Deutsche vor Strom-Chaos sicher

TRIER/DORTMUND. (sas/dpa) Nach dem schlimmsten Stromausfall in der Geschichte Nordamerikas bleibt die Ursache für den Zusammenbruch unklar. Experten sind sich allerdings sicher: Deutschland ist gegen einen solchen Blackout gewappnet.

Deutschland hat die sichersten Stromnetze der Welt. Dies behauptet zumindest der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW). Wegen ihrer engmaschigen Auslegung seien sie deutlich weniger anfällig für Störungen als die Netze in anderen Ländern. Unterstützung erhält der Verband von Werner Leonhard, emeritierter Professor für Regelungstechnik an der TU Braunschweig. Er sagt, dass das amerikanische Stromnetz - anders als in Deutschland - oft am Rande seiner Leistungsfähigkeit arbeitet. "In Deutschland haben wir zurzeit noch mehr Reserven", sagt der Experte. Von dem mehr als 18-stündigen Stromausfall im Nordosten der USA und Kanada, darunter in Metropolen wie New York und Toronto, waren zeitweise 50 Millionen Menschen betroffen. Die USA und Kanada wiesen sich gegenseitig die Schuld für den Stromausfall zu, der auch am Freitag noch zu Verkehrsbehinderungen führte.Den Beleg für die deutsche Versorgungssicherheit gibt VDEW-Geschäftsführer Eberhard Meller. Die Hitzewelle der jüngsten Wochen habe gezeigt, dass die Versorger auch gegen extreme Situationen gewappnet seien. Auch Rudi Gaidosch, Pressesprecher der RWE Net in Dortmund, sagt: "Selbst am vergangenen Wochenende haben wir die gesetzlich vorgeschriebene Versorgungssicherheit bewiesen." Dabei sei die Lage problematisch gewesen, weil nicht nur eine Vielzahl von Kraftwerken derzeit technisch gewartet und deshalb abgeschaltet würden, sondern weil auch die Windkraftwerke stillgestanden hätten - ein Verlust von rund 12 000 Megawatt.Ein wichtiges Element der Versorgungssicherheit ist nach Angaben des Verbandes die Aufteilung der Übertragungsnetze in vier Regelzonen. "Einzelne Kraftwerksausfälle und eventuell auftretende Engpässe in einer der Zonen können über den Stromaustausch im deutschen Verbund von den anderen Regelzonen ausgeglichen werden", sagt VDEW-Experte Meller. "Stromausfälle sind deshalb kleinflächiger und regional begrenzt", sagt auch RWE-Sprecher Gaidosch.In den USA und in Kanada ist die Energieversorgung durchweg privatwirtschaftlich organisiert. Eine Tatsache, die Probleme schaffen kann, wie Techniker Werner Leonhard urteilt. Denn Kraftwerke und Leitungsnetz würden "dicht am Limit" betrieben - aus "großem Interesse an einer gesunden Rendite", sagt der Experte. Wenn aber auch in Deutschland weniger in Kraftwerke und Leitungen investiert werde, könne es auch hier zu Lande ähnliche Probleme wie in Nordamerika geben. Um die Ersetzung alter Kraftwerke ab 2005 ging es auch beim Energiegespräch von Bundeskanzler Gerhard Schröder mit den Chefs der vier großen Stromversorger Vattenfall Europe, Eon, RWE EnBW.

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