Elterngeld: Der Papa muss ran

BERLIN/TRIER. (ik) Die neue Bundesregierung plant in der Familienpolitik einen radikalen Systemwechsel. Eltern sollen künftig einkommensabhängig unterstützt werden, will heißen: Wer vor der Geburt eines Kindes gut verdient hat, bekommt mehr Elterngeld als Einkommensschwächere. Und vor allem: Die volle Summe gibt es nur, wenn auch der Vater eine Zeit lang zu Hause bleibt.

Die einen sprechen von einer "kleinen Kulturrevolution", für andere ist es der Versuch einer "Umerziehung": Die Familienpolitik der großen Koalition sorgt für Aufregung. Besonders umstritten: die Absicht, das geplante Elterngeld künftig nur dann ein volles Jahr zu zahlen, wenn auch der Vater mindestens zwei Monate lang eine Auszeit vom Job nimmt. So will CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen eine Abkehr von der traditionellen Rollenaufteilung fördern und einen Mentalitätswandel bei Arbeitgebern erreichen: Es soll normal werden, dass auch Väter im Beruf kürzer treten, wenn sich Nachwuchs eingestellt hat. Während das Konzept bei der Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel im Bundestag auf breite Zustimmung stieß, bläst von der Leyen aus den eigenen Reihen kräftiger Wind entgegen: Man dürfe Eltern nicht vorschreiben, wie sie ihr Kind erziehen müssten, argumentiert etwa der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Verfassungsrechtler streiten, ob die so genannte "Vaterkomponente" mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Doch in der Kritik steht auch das Elterngeld-Konzept an sich. Es sieht vor, das Erziehungsgeld, das bisher gering Verdienenden zugute kam, durch eine Lohnersatzleitung zu ersetzen. Wer nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleibt, erhält 67 Prozent seines Nettoeinkommens, maximal 1800 Euro - zehn Monate lang für einen Elternteil und zwei weitere, wenn die "Vaterkomponente" greift. Ziel der Bundesregierung: gut verdienenden Paaren die Entscheidung für ein Kind zu erleichtern - denn vor allem bei Akademikerinnen ist die Geburtenrate extrem niedrig. Das Konzept ist unsozial, meinen indes die Gegner: Eltern mit niedrigem Einkommen würden dadurch schlechter gestellt. Das eigentliche Problem seien zudem nicht die Einkommensausfälle, sondern die schlechten Betreuungsmöglichkeiten. In ein bis zwei Monaten soll das Elterngeld ins Gesetzgebungsverfahren eingebracht und 2007 eingeführt werden. Kommentar Seite 2Themen der Zeit Seite 3 Was halten Sie vom Elterngeld-Konzept? Mailen Sie uns und geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an.

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