Flugplatz Hahn: Wie sicher ist der Luftraum?

HAHN. (wie) Kann sich der Beinahe-Zusammenstoß eines Militärjets und einer Passagier-Maschine wie kürzlich über dem Hahn jederzeit wiederholen (der TV berichtete)? Experten schließen es nicht aus. Jedenfalls war die Situation über dem Hunsrück gefährlicher als bisher bekannt. Der Tornado war noch gerade 370 Meter von der Ryanair-Maschine entfernt.

Das sei schon sehr gefährlich gewesen, 370 Meter Abstand zwischen zwei Flugzeugen sei nicht viel, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung gestern unserer Zeitung. Sie bestätigte damit Informationen, wonach der Bundeswehr-Kampfjet am Montag vergangener Woche um 14.23 Uhr von der vollbesetzen Ryanair-Maschine, einer Boeing 737, über dem Hunsrück gerade mal 370 Meter entfernt war. Bislang gab das Luftwaffenamt an, dass der Abstand 750 Meter betragen und zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden habe. Experten schätzen, dass die Geschwindigkeit des Jets zu diesem Zeitpunkt über 800 km/h betragen haben muss, die Ryanair-Maschine war, weil sie im Landeanflug war, noch etwa 300 km/h schnell. Mittlerweile hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung die Ermittlungen aufgenommen. Dort rechnet man damit, dass die Ermittlungen noch ein Jahr dauern können. Die SPD im Mainzer Landtag beantragte, das Thema im Verkehrsausschuss zu behandeln.

Das Beunruhigende: Es kann jederzeit wieder passieren. Der Bundeswehr-Jet flog im so genannten Sichtflug, wurde also nicht von einem Fluglotsen geleitet, während die Ryanair-Maschine von der Kontrollzentrale in Langen bei Frankfurt gelotst wurde. "Der Lotse braucht die Militärmaschine nicht zu beachten", sagt eine Sprecherin der Flugsicherung. In so genannten gemischten Flugggebieten wie über dem Hahn, die zivile und militärische Maschinen gemeinsam nutzten, sei die Sicherheit eingeschränkt, daher könne es immer wieder zu solchen gefährlichen Situationen kommen, sagen Fluglotsen. Die Pilotenvereinigung Cockpit sieht jedoch keinen Handlungsbedarf. Solche Zwischenfälle seien äußerst selten und meistens beherrschbar. Durch die Kollisionswarngeräte in Passagier- und Militär-Flugzeugen wüssten die Piloten genau, was sie tun müssten. Das Warngerät hatte auch in der Ryanair-Maschine Alarm geschlagen. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Kollissionswarner im Tornado ausgeschaltet war. Nach Auskunft der Flugsicherung gab es im vergangenen Jahr drei gefährliche Annäherungen im deutschen Flugraum.

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