"Dicke Bretter bohren für die Ökumene"

TRIER. (ik/sey) Katholiken und Protestanten werden an einer engeren Zusammenarbeit nicht vorbeikommen: Diese Ansicht hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, bei einem Besuch in der TV-Redaktion vertreten. Weiteres wichtiges Gesprächsthema: Die Landeskirche muss in den kommenden Jahren ein Fünftel ihres Etats einsparen.

"Eine Kirche, die nicht auf Ökumene ausgerichtet ist, ist nicht im Sinne Christi." Für Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, ist eine Annäherung von Katholiken und Protestanten deshalb ohne Alternative. Auch, wenn dazu "dicke Bretter gebohrt werden müssen", wie Schneider bei einem Besuch des Trierischen Volksfreunds sagte. Nicht nur in Fragen wie Papsttum und Zölibat klafften die Meinungen auseinander, auch über das Amtsverständnis müsse gesprochen werden. Besonders das Laien ausschließende Weihepriestertum missfällt dem Protestanten. "Ich sehe nicht, wie man das theologisch begründen kann." Diskussionsbedarf sieht Schneider auch bei der Rolle der Frauen in der Kirche. Die Evangelische Kirche stehe zu der Öffnung ihrer Ämter für Frauen. "Dafür lassen wir uns auch verhauen." Dass eine Verständigung über solche Punkte in absehbarer Zeit möglich ist, bezweifelt Schneider. Die Kirche plane in großen Zeiträumen. Dennoch: "Das ökumenische Miteinander ist besser als sein Ruf." Außer um Ökumene ging es bei Schneiders Gespräch mit dem TV vor allem um Ökonomie: Die Evangelische Kirche im Rheinland will zwischen 2006 und 2012 mindestens zehn Millionen Euro sparen - 20 Prozent ihres Haushalts. Zusammenlegungen von Gemeinden im großen Stil hält Schneider wegen der schon jetzt riesigen Gebiete in der Region Trier für unwahrscheinlich. Er geht vielmehr davon aus, dass Aufgaben künftig zentral erledigt werden. Und: "Ehrenamtliches Engagement wird an Bedeutung gewinnen." Während die Kirche ihren Anteil an den Kosten der 867 Kindergärten im Bereich der Rheinischen Landeskirche von derzeit durchschnittlich 20 auf maximal zehn Prozent senken und einige ganz schließen will, verkündete Schneider auch eine frohe Botschaft: Das Engagement der Landeskirche an der Trierer Universität - etwa in Form der Evangelischen Studierenden-Gemeinde - sei gesichert. Auf wenig Gegenliebe stößt beim Präses die von Kirchentagspräsident Eckhard Nagel am Mittwoch geforderte Abschaffung der Kirchensteuer "auf lange Sicht". Die Kirchensteuer sei ein bewährtes und zuverlässiges Instrument, das man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollte, sagte Präses Schneider unserer Zeitung. Rheinland-Pfalz Seite 4

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