Formel 1: Region bangt um Millionen

NÜRBURGRING. (jüb) Mehr als 100 000 Fans werden am Wochenende wieder zum Formel-1-Rennen in die Eifel pilgern. Vielleicht zum vorletzten Mal. Denn der Vertrag des Nürburgrings mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone läuft 2004 aus. Noch weiß niemand, wie es weitergeht.

Über Jahre hinweg spülte die Formel 1 gutes Geld in die Kassen der Nürburgring GmbH und die Wirtschaft der Region. Hotels und Pensionen waren ausgebucht, die Besucher ließen Millionen in der Eifel. Noch vor zwei Jahren kamen am Rennsonntag 142 000 Zuschauer. Ein Jahr später, nach der Eröffnung der neuen Mercedes-Arena, waren es sogar noch ein paar Tausend mehr. Und dies bei Höchstpreisen von 355 Euro (2001) und 375 Euro (2002). Das wird in diesem Jahr nicht mehr der Fall sein. "Wir werden zwar weiter über 100 000 Zuschauer haben, aber es wird keinen ausverkauften Ring geben", sagte der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, Walter Kafitz, dem TV . Hauptverantwortlich dafür sei die weltweit angespannte wirtschaftliche Lage. Kafitz: "Die Formel 1 wird 2003 nirgendwo vor voll besetzten Tribünen fahren." Mehr noch als der abnehmende Zuschauerstrom macht der Rennstrecke in der Eifel derzeit ein Beschluss der EU-Gesundheitsminister zu schaffen. Danach soll das Tabakwerbeverbot in der EU bereits am 31. Juli 2005 in Kraft treten. Der Weltmotorsportverband FIA hatte selbst eine Beschränkung ab Oktober 2006 beschlossen. Gegen diesen auf 2005 vorgezogenen Termin klagt nun die Nürburgring GmbH vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Auch die Bundesregierung will laut Kafitz juristische Schritte unternehmen. Die Tabakindustrie ist mit über 300 Millionen Dollar der größte Geldgeber der Formel 1 und drängt auf Präsenz an den Rennstrecken und im Fernsehen. Die Nürburgring GmbH und der ADAC wollen die Formel 1 in der Eifel erhalten, aber nicht um jeden Preis. "Es kommt auf die Konditionen eines neuen Vertrages an. Dies betrifft auch die Laufzeit", sagt ADAC-Präsident Hermann Tomczyk. Im Rahmen des Großen Preises von Europa am Wochenende wollen sich Kafitz, Tomczyk und Ecclestone zusammensetzen. "Dann geht es um das Thema Vertragsverlängerung", sagt Kafitz. Sollte man zu keiner Lösung kommen, drohen Ring und Region erhebliche Verluste: 80 Millionen Euro an Einnahmen und etwa 15 Millionen Euro an Nettowertschöpfung würden fehlen.

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