrollieren die Schornsteine und schreiben für Laien oft unverständliche Rechnungen.

Bei der TV -Aktion "Im Namen des Volkes", bei der Leserihrer Meinung nach überflüssige Vorschriften anprangerten, lagendie Schornsteinfege-Verordnungen ganz vorn. "Es wurde Zeit, dassder Bürger aufschreit", sagt Wolfgang Fisch von der Sanitär- undHeizungsbauer-Innung. Schornsteinfeger nähmen die gleiche Messungvor, die zuvor der Heizungsbauer bei der Wartung gemacht habe."Wir Heizungsbauer brauchen keine Kontrolle", kritisiert Fisch."Dadurch wird dem Bürger das Geld doppelt aus der Taschegezogen." Verbraucherschützer fordern seit langem bessernachvollziehbare Schornsteinfege-Rechnungen. Einer, der seit Jahren gegen die schwarzen Männer protestiert, ist Jürgen Schöbel aus dem pfälzischen Altrip. Weil er nach Angaben des Herstellers einen rußfreien Heizungsbrenner hat, verweigert er dem zuständigen Schornsteinfeger den Zutritt. Die Angelegenheit hat mehrere Gerichte und die Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde in Trier beschäftigt. Viele der 19 Millionen deutschen Heizungsbesitzer haben sich zusammengeschlossen und fordern: "Weg mit dem Schornsteinfeger-Monopol". Die EU-Kommission hat sich auf Antrag des CDU-Europa-Abgeordneten Werner Langen mit dem deutschen Schornsteinfeger-Wesen beschäftigt. Ergebnis: Das Gebietsmonopol verstößt nicht gegen europäische Wettbewerbsregeln. Auf Länderebene wächst der Druck. Im Saarland sollen die Männer in Schwarz bei Besitzern von umweltfreundlichen Heizungen nur noch alle zwei Jahre statt jährlich klingeln. Daran wird derzeit in Rheinland-Pfalz nicht gedacht. Ministerpräsident Kurt Beck sagte dem TV , Geldsparen dürfe nicht aufKosten der Sicherheit gehen.

Den Schornsteinfegern zufolge ist es "ein absoluter Trugschluss" zu meinen, ihre Arbeit sei unnötig. Heinz-Peter Geditz von der Schornsteinfeger-Innung im Raum Trier verweist darauf, dass 2001 bundesweit in 14 Millionen Gebäuden eine Million Mängel an bestehenden Anlagen festgestellt worden seien. Zudem gebe es in Ländern ohne strikte Vorschriften viele Kohlenmonoxid-Tote, und die Feuerversicherung sei dort teurer. Eine große Gefahr besonders in unserer Region seien im Schornstein nistende Dohlen, sagt Geditz. "Wenn wir einen Zwei-Jahres-Rhythmus einführen, gibt es Tote."

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