Eine Brücke von der Schule zum Job

TRIER. (DiL) Mit einer außergewöhnlichen Initiative wollen die Handwerkskammer Trier und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion dafür sorgen, dass Schüler besser auf die Anforderungen des Berufslebens vorbereitet werden. Ein entsprechender Vertrag wurde gestern unterzeichnet.

Die nüchternen Fakten zeigen, wie dringend Verbesserungen bei der Vorbereitung auf die Lehre und den Job sind: 371 Lehr-Abbrecher (mehr als ein Fünftel) im Jahr 2004 in der Region Trier, immer häufigere Beschwerden der Arbeitgeber über mangelnde Fähigkeiten der Schüler, im Gegenzug aber auch immer wieder enttäuschte Erwartungen der jungen Berufseinsteiger. Die bisherige Praxis mit Berufspraktika reicht offenbar nicht aus. "Weniger als 20 Prozent", schätzt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Hermann Kocks, "stehen tatsächlich mit der späteren Lehre in Verbindung". Im schulischen Alltag fehle zudem oft die enge Verbindung zur Berufspraxis. Eine Einschätzung, die auch ADD-Präsident Josef Peter Mertes teilt. Deshalb hat man nun als rheinland-pfälzisches Pilotprojekt eine Vereinbarung geschlossen, die Haupt-, Regional- und Realschulen enger mit handwerklichen Betrieben verzahnen soll. Man habe "kein Wolkenkuckucksheim beschlossen, sondern unmittelbar umsetzbare Vorhaben", betont Mertes. Dabei will man sich an erfolgreichen Projekten orientieren, die an einzelnen Schulen bereits existieren. Sie sollen flächendeckend angeboten werden. Dazu gehören Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben, spezielles Bewerbertraining und gezielte Förderung für Mädchen in gewerblich-technischen Berufen. In den Schulen werden feste Ansprechpartner für die Wirtschaft benannt. Lehrer können "Maschinenscheine" in Betrieben erwerben, im Gegenzug sollen die Schulen stärker von der Möglichkeit Gebrauch machen, Praktiker aus den Unternehmen in den Unterricht einzubeziehen. Auch dem Problem der fehlgeleiteten Praktika will man zu Leibe rücken. Statt der Suche nach "irgendeinem" beliebigen Praktikumsplatz soll nach Schülerklientel differenziert werden. Voraussetzung ist allerdings, dass möglichst viele Betriebe Angebote für Schüler machen. Ein Aktionsplan und eine Initiativ-Veranstaltung im Herbst sollen dafür sorgen, dass die gemeinsamen Pläne den nötigen Schwung bekommen. Schließlich sei die Vereinbarung, das betonen Mertes und HWK-Präsident Rudolf Müller gleichermaßen, keine unverbindliche Absichtserklärung, sondern "für beide Seiten verpflichtend".

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