Ferienstress: Wohin mit den Kindern?

TRIER. (wie) Die großen Ferien stehen vor der Tür. Doch längst nicht alle Eltern teilen die Freude ihrer Kinder über die sechswöchige Freizeit. Schulfrei über mehrere Wochen bedeutet vor allem für berufstätige Eltern Betreuungsstress. Die wenigen Wochen Urlaub reichen nicht, um zwölf Wochen Schulferien jährlich zu überbrücken.

Katja Namyslo aus dem Eifel-Ort Saxler hat einen 400-Euro-Job im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern. Ein Vollzeit-Job ist nicht drin. Wegen ihrer drei Kinder. Die sind zwar vormittags betreut: Der Junge, 5, geht in den Kindergarten, die beiden Mädchen, 7, in die Schule. Eigentlich kein Problem, um zumindest eine Halbtagsstelle anzunehmen. Doch was ist in den Ferien? "In diesem Jahr haben die beiden Großen 59 Tage Schulferien, hinzu kommen drei bewegliche Ferientage, an zwei Tagen hatte die Schule unterrichtsfrei, und der Kindergarten schließt im Juli für einen Tag. Macht zusammen 65 Tage ohne Betreuung", rechnet die 30- Jährige vor. Hinzu kommt, dass ihre Kinder in diesem Jahr bereits an zwölf Tagen krank waren. Zwar erhält jedes Elternteil zehn Tage pro Kind und Jahr unbezahlten Urlaub zur Betreuung kranker Kinder - die gesetzliche Krankenkasse bezahlt dann rund 75 Prozent des Nettolohnes als Krankengeld. Doch gerade bei kleinen Kindern, die häufiger krank sind, sind die zustehenden unbezahlten freien Tage schnell aufgebraucht. Die durchschnittlich 30 Tage bezahlter Urlaub reichen nicht aus, die Kinder in den Ferien ständig zu betreuen. "Wenn beide Eltern arbeiten, ist oft kein gemeinsamer Urlaub drin", sagt Katja Namyslo, deren Mann Vollzeit arbeitet. Ein Problem, vor dem gerade jetzt vor Ferienbeginn wieder viele berufstätige Eltern stehen. Die Industrie- und Handelskammer Koblenz stellte bei einer Befragung fest, dass in den Sommerferien fast alle Kindertagesstätten nicht durchgehend geöffnet haben. In einem Kita-Check fand der Deutsche Industrie- und Handelskammer-Tag (DIHK) heraus, dass 60 Prozent der Tagesstätten in den Ferien komplett geschlossen sind. In manchen Städten wie in Trier gibt es während der Kita-Ferien in einigen Kindergärten Notgruppen, in denen Kinder anderer Einrichtungen betreut werden. Auf den Dörfern mit nur einem Kindergarten ist das nicht möglich. Ferien werden dort schnell zum Stress, zumal Ferienfreizeiten von Kommunen oder Vereinen für größere Kinder oft schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Alternative Betreuungsangebote gehen schnell ins Geld. Daher fordert der DIHK: Kitas sollen in den Ferien eine Betreuung organisieren.

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